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Profis 12.08.2022 - 11:30 Uhr

Hitzeschlacht, Rekord-Elfmeter & eine unglückliche Niederlage

Rückblick auf vergangene Heimspiele gegen den 1. FC Union Berlin

Michael Thurk setzt beim 2:1-Heimsieg gegen Union Berlin in der Aufstiegssaison 2003/04 zum Fallrückzieher an.

Die Voraussetzungen für einen spannenden und stimmungsvollen Auftakt vor heimischer Kulisse in der MEWA ARENA (hier gibt es noch Tickets) könnten nicht besser sein. Der 1. FSV Mainz 05, mit dem 2:1-Erfolg in Bochum zum ersten Mal überhaupt in seiner Bundesligageschichte mit einem Auswärtssieg gestartet, erwartet am zweiten Spieltag Union Berlin im eigenen Stadion. Eine Mannschaft, die schon immer ein unbequemer Gegner war. Zudem feierten "die Eisernen" am ersten Spieltag einen souveränen 3:1-Sieg im Hauptstadt-Derby gegen Hertha BSC. Nun wollen beide Teams am Sonntag (15.30 Uhr, live auf DAZN und 05ER.fm) nachlegen. Die Mainzer Heimbilanz gegen den Klub aus Köpenick ist positiv. In sechs Spielen gab es vier Mainzer Siege, drei davon allerdings in der Zweiten Liga.

Hitzeschlacht beim 2:1-Sieg am Bruchweg

Ein Heimspiel ist dabei besonders in Erinnerung geblieben: Und zwar jenes 2:1 am Bruchweg vom 3. August 2003, das Auftaktspiel der Saison 2003/04, an deren Ende der FSV mit Trainer Jürgen Klopp nach zwei dramatisch gescheiterten Anläufen erstmals der Aufstieg in die Bundesliga gelang. 

Knapp drei Monate nach dem Drama in Braunschweig, als die 05ER am letzten Spieltag mit 4:1 gewannen und nach dem Abpfiff telefonisch erfuhren, dass Eintracht Frankfurt in der Nachspielzeit noch ein Tor gegen den SSV Reutlingen erzielt hatte, 6:3 gewann und mit dem um einen Treffer besseren Torverhältnis in die Bundesliga aufstieg, begann die neue Spielzeit mit einer weiteren nervenaufreibenden Begegnung.

Christoph Teinert erzielte im August 2003 bei brütender Hitze den 2:1-Siegtreffer für den FSV (Copyright Bernd Eßling)

Eine konzentrierte Aktion für drei Punkte

"Publikum und Mannschaft standen sich im mörderisch heißen Glutofen des Bruchwegstadions in ihrer Leidenschaft kaum nach. Die Fans mit ihrer nie erlahmenden Power gaben den Impuls, der den letzten Rest an Überwindung aus den ausgepumpten Körpern heraus kitzelte und noch einmal die Kraft kanalisierte, die notwendig war, um mit einer einzigen konzentrierten Aktion die drei Punkte zu erzwingen", schrieb die Mainzer Rhein-Zeitung nach der Begegnung. Die Sonne stand an besagtem Sonntagnachmittag der Uhrzeit entsprechend links hinter der Haupttribüne, auf der Bruchweg-Gegengerade gab es keinen Schatten, die Zuschauer ächzten, die Getränke im Stadion waren knapp und die Begegnung auf dem Rasen wurde zum Kraftakt, an dessen Ende die Mainzer einen 2:1-Sieg zum Auftakt klarmachten.

Beim FSV passte vieles noch nicht, einige 05-Profis hatten Orientierungsschwierigkeiten. So auch Jürgen Kramny, der nach 17 Minuten eine Kopfballrückgabe so präzise in den Lauf von Steffen Baumgart (dem heutigen Trainer des 1. FC Köln) spielte, dass der Union-Stürmer wenig Probleme hatte, Dimo Wache im kurzen Eck zum 1:0 für die Gäste zu überwinden. Das Gegentor fiel in eine Phase hinein, in der die Rheinhessen fußballerisch gut aufspielten. Die Mainzer mussten dann aber das Tempo dosieren und es gab Personalprobleme. Kramny war angeschlagen, Christof Babatz musste nach 23 Minuten wegen einer Bänderverletzung ausgewechselt werden. Neuzugang Antonio da Silva und Sandro Schwarz lieferten derweil eine überragende Partie im Mittelfeld ab, Kramny erzielte noch vor der Pause den Ausgleich.

