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Profis 24.12.2022 - 09:00 Uhr

de Blasis: "Der Fußball gehört den Fans"

Ein besonderes Weihnachtsgeschenk, Führungsrolle beim FC Cartagena & anstehender Besuch in Mainz

Pablo de Blasis bejubelt den Siegtreffer gegen Hertha BSC in der Saison 2017/18.

Pablo de Blasis dürfte die Weihnachtstage mit einem besonders positiven Gefühl begehen. Wenige Tage nach dem WM-Triumph seines Heimatlandes Argentinien sprachen wir mit dem 34-Jährigen, der zwischen 2014 und 2018 in insgesamt 115 Spielen für den FSV auflief und zum Publikumsliebling wurde. "Es ist ein gegenseitiges Befruchten, man bekommt die Liebe von den Fans, weil man auf dem Platz etwas geleistet hat, und möchte diese zurückgeben", beschreibt die ehemalige Mainzer Nummer 32 die Rolle der Zuschauer. Auf dem Platz stehen zwar die Spieler, der Sport gehöre jedoch den Fans, so de Blasis weiter. Führt man sich die Szenen aus Buenos Aires rund um das WM-Finale und die Tage danach vor Augen, erschließt sich der Ursprung dieser Haltung schnell. Der Ex-Mainzer selbst verfolgte das Endspiel gemeinsam mit zwei Teamkollegen und seiner Familie im spanischen Cartagena, wo der Argentinier derzeit unter Vertrag steht, und erlebte einen unvergesslichen Abend.

Besonderer Sieg für Argentinien - und Messi

"Wir haben uns früh getroffen, um uns auf das Spiel einzustimmen", berichtet de Blasis vom Finaltag. Nach der Partie sei die Freude groß gewesen. "Bis tief in die Nacht wurde gefeiert, und, wie es sich für Argentinier gehört, auch gegrillt." Es sei etwas Besonderes gewesen, die Begegnung mit den argentinischen Kollegen gucken zu können. "Dass wir zusammen laut sein und die Leidenschaft teilen konnten, auch, dass meine Kinder das Ganze bewusst mitbekommen haben und ihren ersten WM-Titel feiern konnten, war einfach ein Traum", ist er vom argentinischen WM-Triumph sichtlich berührt. 

"Nach den beiden verlorenen Endspielen gegen Deutschland war es für alle eine große Freude", spricht der Argentinier über die Gefühlslage im Land. Besonders freue man sich für Lionel Messi, der seine Karriere in seinem möglicherweise letzten WM-Turnier endgültig krönte und nun auf einer Stufe mit Diego Maradona steht. Mit dem Finalspiel absolvierte der südamerikanische Superstar zudem die meisten WM-Spiele eines Spielers aller Zeiten. Zuvor sei Messi bei Weltmeisterschaften nicht unbedingt für seine Torgefährlichkeit bekannt gewesen, erzählt de Blasis, nun traf er in allen K.o.-Spielen und leistete somit einen entscheidenden Beitrag zum Titel. "Messi musste lange für diesen Triumph leiden und kämpfen. Es sieht alles so aus, als hätte es eine höhere Macht bestimmt. Das macht es zu etwas ganz Besonderem für ihn", weiß der Mittelfeldspieler, was der WM-Titel für sein Land und dessen Top-Star bedeutet.

Und auch für den argentinischen Fußball sei der Titel "von großer Bedeutung". Junge Spieler, die teilweise erst seit kurzer Zeit in Europa spielen, hätten sich ins Rampenlicht spielen können. "Das ist eine Wertschätzung für den südamerikanischen und argentinischen Fußball, der ansonsten nicht so wahrgenommen wird. Wir sind froh, dass wir mit dem Sieg einen Beitrag dazu geleistet haben."

Immer mit vollem Einsatz: De Blasis im DFB-Pokal gegen Holstein Kiel.

Kapitän beim FC Cartagena

De Blasis und der FC Cartagena waren während der WM in der Liga im Einsatz, denn die zweithöchste spanische Spielklasse pausierte in dieser Zeit nicht. Dass die Spiele durch die Abstellungen beeinflusst wurden, glaubt de Blasis nicht, waren es insgesamt doch nur wenige Spieler, die mit ihren Nationalmannschaften die Reise nach Katar antraten. Und auch atmosphärisch konnte der Argentinier weder in die eine, noch in die andere Richtung einen Unterschied feststellen. Zwar sei man auch in Spanien bezüglich der WM etwas kritisch eingestellt gewesen, "letztlich ist das Turnier aber schnell vorbeigegangen, sodass ich in unserer Liga keine Veränderungen wahrgenommen habe", berichtet de Blasis, der im Sommer 2020 nach zwei Spielzeiten in Eibar nach Cartagena wechselte und seine Mannschaft in dieser Saison regelmäßig als Kapitän auf das Spielfeld führt.

