DER MAINZER WEG - LEITBILD DES 1. FSV MAINZ 05 E.V.

Der Mainzer Weg entstand aus dem Verein für den Verein. Er wurde in einem dreieinhalbjährigen Prozess von der AG Identifikation der Fanabteilung in Zusammenarbeit mit hauptamtlichen Mitarbeitern, dem Vorstand und dem Aufsichtsrat entwickelt.

Unser Leitbild erläutert wer wir sind und wie wir sind. Es beschreibt, was uns geprägt hat, was uns wichtig ist und wie wir den Mainzer Weg weitergehen möchten. Darüber hinaus dokumentiert es unsere Werte und charakterisiert unsere Art Fußball zu spielen sowie die besondere Verbindung zu unserer Stadt und zur Meenzer Fassenacht.

Am 28. März 2021 wurde das Leitbild von der Mitgliederversammlung, dem höchsten Gremium unseres Vereins, legitimiert und ist seither Grundlage unseres Selbstverständnisses.

Der Mainzer Weg - für uns und alle zukünftigen Nullfünfer.

Der Film zum Leitbild

05ER.TV

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FRAGEN BZW. THEMENGEBIETE AUS DEM FEEDBACKPROZESS

4. STEHT FUSSBALL WIRKLICH IM MITTELPUNKT UNSERES FÜHLENS, DENKENS UND HANDELNS?

Mit Blick auf den Verein Mainz 05 ist das sicherlich zutreffend: Zunächst Fußball zu spielen und dieses Fußballspielen Fans zugänglich zu machen ist der Vereinszweck, ist der Ursprung der Vereinsexistenz und bildet heute den Mittelpunkt für alle Aktivitäten des Vereins selbst. Natürlich bedeutet dies nicht, dass sich bei allen Fans alles nur um Fußball dreht. Viele Fans gehen zu unseren Spielen, um Freunde und Familie zu treffen, weil die Geselligkeit im Fokus steht. Dennoch: Ohne das Fußballspiel gäbe es keine Gelegenheit dazu. Auch daher formulieren wir, dass wir mit und durch Fußball Lebensfreude vermitteln wollen. Auch hier wieder wohlwissend, dass auch andere Abteilungen im Verein eine sehr wichtige Rolle für das gemeinsame Vereinsleben innehaben aller 05ER.

5. WARUM IST UNSER BESONDERER RESPEKT GEGENÜBER GEGNERN, AUSWÄRTSFANS UND SCHIEDSRICHTERN NICHT INS LEITBILD INTEGRIERT?

Wir haben auch diesen Aspekt diskutiert und im Leitbild verankert. An einer Stelle formulieren wir etwa, dass "unter Wahrung des Fairplay-Gedankens" nach größtmöglichem sportlichem Erfolg streben. An einer anderen Stelle heißt es z.B. mit Rekurs auf unsere Stadt und unsere Region, dass wir "Maßstäbe im Hinblick auf Gastfreundlichkeit und Geselligkeit setzen" – dies beinhaltet die angesprochenen Aspekte. Aus unserer Sicht umfasst gelebte Gastfreundlichkeit den Respekt für den Gegner, für die Auswärtsfans und die Schiedsrichter und geht sogar darüber hinaus. Wichtig ist, dass alle 05ER dies auch beherzigen und praktizieren. Davon lebt das Leitbild.

6. SIND WIR WIRKLICH VORREITER IN FRAGEN DES KLIMASCHUTZES?

Richtig ist auf jeden Fall, dass wir uns schon vor 2010 in Fragen des Klimaschutzes engagieren und seit 2010 erster Klimaverteidiger der Bundesliga sind und dies auch bleiben wollen, d.h. dass wir – wie im Leitbild formuliert – weiter daran arbeiten, unseren ökologischen Fußabdruck weiter zu verringern. Das ist für Sportvereine keine Selbstverständlichkeit, für uns ist das ein Anspruch, dem wir gerecht werden wollen. Dabei gilt mit Blick auf die ökologische Dimension der Nachhaltigkeit, dass wir zunächst klimaschädliches Verhalten vermeiden wollen, dass wir die Emissionen unsres Agieren verringern wollen, wo sie nicht vermeidbar sind, und dass wir den unvermeidlichen Ausstoß im Anschluss dann kompensieren. Wichtig ist dabei: Wir werden hier nie perfekt sein, das ist ein Prozess, der nie abgeschlossen sein wird, sondern der stets aufs Neue zu überdenken und neu zu gestalten ist. Unser Ziel ist es dabei aber auf jeden Fall, Vorreiter zu sein, d.h. aus der Fülle anderer Vereine und Sportorganisationen voranzugehen, mehr zu machen als andere und so beispielgebend für andere zu sein und als Impulsgeber für unsere Fans zu agieren.