Zwei Neuzugänge sichern Erfolg

"In der zweiten Hälfte war einfach die Kraft weg", erklärte Klopp das kaum noch vorhandene Offensivspiel anschließend. "Das war ein reiner Abnutzungskampf, aber es hat ja gepasst.” Und zwar deshalb, weil zwei eingewechselte Neuzugänge den Sieg sicherten. Rajko Tavcar passte aus dem Mittelfeld zu Christoph Teinert, der Stürmer erzielte mit seinem dritten Ballkontakt im ersten Profispiel das entscheidende Tor zum 2:1. Dem gelungenen Auftakt folgten zwölf weitere Siege und 15 Unentschieden, womit der FSV in die Bundesliga aufstieg.

Rekord-Strafstoß von Niakhaté zum 1:0

Moussa Niakhaté erzielte beim 1:0-Sieg im Februar 2021 per Strafstoß den entscheidenden Treffer.

Wichtiger Erfolg in geschichtsträchtiger Rückrunde

Das wohl bedeutendste Heimspiel der jüngeren Vergangenheit gegen die Mannschaft aus Köpenick fand am 6. Februar vergangenen Jahres in der MEWA ARENA statt. Mit einem 1:0-Erfolg gegen Union Berlin, dem erst dritten Saisonsieg, gelang den Mainzern am 20. Spieltag der Saison 2020/21 ein wichtiger Erfolg im Tabellenkeller. In der 21. Minute schickte Danny da Costa Karim Onisiwo steil, der an Robin Knoche vorbei in den Sechzehner zog und von Nico Schlotterbeck elfmeterreif gefoult wurde. Mit seinem Strafstoß stellte Niakhaté einen neuen Mainzer Bundesligarekord auf. Der Innenverteidiger verwandelte den 30. Elfmeter in Serie für die Rheinhessen. Union wurde nach der Mainzer Führung stärker, machte mehr Druck. Doch die Mainzer Abwehr hielt, gemeinsam mit Schlussmann Robin Zentner, die Null und sicherte dem FSV die drei wichtigen Punkte.

Bo Svensson hatte dem Team, das in der Vorrunde nur einmal gewonnen hatte, neue Stabilität gegeben. Sportdirektor Martin Schmidt sprach von einem Sieg, "der mehr wert ist als drei Punkte", die Mannschaften vor den Rheinhessen würden nervös. Schmidt sollte recht behalten: Mit dem Sieg gegen Union startete die sensationelle Aufholjagd, die schließlich dazu führte, dass der FSV die Saison mit 39 Punkten auf Platz zwölf beendete und den nicht mehr für möglich gehaltenen Klassenverbleib feiern durfte.

Niederlage durch zwei Konter

Zwei Treffer des Ex-Mainzers Taiwo Awoniyi entschieden das letzte Duell in der MEWA ARENA zugunsten der Gäste.

Führung durch Ingvartsen & schwerwiegender Ausfall

In der vergangenen Saison gab es für die Mainzer weder in Berlin an der Alten Försterei noch zu Hause etwas zu holen. Anfang Oktober 2021 verloren die 05ER in der MEWA ARENA mit 1:2. Die Begeisterung war vor dem Anpfiff groß gewesen. Die 16.000 Fans feierten den nächsten Schritt auf dem Weg zurück in die Normalität – erstmals seit dem Lockdown im März 2020 war die Stehplatztribüne wieder als solche geöffnet. 

Doch die Mannschaft beklagte bereits nach 17 Minuten einen schwerwiegenden Ausfall. Jeremiah St. Juste fiel nach einem Zweikampf mit Taiwo Awoniyi unglücklich zu Boden und kugelte sich die rechte Schulter aus. Der inzwischen nach Lissabon gewechselte Verteidiger spielte danach nur noch einmal für die 05ER. David Nemeth stoppte bei seinem Bundesligadebüt in der 39. Minute einen Konterversuch der Gäste, spielte den Ball in die Spitze zu Jonathan Burkardt, der den Ball auf Onisiwo weiterleitete. Dieser bediente Marcus Ingvartsen im Zentrum, und der Angreifer, der Ende August von Berlin nach Rheinhessen gewechselt war, erzielte das 1:0.

Zweimal ausgekontert

Nach dem Seitenwechsel drängten die Berliner. Max Kruse setzte seine Mitspieler in Szene, insbesondere Awoniyi. Erst gewann der Nigerianer ein Laufduell mit Silvan Widmer, dann eines mit Nemeth, in beiden Fällen schloss er flach in die lange Ecke ab und traf: "Zweimal ausgekontert zu werden, ist uns schon lange nicht mehr passiert", sagte Martin Schmidt zu den zwei Awoniyi Treffern binnen vier Minuten. In der Nachspielzeit sah Dominik Kohr wegen wiederholten Foulspiels noch die Gelb-Rote Karte.

In den Partien zwischen Union Berlin und Mainz 05 war also in der Vergangenheit bereits viel geboten. Nach zwei Niederlagen in der vergangenen Saison, wäre es für die Mainzer nun wieder an der Zeit, gegen den Hauptstadtklub zu punkten.