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Profis 22.10.2022 - 15:10 Uhr

Sieben Treffer - fünf davon zählen

Erster Heimsieg wird zum Fußballfest - Svensson: Stolz auf die Mannschaft und die Art und Weise des Auftritts

Karim Onisiwo krönte seine starke Leistung mit dem Treffer zum 5:0.

Manchmal ist es offenbar nicht so schlecht, längere Zeit auf etwas warten zu müssen, das man sich so sehr wünscht. Die Belohnung dafür, dass der 1. FSV Mainz 05 bis zum elften Spieltag gebraucht hat, um den ersten Heimsieg dieser Bundesligasaison einzufahren, hätte größer kaum sein können. Ein 5:0-Sieg gegen den eigentlich so unbequemen 1. FC Köln vor einer stimmungsvollen und begeisterten Kulisse am Freitagabend in der MEWA ARENA. All das zum Abschluss einer intensiven Englischen Woche, die mit den Siegen in Bremen und Lübeck schon so gut begonnen hatte. Ein wahres Fußballfest, nach welchem die Mannschaft von Bo Svensson wenigstens für eine Nacht mit dem dritten Tabellenplatz ins Bett gehen durfte, viel mehr geht eigentlich gar nicht. 

22.10.2022

05ER.tv auf Stimmenfang

"Ich bin sprachlos", sagte Martin Schmidt kurz nach der Partie, obwohl die Worte der Zufriedenheit und Freude aus dem Sportdirektor des FSV nur so heraussprudelten. "Die Tabelle ist etwas für die Fans zum Einrahmen", führte der Schweizer weiter aus. "Wir als Mannschaft, als Verantwortliche, nehmen die Punkte mit, die gute Leistung, die drei Siege in dieser Woche. Der erste Heimsieg ist großartig, weil es länger gedauert hat. Es hat sich bis jetzt so angefühlt, als wären wir zu Hause nicht so gut gewesen. Wir haben in fünf Spielen aber nur einmal verloren, verlieren daheim also wenig, sind heimstark und haben heute den ersten Heimsieg feiern können. Der Sieg tut gut, da sieht die Heimbilanz schnell besser aus. Natürlich war der Sieg wichtig für die Mannschaft", resümierte der Sportdirektor in der Mixed Zone.

Sachlich und pragmatisch

Der Cheftrainer ließ seiner Begeisterung nach dem Abpfiff freien Lauf, später, in den Mediengesprächen, gab sich Bo Svensson dann wieder gewohnt zurückhaltend, eher sachlich und pragmatisch, ähnlich, wie sein Team die zurückliegenden Erfolge in Bremen, im Pokal in Lübeck und nun gegen die Kölner eingefahren hat. "Wir sind glücklich, dass wir nun endlich zu Hause gewonnen haben. Ich bin sehr zufrieden, wie wir diesen Verbund von drei Spielen gemeistert haben. Wir haben sechs intensive Tage mit drei Spielen hinter uns, die wir alle zu null gewonnen haben, das ist natürlich überragend. Dabei haben wir in unterschiedlichen Konstellationen gespielt, viele Spieler haben gute Leistungen gebracht und vor allem als Team konnten wir überzeugen, das macht mich froh. Ich habe es sehr genossen und bin stolz darauf, was wir in dieser Woche geleistet haben. Mit der Art und Weise, wie wir aufgetreten sind und uns präsentiert haben, hatte ich schon nach den Spielen gegen Freiburg und Leipzig ein gutes Gefühl. Es ist wichtig, dass es im Team stimmt, denn das sichert uns längerfristig die Punkte. Auch die Werte, für die wir stehen und die Spielweise, die wir zeigen wollen, sichern uns unsere Identität und im Endeffekt auch den Erfolg", betonte der 43-Jährige.

Dass gegen den 1. FC Köln am Ende ein 5:0 auf der Anzeigetafel stehen würde, danach hatte es zu Beginn, trotz des Lattenkrachers von Jae sung Lee nach 70 Sekunden, nicht unbedingt ausgesehen, denn auch die Gäste hatten in den Anfangsminuten ihre Möglichkeiten. "Wir hatten schon Probleme mit Köln bis zum Platzverweis, danach ist das Spiel in unsere Richtung gelaufen", so der Mainzer Übungsleiter weiter. An der Berechtigung des Elfmeters, der zum 1:0 durch Marcus Ingvartsen führte, sowie an der Gelb-Roten Karte für den Ex-Mainzer Luca Kilian gebe es allerdings nichts zu diskutieren. "Das waren zwei gelbwürdige Fouls", so Svensson. 

