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Verein 01.09.2022 - 11:30 Uhr

Dang Qiu: "Dürfen niemanden unterschätzen"

Am Sonntag steigt das Premieren-Heimspiel der Tischtennis-Herren von Mainz 05 gegen keinen geringeren als den amtierenden deutschen Meister und Champions League-Sieger Borussia Düsseldorf. Dang Qiu, Teil des Düsseldorfer Starensembles und gerade Europameister in München geworden, im Interview

Dan Qiu während des Einzel-Finals der Europameisterschaft 2022 in München (Foto: IMAGO/Eibner).

Dang Qiu, amtierender Einzel-Europameister im Tischtennis und Spieler von Borussia Düsseldorf, könnte am Sonntag nach dem Auswärtsspiel seines Teams bei den Tischtennis-Herren von Mainz 05 in der Tischtennis-Bundesliga (TTBL) (Tickets für die Heimpremiere im Online-Shop) einen kurzen Abstecher in die Kurmainz-Kaserne in Mainz-Hechtsheim machen. Dort ist der 25-Jährige als Sportsoldat bei der Bundeswehr stationiert. "Aufgrund meines Sports bin ich aber nur sehr selten dort", sagt Qiu im Interview.

Eine volle Sporthalle des Gymnasiums Mainz-Oberstadt erwartet die Düsseldorfer um Qiu und die weiteren Spitzenspieler Timo Boll, Anton Källberg oder Kay Stumper am Sonntag ab 13 Uhr zur TTBL-Heimpremiere der 05ER. "Wir müssen vorbereitet sein auf ein heißes Match und dürfen niemanden unterschätzen", weiß Qiu, der auch über den EM-Titel in München, seine Entwicklung und Ziele spricht.

Hallo Dang, bist du neben deiner Leidenschaft für Tischtennis auch Fußball-Fan?

"Ja, ich habe aber keine Mannschaft, die ich supporte. Eigentlich müsste es der VfB sein, da ich gebürtig aus der Nähe von Stuttgart komme. 2007, als zehn Jahre alt war, sind sie sogar Deutscher Meister geworden. Ich bin aber kein Stuttgart-Anhänger geworden, sondern allgemein großer Fußball-Fan und schaue mir gerne Spiele aus der Premier League oder den anderen großen europäischen Ligen an."

Hast du Mainz 05, sei es im Fußball oder Tischtennis, schon wahrgenommen?

"Im Fußball sowieso, da spielen sie ja schon länger in der Bundesliga. Im Tischtennis aber auch, damals habe ich schon mit dem TTC Frickenhausen in der zweiten Liga gegen sie gespielt. Es wird also am Sonntag nicht das erste Mal sein, dass ich in Mainz spiele."

Dann kennst du dich also schon aus in Mainz?

"Interessanter Nebenfakt: Ich bin auch als Spitzensportler bei der Bundeswehr in Mainz stationiert in der Kurmainz-Kaserne. Aufgrund meines Sports bin ich aber nur sehr selten dort."

Die Kurmainz-Kaserne ist nur 1,4 Kilometer Luftlinie von der Sporthalle des Gymnasium Oberstadt, in der das Spiel am Sonntag stattfinden wird, entfernt.

"Das wusste ich nicht. So gut kenne ich mich leider nicht aus in Mainz."

Hast du schon gegen Spieler aus der aktuellen Mainzer Mannschaft gespielt?

"Ich habe bereits gegen Talha Yigenler und Luka Mladenovic gespielt. Die anderen Jungs kenne ich aber natürlich auch."

Am Sonntag wird die Halle in Mainz voll sein. Das erste TTBL-Heimspiel in der Geschichte der Tischtennis-Abteilung von Mainz 05 gegen euch als europäische Top-Mannschaft. Was für eine Partie erwartest du?

"Das ist sicherlich ein Highlight für Mainz 05. Ihre Heimpremiere in der TTBL gegen den wohl bekanntesten Tischtennisverein Deutschlands. Alle werden heiß auf das Spiel sein und werden versuchen, uns zu ärgern. Wir wissen, dass wir die Favoriten sind, werden aber alles geben müssen. Wenn man ein Premierenspiel hat in einer vollen Halle, kann die Stimmung auch schnell mal kippen. Wir müssen vorbereitet sein auf ein heißes Match und dürfen niemanden unterschätzen."

Gold für Deutschland in München: Dang Qiu ist amtierender Europameister im Tischtennis-Einzel (Foto: IMAGO/Eibner).

Ziel: Olympia 2024 in Paris

Euer Auftakt war mit einem 3:0 gegen Mühlhausen souverän, du hast beim ersten Spiel nicht gespielt. Dürfen wir am Samstag mit dem Europameister in Mainz rechnen?

"In Sachen Aufstellung kann ich noch nicht ins Detail gehen. (lacht). Ich fahre aber auf jeden Fall mit nach Mainz."

Kommen wir zur Europameisterschaft in München. Da ist mit der Goldmedaille sicherlich ein Traum von dir in Erfüllung gegangen.

