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Profis 31.07.2023 - 18:30 Uhr

"Es ist meine Aufgabe, der beste Co-Trainer zu sein, der ich sein kann"

Marc Heidenmann ist seit dieser Saison der neue Mann im Trainerteam von Bo Svensson. Ein Gespräch über seine ersten Wochen bei den Profis, Stärken, Vorbilder und Entwicklungsschritte

"Auf dem Platz fühle ich mich wohl": Heidenmann bei einer Übungseinheit in Schladming.

Seit dieser Saison steht ein neues Gesicht auf dem Trainingsplatz der Profis des 1. FSV Mainz 05. Marc Heidenmann heißt der neue Co-Trainer beim FSV, der nun den Staff um Chefcoach Bo Svensson ergänzt. Er war zuvor acht Jahre in verschiedenen Funktionen im Nachwuchsleistungszentrum am Bruchweg tätig, zuletzt als Cheftrainer der U16, und ersetzt Patrick Kaniuth, der in das NLZ des FC Bayern München gewechselt ist. Im Trainingslager in Schladming haben wir mit dem 32-Jährigen gesprochen.

Hallo Marc! Ein Trainingslager ist für neue Spieler eine gute Gelegenheit, um anzukommen und eine Gruppe näher kennenzulernen. Wie nutzt du diese Möglichkeit als neuer Teil des Trainerteams?

Die ersten Wochen waren dafür da, um anzukommen, ein Gefühl für alle zu bekommen und die Leute kennenzulernen. Aber das ist nichts, was sich so schnell abschließen lässt. Wenn man im Trainingslager viel Zeit intensiv miteinander verbringt, ist die Wahrscheinlichkeit groß, dass man die Leute besser kennenlernt und ein Gefühl für sie bekommt.

Führst du mit den Spielern Gespräche, um sie näher kennen zu lernen, auf und abseits des Platzes?

Es ist nicht so, dass ich einen Plan gemacht habe. Das geschieht aus der Situation heraus. Im Trainingslager ergeben sich Gelegenheiten, in denen du mit dem einen oder anderen auf Tuchfühlung gehen kannst, auch außerhalb des Platzes. Im Alltag am Bruchweg sehen uns kurz vor dem Training, kurz danach und dann ist das Thema erledigt. Wir haben jetzt beispielsweise schon individuelle Videoanalysen gemacht. Das war eine großartige Sache, da bekommt man ein Gefühl für den Spieler und den Menschen.

Wie gestaltet sich das mit dem Trainerteam?

Wir kennen uns schon länger und trotzdem weiß man natürlich nicht alles voneinander. Ich glaube, dass es entscheidend ist, die Leute in dem jeweiligen Kontext kennenzulernen, also in der besonderen Konstellation. Wie agieren sie im Trainerteam? Wer hat wo seinen Platz? Das ist spannend zu beobachten. Jetzt muss auch ich meinen Platz finden.

Du hast mit Bo schon in der U19 zusammengearbeitet. Wie erlebst du ihn als Cheftrainer einer Bundesliga-Mannschaft? 

Ich habe den Menschen wieder getroffen, den ich damals kennengelernt habe. Er agiert als Trainer im selben Stil. Am Ende geht es um den Umgang mit einer Fußballmannschaft. Darin ist er gleichbleibend authentisch.

Heidenmann (re.) mit seinen (alten) neuen Kollegen.

Wie bist du generell aufgenommen worden in den ersten Wochen?

Ich wurde super aufgenommen, nicht nur von den Jungs, sondern auch vom gesamten Team drumherum. Alle sind sehr offen und unterstützen mich. Wenn du neu dazukommst und die Abläufe noch nicht kennst, bist du auf Unterstützung angewiesen. Die spüre ich jederzeit.

Wie sehen deine Aufgabenbereiche aus? 

Standardsituationen werden mein Kernthema sein, so wie es vorher bei Patrick (Kaniuth, Anm. d. Red.) war. Aber Patrick ist Patrick und ich bin ich, zwei verschiedene Personen. Es geht darum, dass Bo als Cheftrainer alle Personen in seinem Staff versucht in ihre Stärken zu bringen.

Was sind deine Stärken? 

