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Profis 08.01.2023 - 10:00 Uhr

Daghfous: "Ich bin für alle da"

Der Teambetreuer Integration ist auch im Trainingslager fester Bestandteil der 05ER und "rundum glücklich" mit seiner Rolle

Nejmeddin Daghfous ist seit dieser Saison als Teambetreuer Integration fester und wichtiger Bestandteil des Teams um das Bundesliga-Team des 1. FSV Mainz 05. Der 36-Jährige ist verantwortlich dafür, dass Neuzugänge es leichter haben, beim FSV anzukommen und sich wohlzufühlen. Im Trainingslager sorgt der mehrsprachige Daghfous unter anderem für die reibungslose Übersetzung bei Interviews und Medienrunden der französischsprachigen Spieler. Aber auch für alle anderen Profis und anliegenden Aufgaben nimmt er sich gerne Zeit. "Ich bin für alle da, wenn jemand was braucht“, betont der ehemalige Profi in einer Medienrunde in Marbella.

Neue Spieler von Mainz 05 sollten gerne Kaffee trinken. Eine der ersten Anlaufstellen von Daghfous, wenn er Neuzugänge kennenlernt und ihnen die Stadt zeigt, sind meistens die Mainzer Cafés. "Ich bin ein Kaffeefreak, deswegen müssen die Jungs mit“, erzählt er. Es ist eine die Aufgabe des 36-Jährigen den Spielern ihr Ankommen in der rheinhessischen Landeshauptstadt so angenehm wie möglich zu machen. "Ich versuche, sie in die Mannschaft, den Verein und die Stadt zu integrieren. Sei es sprachlich, mental oder kulturell.

Daghfous hilft beispielsweise, bei der Anmeldung bei der Stadt, ist beim Medizincheck dabei und unterstützt bei der Eröffnung eines Bankkontos oder der Wohnungssuche. "Alles, was außerhalb des Fußballs im Alltag anfällt.“ Dabei baue man automatisch eine persönliche Bindung auf und unternehme auch mal privat etwas. "Das gehört dazu.“ Grundsätzlich haben aber alle Spieler die Möglichkeit, seine Hilfe in Anspruch zu nehmen. Aufgrund der sprachlichen Hürde passiere das überwiegend bei ausländischen Spielern. Neben den Formalitäten des Alltags gehe es darum, den Spielern näher zu bringen, was den Mainzer Fußball und auch insgesamt die Mentalität in der Bundesliga ausmache: Eben "alles, was der Trainer und der Verein sehen wollen. Ackern, die Grundlagen auf den Platz bringen und dann den Rest.“

Daghfous (2. v. l.) mit einem Teil des Mainzer Trainerteams auf dem Platz des Marbella Football Centers.

Sprachentalent hilft bei der Aufgabe

Seine Fähigkeiten als Übersetzer werden vor allem abseits des Platzes gebraucht. "Ich bin bei den Mannschaftssitzungen, der Videoanalyse und den Teambesprechungen vor dem Spiel dabei. Außerdem bei Einzelgesprächen mit den Trainern.“ Geboren und aufgewachsen im nordhessischen Kassel, kam der Sohn tunesischer Eltern von Beginn an in Berührung mit mehreren Sprachen. "Zuhause habe ich Arabisch gesprochen, ansonsten Deutsch. In der Schule hatte ich Englisch und Französisch. Türkisch habe ich vom Hörensagen gelernt." Er wuchs in Kassel mit Freunden mit türkischem Hintergrund auf. "Ein gewisses Sprachentalent habe ich, Mathematik liegt mir weniger“, betont er.

Der Job war für den 36-Jährigen zunächst "Neuland“, wie er zugibt. Beim FSV wurde Daghfous, der sein Leben lang professionell Fußball gespielt hatte, direkt ins kalte Wasser geschmissen und wuchs an seinen Aufgaben. "Es war eine Art Crashkurs. Da die Jungs alle sehr angenehm sind und es keine Probleme gibt, mit ihnen zusammenzuarbeiten, ist es mir leichtgefallen.“

Ein Highlight seiner Profi-Karriere: Zum einzigen Bundesligaeinsatz verhalf ihm der damalige 05-Cheftrainer Thomas Tuchel in der Saison 2012/13 gegen Borussia Mönchengladbach.

Anders vorgestellt und dennoch "rundum zufrieden"

Im Sommer 2022 hatte Daghfous seine Karriere beendet. Die Vorstellung vom Ende seiner Laufbahn war eigentliche eine andere. Nach 16 Jahren, davon viereinhalb bei Mainz 05, und acht Stationen war Schluss mit dem Profifußball. "Die letzten zwei, drei Jahre waren schon etwas zäh. Eigentlich wollte ich so lange wie möglich spielen, habe mich dann aber doch entschieden, die Karriere aktiv zu beenden, weil es keinen Spaß mehr gemacht hat.“ Sein Glück: Beim FSV durfte er als Praktikant bereits in der vergangenen Saison im Staff der Profis reinschnuppern und schauen, "wie die Welt von der anderen Seite aussieht“. Daghfous, der unbedingt im Fußball bleiben wollte, blieb also gar keine Zeit, Trübsal zu blasen. "Ich bin froh, dass es hier direkt weitergegangen ist.“

2006 war Daghfous als 18-Jähriger zur zweiten Mannschaft von Mainz 05 gewechselt. Früh ging es bergauf mit dem Profidebüt für die 05ER in der zweiten Bundesliga im Oktober 2007. „Dann gab es einen Knick.“ Er kehrte nach Stationen in Paderborn und Münster zurück zum FSV, spielte in der U23 und durfte in der Saison 2012/13 unter Thomas Tuchel gegen Borussia Mönchengladbach sogar noch sein Bundesliga-Debüt feiern. Anschließend spielte Daghfous noch einige Jahre in der zweiten Liga für Aalen, Würzburg und Sandhausen, bevor er in Offenbach und Gießen den Spaß verlor. "Im Großen und Ganzen bin ich froh, dass ich mein halbes Leben mit Fußballspielen verbringen und Geld verdienen konnte“, sagt Daghfous, der mit dem Start seiner Karriere nach der Karriere sichtbar "rundum zufrieden“ ist.