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Profis 05.02.2023 - 12:00 Uhr

Viel investiert, aber keine Punkte

Die 05ER zeigten beim neuen Tabellenführer Union Berlin eine ordentliche Leistung, nahmen am Ende aber nichts Zählbares aus Köpenick mit

Ein ordentliches Spiel der 05ER wurde am Ende nicht mit einem Punkt belohnt.

Es bleibt dabei: Das Stadion An der Alten Försterei in Berlin-Köpenick ist kein guter Platz für den 1. FSV Mainz 05. Seit die beiden Vereine in der Bundesliga aufeinandertreffen, haben die Rheinhessen noch nicht im Südosten der Bundeshauptstadt gewinnen können. An diesem 19. Spieltag kassierte die Mannschaft von Bo Svensson im vierten Auswärtsduell beim FC Union Berlin die dritte Niederlage. Mit dem 2:1-Sieg über die 05ER übernahmen die Berliner zumindest vorübergehend die Tabellenführung in der Fußball-Bundesliga, der FSV bleibt mit 23 Punkten im dicht besiedelten Mittelfeld auf Platz zwölf.

Überzeugung hat ein wenig gefehlt

"Der Punkt war greifbar, das 1:1 wäre sportlich gerecht gewesen. Es war ein Unentschieden-Spiel und es sah auch danach aus", erklärte Martin Schmidt nach dem Ende der Englischen Woche, die mit dem 5:2 in der MEWA ARENA gegen den VfL Bochum begonnen hatte, mit dem Pokal-Aus gegen die Bayern weiterging und nun mit der vermeidbaren achten Saison-Niederlage endete. Vor allen Dingen im zweiten Durchgang, nach Bo Svenssons Dreierwechsel, sei Schwung drin gewesen im 05-Spiel, betonte der Sportdirektor. "Wir haben dem aktuellen Spitzenreiter Paroli geboten und die Leistung war okay in einem Spiel mit wenigen Chancen. Die Effizienz von Union hat gezeigt, dass sie Spiele drehen und gewinnen können. Das ist die Überzeugung und auch das Spielglück, das Selbstverständnis eines Spitzenteams. Union war einen Tick entschlossener. Deshalb stehen sie da vorne, und wir müssen klein beigeben. Die Berliner haben gezeigt, dass sie nur wenige Gelegenheiten brauchen. Man kann es Entschlossenheit nennen. Diese Überzeugung fehlt uns ein bisschen, dieser Wille und dieses Selbstverständnis, in der Box auch Tore erzielen zu wollen, hier mal einen Punkt oder sogar mehr zu holen, geht uns derzeit ein bisschen ab, fügte der 55-Jährige hinzu.

Im ersten Durchgang waren es immer wieder lange Bälle auf Ajorque, mit denen der FSV versuchte, gefährlich zu werden.

Wenige Torchancen auf beiden Seiten

Die Mainzer zeigten sich in Berlin dennoch wesentlich aufgeweckter und bissiger als unter der Woche beim 0:4 Achtelfinal-Aus gegen die Bayern. Von Beginn an entwickelte sich ein Spiel, das dem 0:0 im Duell aus der Vorrunde in Mainz ähnelte, weil es auf beiden Seiten so gut wie keine Torchancen gab. Anders als im Pokal gegen die Münchner attackierten die 05ER in der gegnerischen Hälfte, ohne die Kontersicherung zu vernachlässigen. Damit hielten sie die Berliner weitestgehend vom Strafraum fern.

Einmal jedoch gelang dies nicht. Die Gäste verteidigten nicht sauber und gerieten in Rückstand. Paul Seguin flankte von rechts, Christopher Trimmel flog am Ball vorbei, der überraschte Edimilson Fernandes trat über die Kugel, am langen Pfosten ging Kevin Behrens energisch hin und drückte den Ball zum 1:0 über die Linie. "Das war gut reingespielt, da konnte der Torwart nicht raus, und für die Innenverteidiger war es schwer zu verteidigen", nahm Schmidt die FSV-Abwehr in Schutz. "Es ist schwer gegen Union, sie sind eine unangenehme Mannschaft, weil sie defensiv gut im Block stehen und aus wenig viel machen. Sie können aus dem Nichts gefährlich werden", wusste auch Anthony Caci, fügte jedoch hinzu: "Wir haben die Flanken aber auch nicht optimal verteidigt, obwohl wir gut vorbereitet waren."