7. WARUM WIRD DAS THEMA MITBESTIMMUNG SO BETONT. DAS IST DOCH IN EINEM VEREIN PRINZIPIELL IMMER SO?

Grundsätzlich und de jure ist das richtig: Vereine sind auf Mitbestimmung beruhend, die Mitglieder und somit die Mitgliederversammlung sind das wichtigste Organ. Dennoch finden sich auch Beispiele, in denen die Mitbestimmung und die Teilhabe von Mitgliedern nicht so selbstverständlich sind, wie bei uns.

1. WARUM WIRD EUGEN SALOMON IM LEITBILD NICHT EXPLIZIT GENANNT?

Eugen Salomon ist eine sehr wichtige und prägende Persönlichkeit unseres Vereins. Er wurde mit 17 Jahren im Oktober 1905, also rund ein halbes Jahr nach Vereinsgründung, zum 1. Vorsitzenden des Mainz 05 Vorgängervereins Hassia 05 gewählt. In den Folgejahren war er mehrfach 1. Vorsitzender und hatte ein Amt ähnlich des heutigen Sportdirektors inne. Eugen Salomon war ein starker Unterstützer unseres Vereins. Aufgrund seines jüdischen Glaubens wurde Eugen Salomon von den Nationalsozialisten verfolgt und gezwungen, Mainz zu verlassen. 1933 floh er nach Frankreich. Von dort aus wurde er nach Auschwitz deportiert und am 14.11.1942 ermordet. Sein Wirken für Mainz 05 und sein besonderes Schicksal bedeuten eine Verantwortung für uns. Mit Aktivitäten wie der Stolpersteinverlegung vor seinem Wohnhaus in der Boppstraße, mit der Benennung der Eugen Salomon Straße sowie durch Gedenkveranstaltungen und Anti-Rassismus-Aktivitäten leben Fangruppen und Verein diese Verantwortung.

Dennoch haben wir uns aus verschiedenen Gründen nach einem längeren Prozess unter eingehender Diskussion verschiedener Perspektiven bei der Leitbildentwicklung bewusst gegen eine explizite Nennung Eugen Salomons bzw. jeglicher Personen im Leitbild entschieden. Denn dies würde zum einen bedeuten, dass auch heute schon darin weitere prägende Persönlichkeiten wie z.B. Karl Finkenauer als allererster 1. Vorsitzender von Hassia 05, Wolfgang Frank, Jürgen Klopp, Christian Heidel unser langjähriger Vorstand und weitere aufgeführt werden müssten. Diese Aufzählung wäre nie ausreichend würdigend und auch daher nie gerecht. Hier aus der Fülle der besonderen Persönlichkeiten einzelne auszuwählen haben wir bewusst unterlassen. Dennoch sind diese Persönlichkeiten wichtig und müssen von uns geehrt werden. Zum zweiten soll das Leitbild zeitlos gültig sein. Wenn wir im Leitbildprozess eine Auswahl getroffen hätten, hätten wir ggf. zukünftige prägende Personen auch integrieren wollen oder hätten diese ggf. nicht entsprechend würdigen können. Daher haben wir uns für das Leitbild gegen jegliche Namensnennung entschieden. Die Würdigung Eugen Salomons, die Erinnerung an sein Schicksal und das Eintreten gegen jede Form von Diskriminierung sind und bleiben ein wichtiger Bestandteil unserer Vereinskultur.

2. WARUM SIND NICHT DIE WEITEREN SPORTARTEN GENANNT?

Die Bitte, die weiteren Abteilungen des Vereins ins Leitbild aufzunehmen, wurde von mehreren Personen geäußert. Ursprünglich hatten wir uns dazu entschieden, die anderen Abteilungen implizit durch die Formulierung "Fußball steht im Mittelpunkt" einzubeziehen und keine weitere namentlich zu nennen. Hauptgrund hier ist, dass wir heute nicht wissen, welche weiteren Abteilungen sich zukünftig bei uns noch bilden werden. Bei jeder Abteilungsneugründung müssten wir das Leitbild anpassen. Unser Ziel ist es jedoch, das Leitbild so zeitlos wie möglich anzulegen und Änderungen daran so weit wie möglich zu vermeiden. Diese Entscheidung steht für uns in keinem Widerspruch zu der Wertschätzung und der Anerkennung, die die weiteren Abteilungen im Verein und nicht zuletzt auch in der AG Identifikation und in der Fanabteilung generell genießen. Da wir hierzu mehrere gleichlautende Rückmeldungen erhalten haben, haben wir diesen Punkt überdacht und erwähnen nun im Vorwort die weiteren offiziellen Abteilung Handball, Tischtennis sowie die Fanabteilung. Andere Bereiche wie z. B. Schiedsrichter, Alte Herren und NLZ stellen hingegen keine eigenen Abteilungen dar, sondern sind den vorgenannten Abteilungen organisatorisch untergeordnet.

