Fans 16.08.2022 - 16:05 Uhr

Versprechen eingelöst

Der Vereins- und Vorstandsvorsitzende Stefan Hofmann über eine neue Stadionerfahrung, das Zusammenspiel mit den Fans und Pläne für den Winter.

Premiere für den Vereins- und Vorstandsvorsitzenden: Stefan Hofmann als Fahnenschwenker in der MEWA ARENA (Foto: IMAGO / Kessler-Sportfotografie)

Mit einem torlosen Remis trennte sich der 1. FSV Mainz 05 am Sonntagnachmittag in einer chancenarmen Begegnung von Union Berlin, weil beide Defensivreihen sich keine Blöße gegeben hatten. Wenngleich die 90 Minuten auf dem Rasen somit wenig Highlights boten, dürfte dieser 2. Spieltag für den Vereins- und Vorstandsvorsitzenden in besonderer Erinnerung bleiben. Schließlich lief Stefan Hofmann unmittelbar vor dem Anpfiff der Begegnung als Fahnenträger mit in die Arena ein, womit er ein rund anderthalb Jahre zurückliegendes Versprechen einlöste. "Ein super Erlebnis" sei das gewesen, so der 59-Jährige rückblickend.

Es war ein trister Winter rund um den Jahreswechsel 2020/21: Bo Svensson hatte die abgeschlagenen 05ER soeben als Cheftrainer übernommen und einen Aufwärtstrend eingeleitet. Dennoch: An den Klassenerhalt, um den das 05-Team vor leeren Rängen kämpfen musste, glaubten zu diesem Zeitpunkt noch wenige. Hofmann allerdings hatte Hoffnung und suchte trotz Corona den Kontakt zu den Fans, die die Partien mangels Alternativen zumeist aus den heimischen Wohnzimmern verfolgen mussten.

"Das war damals die Zeit, in der wir neben Corona Abstiegskampf pur im leeren Stadion erlebt haben. Ich war, im Rahmen der Möglichkeiten, immer mal wieder in Fanclubs unterwegs und habe dabei versucht, unsere Fans zumindest ein wenig näher ranzuholen, auch wenn sie kein Spiel live vor Ort besuchen konnten. Das war mir unheimlich wichtig, in einer Phase, in der es sportlich nicht lief und wir zudem auf den Support verzichten mussten. So habe ich beim Besuch der 'Harxheimer Wingertsknorze' gesagt, dass ich vor einem Spiel ihre Fahne schwenken würde, wenn wir in der Liga bleiben und die Zuschauer endlich zurück in der Arena sind.“ Gesagt, getan. Denn die Geschichte des sensationellen Klassenerhalts ist hinlänglich bekannt, Corona hingegen stellte alle Fans nach wie vor auf die Probe. "Es war jetzt der erste Saisonauftakt seit drei Jahren, den wir wieder unter 'normalen' Bedingungen absolvieren konnten", erinnert Hofmann daran, weshalb es bis zu seinem ungewöhnlichen Einsatz erst im August 2022 kommen sollte. Ein Einsatz, den er sichtlich genoss, und auch erklärt weshalb: "Überragend war vor allem, sich auf dem Rasen vor den Fans aufzustellen, vor dem Familienblock, an unserer Stehtribüne und an der Gegentribüne vorbeizulaufen, wo ich zudem viele bekannte Gesichter gesehen habe. Das war ein super Erlebnis, diesen Spannungsbogen so kurz vor Spielbeginn hautnah miterleben zu können.“

Und auch insgesamt zeigt sich Hofmann angetan vom Stadionerlebnis, das in der jüngeren Vergangenheit alles andere als eine Selbstverständlichkeit gewesen ist. "Natürlich ist es ein anderes Erlebnis, wenn die Fans da sind. Das Spiel selbst ist mit den Emotionen von den Rängen ein anderes und rund um das Spiel trifft man viele bekannte Gesichter, ob nun im VIP-Bereich oder später beim Bier im 'Hasekaste'. Ich habe mich darauf gefreut, genauso wie ich mich jetzt auf den Familienspieltag gegen Leverkusen (Tickets im Online-Shop, in den Fanshops &  telefonisch unter 06131 375500) freue. Danach kommt Hertha BSC unter Flutlicht, das ist aus meiner Sicht ein reizvolles Auftaktprogramm in der MEWA ARENA.“ 

"Erlebnisse schaffen Nähe"

Und gleichzeitig eines, bei dem er hofft, dass das Team an die starken Auftritte vor heimischer Kulisse aus der vergangenen Saison anknüpfen kann, die schlussendlich Voraussetzung waren, dass die Atmosphäre rund um den FSV sich seit besagtem Januar 2021 um mindestens 180 Grad gedreht hat, wie auch der Vereinsvorsitzende betont: "Wenn man zu uns ins Stadion kommt, weiß man mittlerweile wieder, was einen erwartet, unabhängig von den Gegnern: eine Mannschaft im wahrsten Sinne des Wortes, die einen Plan hat und leidenschaftlich Fußball spielt. Mit dem Fußball, für den wir stehen. Eine Ergebnisgarantie bedeutet das nicht, das hängt von vielen Kleinigkeiten oder auch dem Gegner ab. Wir haben über den Umschwung im Januar 2021, und vor allem über Bo mittlerweile wieder eine Basis geschaffen, einen Wiedererkennungswert. Mit den begleitenden Maßnahmen im Marketing und der Kommunikation wird dies aus meiner Sicht dazu führen, dass sich wieder viel mehr Menschen für unseren Verein begeistern und sich dazu bekennen, das ist mir wichtig. Zudem glaube ich, dass es nicht viele Klubs gibt, die auf allen Ebenen so nahbar sind. Wir haben tolle Botschafter – mit unseren Spielern angefangen -, das müssen wir den Menschen näherbringen. Dann bin ich mir sicher, dass wir die Fanbasis auf Sicht vergrößern können in den kommenden Jahren. Wir müssen in der Region sichtbar sein, in den Schulen, in den Vereinen, auf Festen. Erlebnisse schaffen Nähe. Die großen emotionalen Erlebnisse aber schaffen wir durch den Fußball, das steht außer Frage.“

Und die Fanclub-Besuche? Sie sollen auch künftig eine wichtige Rolle spielen, wie überhaupt der regelmäßige Austausch mit dem Anhang, wie Hofmann erläutert: "Wir müssen diese Besuche zum Standard machen, die Umsetzung vereinfachen und natürlich auch kommunizieren. Im kommenden Dezember während der langen WM-bedingten Winterpause, wenn die Fanclubs ihre Weihnachtsfeiern veranstalten, wollen wir beispielsweise mit dabei sein. Mannschaft und Trainer wissen um ihre Rolle und die Wertschätzung der Fans, letztendlich sind es viele kleine Bausteine. In diesem Bereich wollen und müssen wir intensiv weiterarbeiten, um über das Stadion hinaus Interaktion und Treffpunkte zu ermöglichen."