Mehr Druck in Halbzeit zwei

Das Mainzer Spiel nach vorne war bis zur Pause oft zu ungenau und von fehlender Abstimmung geprägt. Dier FSV suchte oft Ludovic Ajorque mit langen Bällen, der französische Neuzugang war jedoch von der Union-Innenverteidigung meist gut markiert und kam nicht so zur Geltung, wie zuletzt im Heimspiel gegen die Bochumer. Erst nach dem Seitenwechsel entwickelten die Gäste deutlich mehr Druck. Die Partie wurde dadurch abwechslungsreicher, die 05ER drängten auf den Ausgleich. "Ich fand, dass Union einen Tick besser war in der ersten Halbzeit, wir in der zweiten Hälfte", resümierte der 05-Cheftrainer, der in der Schlussphase den verdienten Punktgewinn vor Augen hatte.

Nach einer Ecke wehrte Seguin den Ball im eigenen Strafraum mit der Hand ab, Schiedsrichter Florian Badstübner ließ zunächst weiterlaufen entschied aber nach einem VAR-Hinweis aus dem Kölner Keller und einem Blick auf seinen Monitor doch auf Elfmeter. Der Ex-Unioner Marcus Ingvartsen verwandelte den Strafstoß sicher und platziert zum Ausgleich. Doch die Hoffnung auf den Auswärtspunkt platzte schon ein paar Minuten später. Andreas Hanche-Olsen köpfte eine Berliner Flanke aus dem Strafraum, Union eroberte den Ball aber zurück, und nach einer Kopfballvorlage knallte Jordan Siebatcheu die Kugel zum 2:1-Endstand ins kurze Eck.

Union setzt Erfolgsserie fort

"Wir haben zweimal die Möglichkeit zu klären, und dann fällt der Ball dem Union-Spieler genau vor die Füße, obwohl fünf Mainzer um ihn herumstehen. Und der haut ihn rein", so der 05-Sportdirektor frustriert. Urs Fischer, der Berliner Coach, lobte seine Mannschaft hingegen dafür, dass sie noch an sich geglaubt hat, über ihre Mentalität und Moral das 2:1 erzielte. "Wir hätten nichts sagen können, wäre das Spiel unentschieden ausgegangen", erklärte der Schweizer. Und auch die Zahlen sprachen dafür. Fast alle Statistiken waren am Ende ausgeglichen, doch die Gastgeber gewannen zum wiederholten Mal ein extrem enges Spiel, setzten damit ihre Erfolgsserie fort, haben seit mittlerweile 15 Spielen im eigenen Stadion nicht mehr verloren und haben sich als Spitzenteam in der Bundesliga etabliert.

Das Berliner Team betreibe unermüdlich einen hohen Aufwand, "dann kommt das notwendige Spielglück dazu, das du nicht geschenkt bekommst. Wir haben 39 Punkte, das ist Wahnsinn. Da sollte sich das Team auch ein gewisses Selbstvertrauen erarbeitet haben. Das sind dann die Dinge, die dir helfen in solch engen Begegnungen", erklärte Fischer weiter.

Ingvartsen traf gegen seinen Ex-Klub vom Punkt zum zwischenzeitlichen Ausgleich.

Keine Vorwürfe vom Cheftrainer

Und das ist wahrscheinlich auch der Unterschied zu den Mainzern. "Ich glaube nicht, dass ich den Jungs heute so viele Vorwürfe machen kann", sagte Svensson. "Es ist schwer, hier zu spielen und wir haben es ordentlich gemacht. Und doch ist es ärgerlich, dass wir es mit dem Dortmund-Spiel zusammen nicht geschafft haben, aus diesen zwei engen Duellen mindestens ein Unentschieden zu holen. Wir haben viel investiert und stehen am Ende leider ohne Punkte da. Das ist ein bisschen enttäuschend, aber damit müssen wir jetzt halt umgehen." Caci ergänzte: "Wir müssen weiterarbeiten und nach vorne schauen."

Am Samstag gibt es für den FSV die nächste Chance auf drei Punkte, dann steigt in der MEWA ARENA das Fastnachtsspiel gegen den FC Augsburg. "Wir haben viel Arbeit vor uns", so Svensson.