3. WARUM SCHREIBEN WIR CARNEVALSVEREIN MIT C?

Die Schreibweise des Wortes Carnevalsverein / Karnevalsverein war ein viel und leidenschaftlich diskutiertes Thema. Hierzu gab es innerhalb der AG Identifikation unterschiedliche Meinungen und Geschmäcker. Da uns für eine sachliche Entscheidung die Grundlage fehlte, haben wir die Beratung des Fastnacht-Experten Peter Krawietz, u. a. Kulturdezernent a. D., Brauchtumsforscher und Vizepräsident des "Bundes Deutscher Karneval e.V.", eingeholt. Peter Krawietz erläuterte, dass unser Carneval / Karneval seine Herkunft und Ursprünge im venezianischen Carneval hat (carne vale = Fastenzeit). In seinen Anfängen wurde der Carneval / Karneval auch bei uns mit C geschrieben. Viele unserer traditionellen Fastnachtsvereine wie MCV, MCC, GCV und CCW tragen das C noch im Namen. Historisch belegt ist, dass das C in Carneval / Karneval im Zuge der Germanisierung durch die Nationalsozialisten in ein K geändert wurde. Vor diesem Hintergrund und mit dieser Erklärung wurden wir uns in der AG sehr schnell einig, dass wir für unser Leitbild die Schreibweise mit C wählen möchten.

8. WIE IST "MAINZER" IM LEITBILD ZU VERSTEHEN?

Jeder kann "Mainzer" sein, ohne aus Mainz oder Rheinhessen zu stammen. "Mainzer" steht im Leitbild nicht für den Einwohner der Stadt, sondern für den Fan unseres Vereins, welcher sich mit den Werten identifiziert. Dabei steht der Verein aufgrund seiner regionalen Wurzeln, d.h. aufgrund seiner Herkunft für die entsprechende Mainzer bzw. Rheinhessische Lebensart und Lebensfreunde. Unsere besondere Willkommenskultur und unsere Weltoffenheit sind ebenfalls im Leitbild beschrieben. Richtig ist auch: man muss nicht zwingend Weck, Worscht & Woi mögen, um den Verein zu lieben. Ohne Mainzer Lebensart und rheinhessische Lebensfreude ist der Verein Mainz 05 aber undenkbar.

9. KANN ES SEIN, DASS MANCHE ASPEKTE DES LEITBILDES HEUTE NOCH NICHT ERREICHT SIND?

Ja, das ist definitiv der Fall. Genau dafür haben wir das Leitbild formuliert. Es dokumentiert, wer wir sind, wie wir sind und wie wir sein wollen. Entsprechend sind manche Bereiche heute noch nicht erreicht, sind manche Passagen bewusst auch mit einem Visionscharakter verbunden. Uns ist bewusst, dass es im Zeitablauf immer wieder zu Situationen kommt, wo wir feststellen, dass wir uns wieder stärker auf das Leitbild besinnen müssen, dass wir uns anstrengen müssen, die Dinge zu erreichen. Grundsätzlich gilt: das Leben des Leitbildes ist ein ständiger Prozess mit dem Ziel, den Punkten mit Visionscharakter Schritt für Schritt näher zu kommen und die heute schon gültigen Werte nie aus dem Blick zu verlieren.

10. WIE WIRD MIT VERSTÖSSEN GEGEN DAS LEITBILD UMGEGANGEN?

Hiervon haben wir bewusst abstrahiert. Das Leitbild dient "lediglich" der Orientierung, es erfolgt daher keine direkte Sanktionierung. Wir gehen davon aus und hoffen, dass alle sich mit dem Leitbild identifizieren und entsprechend gemäß des Leitbildes handeln. Hier gilt es, dass wir uns jetzt und zukünftig dabei unterstützen, die im Leitbild ausformulierten Werte zu leben und uns diese bei allen Aktivitäten und Handlungen zu gegenwärtigen. Sanktionierungen von Vereinsmitgliedern sind hingegen in der Vereinssatzung geregelt.

11. WARUM WAR DIE MITARBEIT AM LEITBILD NUR MITGLIEDERN DER FANABTEILUNG VORBEHALTEN?

Die Fanabteilung bildet den organisatorischen Rahmen für die aktive Mitarbeit aller interessierten Mitglieder an den Themen Fan-Service, soziales Engagement und Identifikation, die aktuell in drei AGen organisiert werden. Die Mitarbeit in diesen AGen und damit auch der AG Identifikation war und ist für alle Interessierten auch in laufenden Prozessen möglich. Entsprechend sind in den letzten Jahren auch immer wieder neue Mitglieder zur AG Identifikation dazu gestoßen, die die Arbeit bereichert haben. Die AG hat sich alle zwei Wochen getroffen und die Inhalte genauso wie den Prozess der Arbeit am Leitbild diskutiert. Die Termine der AG-Treffen sowie die Treffpunkte wurden und werden öffentlich kommuniziert und ein "Hineinschnuppern" wurde und wird jedem Interessierten ermöglicht. Darüber hinaus hatten alle Fans im Rahmen der explorativen Interviews zu Beginn des Prozesses, der großen Fanbefragung im Sommer 2018 sowie diverser Informationsveranstaltungen und Feedbackrunden viele Möglichkeiten, sich aktiv in die Leitbildentwicklung einzubringen.