Ich fühle mich auf dem Platz sehr wohl in der Arbeit mit der Mannschaft. Auch in den Individualanalysen mit den Spielern hatte ich ein gutes Gefühl in den letzten Tagen. Ich glaube, dass ich ein sehr umgänglicher Typ bin, ein gutes Gespür für die Jungs entwickeln und beobachten kann. Ansonsten würde ich mich als authentisch beschreiben. Nur darüber lässt sich ein Vertrauensverhältnis mit den Spielern auf menschlicher und fachlicher Ebene aufbauen.

"Im Trainingslager ergeben sich Gelegenheiten, in denen du mit dem einen oder anderen auf Tuchfühlung gehen kannst": Heidenmann im Gespräch mit Jonny Burkardt.

Du hast lange Zeit im Nachwuchs gearbeitet, acht Jahre bei uns im NLZ. Zwischendurch warst du auch mal ein Jahr Trainer in Pfeddersheim in der Oberliga. Was hat deine Entwicklung am meisten beeinflusst?

Ich bin für alles dankbar, für jeden Schritt, den ich machen konnte und durfte. Angefangen hat es bei Mainz 05 als U12- und U13-Trainer, wo ich erste Erfahrungen sammeln durfte. Das Jahr bei Bo als Co-Trainer in der U19 war wahnsinnig lehrreich. Da habe ich dann eine andere Rolle eingenommen, konnte viel beobachten, viel über das Spiel und mich selbst lernen. Auch das Jahr in Pfeddersheim war wahnsinnig wichtig. 

Was war bei jeder Station für dich entscheidend? 

Jeden einzelnen Schritt bewusst wahrzunehmen und sich mit der Aufgabe zu identifizieren. Ich glaube, darauf kommt es an. 

Was sind die Unterschiede zwischen der Arbeit im NLZ und im Profibereich?

Auf jeden Fall das Niveau auf dem Platz. Das ist ein Unterschied, den ich spürbar wahrnehme und das ist auch manchmal berauschend. Es ist cool, mit der Qualität arbeiten zu können, die die Jungs mitbringen. Dazu kommt die Aufmerksamkeit. Wenn man sieht, wie viele Fans mitgereist sind ins Trainingslager. Jeder läuft gefühlt mit einer Kamera rum. Das ist spürbar. Im NLZ geht es ruhiger zu.

Und die individuelle Entwicklung steht im Mittelpunkt

Das Ergebnis wird im Profibereich natürlich mehr in den Vordergrund gerückt. Entwicklung hört aber nie auf. Zu lernen und besser zu werden, hat nichts mit dem Alter zu tun.

Hast du in deiner Arbeit als Trainer oder auch generell Vorbilder?

Stefan Hirschberg (Leiter Personal- und Prozessentwicklung im NLZ von Mainz 05, Anm. d. Red.) hat mich sehr geprägt über die Jahre. Natürlich hat mich auch Bo auf eine Art und Weise beeinflusst, weil ich sein Co-Trainer war. Ich habe die Augen immer offen und versuche, von allen etwas mitzunehmen.

War es immer dein Ziel, als Trainer möglichst weit zu kommen? 

Ich denke immer wieder darüber nach, wie das alles mal angefangen hat. Die Bundesliga war kein Thema, ich war einfach Trainer aus Leidenschaft. Das hat mir wahnsinnig viel gegeben. Aber das große Ziel, das stand da nie, als ich begonnen habe. Das entwickelt sich, wird größer, man in der Aufgabe auf und merkt, wie viel es einem gibt. Ich glaube schon, dass es wichtig ist, Ziele zu haben, die müssen aber auch greifbar sein.

Was ist dir in deiner Arbeit wichtig?

In dem aufzugehen, was ich gerade mache. Beispielsweise als U12-Trainer der beste U12-Trainer zu sein, der man sein kann. So habe ich es immer empfunden und damit bin ich gut gefahren, Jetzt ist es meine Aufgabe, der beste Co-Trainer der Profis von Mainz 05 zu sein, der ich sein kann. 

Wie groß ist die Vorfreude auf die Atmosphäre in der Bundesliga und das auf auf der Bank hautnah mitzuerleben?

Sehr groß. Man kann sich vieles vorstellen, es zu erleben ist dann nochmal was ganz anderes. Aber ich bin nicht dafür da, Fotos zu machen, sondern meinen Job zu erledigen.

Vielen Dank für das Gespräch!

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