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Profis 12.10.2022 - 12:00 Uhr

Frei: "...eine Story, die man seinen Kindern erzählen kann"

In buchstäblich letzter Sekunde sicherte Fabian Frei dem FSV 2017 in seinem letzten Bundesliga-Spiel einen wertvollen Zähler bei Werder Bremen: In dieser Woche stattete er dem Bruchweg einen Besuch ab und erinnerte sich an bewegende Jahre bei Mainz 05.

Fabi Frei & Sandro Schwarz 2017 in Bremen: "Er hat gesagt, ich solle es genießen und mir keinen Druck machen." (Bildquelle: imago / Joachim Sielski)

Beim Gang über das weitläufige Trainingsgelände am Bruchweg ist Fabian Frei am Dienstagmittag erstaunt über die vielen Veränderungen, inspiziert den Rasen und erinnert sich an seine Zeit beim FSV, die er in bester Erinnerung hat. Das Mannschaftstraining ist soeben beendet, als er er Torwarttrainer Stephan Kuhnert beim Verlassen des Platzes begegnet, ins freundschaftliche Fachsimpeln kommt und sich über das gegenseitige Wohlbefinden austauscht. Jahrelang hatte Frei den Bruchweg selbst als Heimat kennengelernt, unzählige Eindrücke mit zurück in die Heimat genommen. Die Rückkehr: Eine Herzensangelegenheit, zu Besuch bei Freunden. 

Weit mehr als 400 Spiele hat Frei in seiner langen Karriere als Profi bestritten, ist 22 Mal für die Schweizer Nationalmannschaft aufgelaufen, hat mit Heimatklub FC Basel Champions League gespielt und ist für den 1. FSV Mainz 05 (zwischen 2015 & 2017) in 62 Partien in der Bundesliga, im DFB-Pokal und der Europa League aufgelaufen. Unter den vielen Highlights über die Jahre ist es nicht zuletzt eine Begegnung mit den Mainzern, die besonders lebhaft in Erinnerung ist. Denn im Dezember 2017, kurz vor seinem Abschied aus Rheinhessen, gelang ihm in seinem letzten Bundesliga-Spiel, quasi in letzter Sekunde, sein einziger Treffer im deutschen Oberhaus. 

Nur Schwarz & Schröder wussten Bescheid

"Es ist wirklich eine Story, die man seinen Kindern erzählen kann", erinnert sich der heute 33-Jährige, bald dreifache Familienvater, zurück an dieses denkwürdige 2:2 im Bremer Weserstadion - dazu später mehr - zum Hinrunden-Abschluss der Saison 2017/18. 

12.10.2022

Das emotionale Highlight auf 05ER.tv

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Die Rückkehr in die Heimat zum FC Basel sei seinerzeit bereits in trockenen Tüchern gewesen, aber nicht öffentlich bekanntgemacht. "Dass ich wechseln würde, wussten vor dem Spiel Sandro Schwarz als Trainer, Rouven Schröder und viel mehr eigentlich nicht", berichtete er zu Wochenbeginn während seines kurzen Überraschungsbesuchs am Bruchweg. Zeit, alte Weggefährten zu treffen und in Erinnerungen zu schwelgen, während seine Frau mit der Gattin von 05-Kapitän Silvan Widmer auf Shopping-Tour im Rhein-Main-Gebiet ist. 

Wiedersehen mit alten Bekannten

Mit Widmer verbindet den Ex-05ER eine lange Freundschaft. Frei hatte ihm im Sommer 2021 explizit zum Wechsel an den Rhein geraten, "weil ich überzeugt war, dass es passt. Dass er nach nur einem Jahr Kapitän ist, zeigt, dass ich das nicht ganz falsch eingeschätzt habe." Die Freundschaft der Beiden war aber nicht der alleinige Grund für die Stippvisite, wie er betont: "Ich habe in der Zeit hier Freund- und Bekanntschaften fürs Leben gefunden, was nicht selbstverständlich ist in dem Business", sagt Frei, der sich neben der Medienabteilung des FSV auch den Austausch mit den Physiotherapeuten, mit Zeugwart Walter Notter, Teammanager Darius Salbert, Torwarttrainer Kuhnert sowie dem einen oder anderen aktuellen Profi sucht. Mainz und der Bruchweg sind bis heute ein Stück Heimat geblieben für Frei: "Als ich damals gekommen bin, habe ich sicherlich nicht damit gerechnet, dass die Verbundenheit auch nach meinem Abschied in dieser Form bestehen bleiben würde."

Zurück am Bruchweg

Dass es passen würde mit ihm und Mainz 05 habe sich aber schnell herauskristallisiert. Privat sei es für ihn und seine Frau eine wichtige Erfahrung gewesen, das gewohnte Umfeld zu verlassen und auf sich alleine gestellt gewesen zu sein. "Wir haben es genossen, das hat uns damals zusammengeschweißt", findet Frei. Zumal es sportlich, wenngleich der Mittelfeldmann - auch verletzungsbedingt - nicht immer zum Stammpersonal zählte, "extrem viel Spaß gemacht" habe.