Ein Schlüsselduell: Onisiwo (re.) setzte sich zweimal im Duell mit Kölns Kilian durch, der den Mainzer Angreifer nur noch mit unfairen Mitteln stoppen konnte und früh im Spiel die Gelb-Rote Karte sah.

Platzverweis als Gamechanger

"Nach der frühen Führung hatte ich schon das Gefühl, dass es heute in die richtige Richtung gehen würde", erklärt Schmidt. Auch der Platzverweis sei ein "Gamechanger" gewesen. "Spätestens nach dem 2:0 war es dann fast schon gelaufen", ergänzt der Sportdirektor. Aber auch gegen zehn Kölner sei es nicht selbstverständlich gewesen, das Spiel in dieser Deutlichkeit zu gewinnen. "Wir haben heute sieben Tore gemacht, fünf davon haben gezählt, da konnten sich einige Spieler im Offensivbereich prämieren", führt Schmidt mit Blick auf die zwei aberkannten Tore seiner Mannschaft aus, die das Ergebnis noch höher hätten ausfallen lassen können. Bei seinem Lob stellte der Schweizer besonders Karim Onisiwo heraus, der nahezu an allem beteiligt gewesen sei, was die Kölner Abwehr vor Probleme stellte. "Karim als Spielentscheider war heute nicht zu stoppen", sagte der Sportdirektor und ergänzte: "In dieser Form kann ihn kein Bundesligist verteidigen."

Für den Stürmer selbst, seien Tore natürlich wichtig, betont Svensson. "Deshalb hat sich Karim bei seinem Treffer so gefreut. Aber auch vorher hat jeder gesehen, welchen Wert er für die Mannschaft hat. Er ackert ohne Pause, gibt den Verteidigern Aufgaben, macht seine Mitspieler gefährlich und ist an allen spielentscheidenden Szenen beteiligt. Er ist extrem wertvoll, wenn er diese Form hat und so spielt wie heute", lobt auch Svensson die Leistung Onisiwos.

Als Kollektiv stark

Dennoch wollte Svensson nicht detaillierter in die Einzelkritik gehen, obwohl die Leistungen etlicher Akteure und Mannschaftsteile an diesem Abend eine nähere Betrachtung wert gewesen wäre. "Es gab natürlich ein paar Einzelspieler, die ein sehr gutes Spiel gemacht haben. Es gab aber niemanden, der ein schlechtes Spiel gemacht hat und darauf lege ich eher den Fokus“, erklärte der Mainzer Cheftrainer.

Schmidt hingegen ging in seiner Analyse in jene Einzelbetrachtung und hob die Defensive heraus: "Seit der neuformierten Innenverteidigung haben wir in vier Spielen nur ein Gegentor bekommen." Der Schweizer lobte auch Lee als "Balldieb", von dessen Vorwärtsverteidigung und Balleroberungen auch die Offensive gelebt habe. Dazu sah der Schweizer die defensive Stabilität, die Spieleröffnungen von Anthony Caci und Edi Fernandes, sowie die Organisation von Alex Hack als großes Plus im Spiel der 05ER.

Am elften Spieltag durfte der FSV den ersten Saison-Sieg vor heimischem Publikum bejubeln.

Freies Wochenende zur Belohnung

Die Mainzer lieferten ihren Anhängern, defensiv wie offensiv, jedenfalls einen berauschenden Fußballabend. Zur Belohnung gibt es nach dem Intensivprogramm der abgelaufenen Woche nun etwas Zeit zum Ausruhen. "Ich hatte der Mannschaft schon in Lübeck versprochen, dass das Wochenende frei sein wird, wenn wir das Spiel gegen Köln auch noch meistern", so der 05-Coach. "Ab Montag blicken wir dann nach vorne auf das Spiel in München."

Dort muss der FSV am nächsten Samstag um 15.30 Uhr beim FC Bayern ran. "Wir sind auf einem guten Weg. Es ist jetzt die Kunst, auf diesem Weg zu bleiben und das werden wir versuchen und die Prüfung annehmen", betont Svensson, der sich bereits auf das Duell mit dem Deutschen Meister freut. "Es ist eine geile Aufgabe, gegen eine der weltbesten Mannschaften zu spielen."