"Absolut. Es ist schon eine große Ehre, für Deutschland an einer EM teilnehmen zu können. Wir sind eine starke Tischtennis-Nation mit vielen legendären Spielern in der Geschichte. An der EM teilzunehmen zeigt, dass man zu den Top-Spielern in Deutschland und automatisch auch in Europa gehört, weil das Niveau hier so hoch ist."

Wie war das Gefühl, als du den Titel im Finale gegen Darko Jorgic geholt hast?

"Ich weiß gar nicht, wie ich es beschreiben soll. Ich bin als Nummer vier der Setzliste in das Turnier gegangen, es war meine erste Individual-EM. Deshalb habe ich mir gedacht, wenn ich gut spiele, kann ich weit kommen. Wenn ich schlecht spiele, weil ich noch nicht so viel Erfahrung damit habe, kann das schnell enden. Deshalb wollte ich von Runde zu Runde schauen. Das hat am Ende ganz gut geklappt. Es ist surreal und fühlt sich immer noch wie ein Traum an."

Eine Traumschlagzeile, die du gerne mal über dich lesen würdest, laut Homepage der TTBL, wäre: 'Dang Qiu holt eine Medaille bei den Olympischen Spielen'. Ist Paris 2024 dein nächstes großes Ziel?

"Olympia ist für jeden Sportler das Größte. Paris steht nun schon fast vor der Tür. Das ist das nächste große Ziel, auf das ich hintrainiere. Aber ich habe große Konkurrenz und muss erstmal die Nominierung schaffen."

Seinen Düsseldorfer Teamkollegen Timo Boll, eine deutsche Tischtennis-Legende, schlug Dang Qiu im Viertelfinale der EM (Foto: IMAGO/Eibner).

Du hast auf deinem Weg zur Goldmedaille in München deinen Teamkollegen Timo Boll geschlagen. Wie ist das, gegen jemanden zu spielen, den man aus dem Training in- und auswendig kennt.

"Es ist emotional anders, wenn man gegen einen Teamkollegen und Freund spielt. In einer Wettkampfsituation muss man das, so gut es geht, ausblenden. Sportlich gibt es Vor- und Nachteile, beide wissen, wie der andere spielt. Man kann sich weniger überraschen."

Welchen Anteil hat eine Tischtennis-Legende wie wie Boll, mit dem du in der Nationalmannschaft und seit 2021 in Düsseldorf zusammen spielst, an deiner starken Entwicklung in den letzten Jahren?

"Die Konstellation in der deutschen Nationalmannschaft allgemein und bei Borussia Düsseldorf waren und sind optimal für mich. Ich habe große Legenden vor mir gehabt, an denen ich mich hochziehen und mir vieles abschauen konnte. Das macht einen stärker. Mit Borussia habe ich einen Verein, der eine hohe Erwartung an sich selbst hat, der man gerecht werden will. Ich habe viele wichtige Spiele bestritten, die meisten gewonnen. Das hat mir Selbstvertrauen gegeben. Egal, ob ich mit Timo im Verein oder der Nationalmannschaft zusammenspiele, von seiner Erfahrung und Expertise kann man immer etwas lernen."

Du bist gebürtiger Nürtinger, deine Eltern kommen aus China und waren selbst Spitzenspieler im Tischtennis. War für dich immer klar, selbst mal in diesem Sport aktiv zu werden?

"Als kleines Kind bin ich immer mit in die Halle gekommen. Tischtennis wurde mir mehr oder weniger in die Wiege gelegt. Der Alltag hat sich bei uns immer darum gedreht. Ich bin schon immer sehr sportaffin, habe gerne Tischtennis gespielt. Mit den Erfolgen, die dann kamen, macht es zusätzlich Spaß. Ich habe gemerkt, dass ich nicht so schlecht spiele. Mit 15, 16, 17 Jahren habe ich mir vorgenommen, Profi zu werden, wenn ich mein Abitur geschafft habe, weil ich einfach eine große Leidenschaft für den Sport hatte. Ich wollte mich dann nur auf den Sport fokussieren eine Zeit lang."

Du bist der erste in Deutschland geborene Penholder-Spieler, einer vor allem in Asien verbreiteten Schlägerhaltung, bei man den Tischtennisschläger wie einen Stift hält. Wie kam es dazu?

"Ich habe ein halbes Jahr mit der Shakehand-Haltung gespielt, da hatte ich aber Probleme mit dem Rückhandschlag. Damals war der Chinese Wang Hao der erste Spieler, der modern mit Penholder gespielt hat. Mein Vater hat damals gesagt, ich solle das mal zum Spaß probieren. Es hat gut geklappt. Mein Vorbild war damals Wang Hao und ich habe mir versucht, auf Youtube einiges abzuschauen.

Hast du dadurch einen Vorteil?

"Ich glaube schon, dass es unangenehm sein kann, wenn man das erste Mal gegen einen Penholder-Spieler spielt. Im Spitzenbereich hat aber jeder Erfahrung damit, der Vorteil ist deshalb marginal."

Vielen Dank für das Gespräch und bis Sonntag in der Halle, Dang!