Erinnerungen fürs Leben

"Ich habe regelmäßig vor zehntausenden Fans in einer großen Liga gespielt. Als kleiner Junge war es immer ein Traum, in Dortmund vor der Gelben Wand zu spielen oder in München. Das waren großartige Erfahrungen, die in Erinnerung bleiben. Ich kann mich zudem sehr gut an die Nichtabstiegsparty gegen Frankfurt erinnern, als wir lange warten mussten nach dem Schlusspfiff. Dann die Qualifikation für die Euro-League-Gruppenphase. Das waren alles coole Erfolge in einer insgesamt geilen Zeit mit einer guten Mannschaft. Mit der Entscheidung, nach Mainz zu gehen, habe ich damals alles richtig gemacht."

Und mit seiner Art auf und neben dem Platz fand Frei zwischen Sommer 2015 und dem Winter 2017 auch schnell einen ebensolchen im Herzen der 05-Fans. Einige der Gründe dafür, glaubt er zu kennen, wie er erläutert: "Wichtig für Fans ist aus meiner Sicht, wenn du als neuer Spieler kommst und zeigst, dass du bereit bist, alles für den Verein zu geben. Wenn du Ziele hast, die du mit dem Klub verfolgst und dich nicht nur ins Schaufenster stellen möchtest. Die Fans haben ein Gespür dafür und merken sehr schnell, was für ein Typ du bist. Ich glaube schon, dass diese Identifikation mit dem Verein und dem Umfeld sehr entscheidend ist", so der Nationalspieler, der für die Schweiz in der vergangenen Saison sein Comeback feiern durfte und von einer Teilnahme an der Weltmeisterschaft in Katar träumt. Es wäre das zweite große Turnier mit den Eidgenossen nach der EM 2016 in Frankreich.

Mainzer Jubeltraube im Weserstadion nach dem späten Ausgleich.

Emotionales Highlight in letzter Sekunde

Anbieten kann er sich in den kommenden Wochen in der Suisse Super League im Trikot des FC Basel, mit dem der Saisonstart mit zwölf Punkten aus neun Partien durchwachsen verlaufen ist, wofür Frei eine Erklärung hat: "In diesem Jahr ist in Basel vieles neu, der Trainer, die Vereinsführung. Es entwickelt sich, wir sind dabei herauszufinden, was passen muss, um wieder erfolgreicher zu sein. Aber das ist eine normale Entwicklung." Am Sonntag geht es für ihn - zuvor steht noch das Duell mit Slovan Bratislava am Donnerstagabend in der Europa Conference League auf dem Programm - mit seinem Jugendklub bei Servette Genf weiter. 

So bleibt Zeit, die bereits am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) geforderten 05ER bei ihrer Partie in Bremen vor dem Fernseher zu unterstützen. Im Vorfeld kann er Kumpel Widmer vielleicht noch einmal von seinem letzten Auftritt im Weserstadion berichten, an den Frei, wie eingangs erwähnt, beste Erinnerungen hat. "Vor dem Spiel damals in Bremen habe ich mit Sandro über dieses letzte Bundesliga-Spiel gesprochen. Er hat gesagt, ich solle es genießen und mir keinen Druck machen", erinnert er sich. "Ich habe in dem Spiel dann im Mittelfeld angefangen, bin später ins Abwehrzentrum gerückt, und in der 90. Minute hat mich nichts mehr hinten gehalten - ein toller, emotionaler Moment. Vielleicht hätte ich das früher häufiger versuchen sollen", sagt er schmunzelnd, um anschließend auf die Bedeutung des späten Comebacks nach 0:2-Rückstand - Robin Quaison war der zwischenzeitliche Anschlusstreffer gelungen - zur Pause einzugehen. "Ohne den Punkt wären wir auf dem Relegationsplatz gewesen über den Winter, so waren wir auf Platz 15, was wichtige für den Verein war. Ein paar Tage später haben wir im Pokal noch gegen Stuttgart gewonnen, insofern war mein Abschluss insgesamt sehr erfolgreich und schön."

Für die Partie am Wochenende drückt Frei natürlich erneut dem FSV die Daumen und rechnet mit einem Duell auf Augenhöhe: "Dass es nicht einfach wird, ist sicher allen Mainzern bewusst. Bremen ist zwar ein Aufsteiger, aber Mainz in einem schönen Stadion mit guter Stimmung sicher nicht in der Favoritenrolle. Wichtig wird werden, die gegnerischen Stürmer gut in Schach zu halten. Die 05ER sind ohnehin immer für ein Tor gut. So eine schlechte Saison ist es bei uns bislang auch nicht. Es gab schon schlimmere Vorrunden, die noch nicht zu lange zurück liegen", so Frei, der genau weiß, wovon er spricht.