"Das ist natürlich eine große Ehre und ich freue mich, dass man mir das anvertraut. Ich bin jemand, der sich gerne um seine Mitspieler kümmert und sage, wenn mich etwas stört. Ich versuche mich einzumischen und will auch auf dem Platz zeigen, dass ich vorangehe", spricht der 34-Jährige über seine Rolle. 

Kurze Winterpause und die Play-Offs im Visier

Sportlich läuft es aktuell gut: Beim Tabellensiebten der LaLiga 2 glänzt de Blasis als Top-Vorlagengeber. Im letzten Liga-Spiel des Jahres unterlag der Ex-05ER mit seiner Mannschaft zwar mit 0:3 gegen Aufsteiger Racing Santander, dennoch sei man auf einem guten Weg. Der Verein entwickele sich von Jahr zu Jahr weiter, in der Hinrunde sei man immer in Reichweite der Aufstiegs-Play-Offs gewesen. "Das zeigt, dass hier wirklich gute Arbeit geleistet wird", lobt de Blasis.

Nach dem siegreichen Copa-del-Rey-Match gegen AD Alcorcón am 20. Dezember starteten de Blasis und Co. in ihre kurze Winterpause, denn schon am 08. Januar geht es beim FC Granada weiter. "Wir haben nicht viel Zeit, deswegen bleiben wir in Cartagena und fahren nicht nach Argentinien. Hier scheint ohnehin fast jeden Tag die Sonne, da fühle ich mich sehr wohl", erklärt die ehemalige Mainzer Nummer 32 seine Pläne für die kommenden Tage.

Sein Vertrag beim spanischen Zweitligisten läuft unterdessen im Sommer aus, wie es dann weitergeht, weiß de Blasis noch nicht genau. "Ehrlich gesagt mache ich keine Pläne mehr. Im vergangenen Sommer wollte ich eigentlich zurück nach Argentinien, um dort weiterzuspielen, das hat sich aber zerschlagen. Daraus habe ich gelernt, dass es nichts bringt, großartige Pläne zu schmieden, wenn sich alles kurzfristig ändern kann", blickt er gelassen in die Zukunft. Vielmehr wolle er die Saison mit Cartagena erfolgreich beenden und im Anschluss über alles Weitere nachdenken. 

Gescheiterte Rückkehr nach Argentinien 

Die Geschichte zum geplatzten Wechsel in die Heimat ist durchaus kurios, war sich de Blasis mit seinem alten Klub Gimnasia doch eigentlich schon einig. "Es ist etwas schwierig gewesen", sagt er über seine verpasste Rückkehr nach La Plata. Dort sei es anders als in Deutschland, die Entscheidungen seien weniger konsistent. "Als der Präsident wechselte, war alles auf links gedreht und es stellte sich heraus, dass ich dort nicht anfangen kann. Das hatte nichts mit dem Finanziellen, sondern eher etwas mit Sachen im Umgang zu tun", führt der Argentinier aus. Cartagena habe ihm "nie die Tür verschlossen" und eine Rückkehr angeboten, sollte der Wechsel in die Heimat nicht funktionieren. "Das habe ich gerne angenommen und bin glücklich, in dieser Saison in Cartagena Fußball zu spielen."

Parallel zu seiner Zeit als aktiver Fußballer hat de Blasis bereits Lehrgänge und Praktika bei Jugendmannschaften absolviert und treibt seine Trainerkarriere weiter voran. Dies sei aufgrund von Terminkollisionen mit dem laufenden Ligabetrieb teilweise zwar etwas aufwendig, sein Plan, später einmal Fußballlehrer zu werden, bestehe jedoch nach wie vor. 

De Blasis feiert den Klassenerhalt 2018 nach dem Sieg in Dortmund gemeinsam mit den FSV-Fans.

Traum mit Wechsel nach Eibar verwirklicht

Und auch Mainz 05 verfolgt der Argentinier weiterhin "so oft es der Terminkalender zulässt". Es habe ihm gut gefallen, wie sich der Verein durch die Rückkehr von Christian Heidel, Martin Schmidt und Bo Svensson gewandelt hat, ist de Blasis gut über die Geschehnisse rund um den FSV informiert. Svensson erinnere an das, was Mainz 05 ausmacht: Vertrauen in einen Trainer, der aus den eigenen Reihen kommt. Am Tiefpunkt vor knapp zwei Jahren habe man die richtigen Entscheidungen getroffen. "Es ist großartig, was seitdem passiert ist. Die Aufbruchsstimmung, die Unterstützung der Fans und der klare Plan haben mich sehr beeindruckt", so de Blasis weiter. "Das ist das, wofür wir stehen. Ich sage bewusst wir, denn ich habe ja auch eine ganze Zeit im Verein verbracht und fühle mich weiterhin zugehörig.“

Ob er seinen Abgang aus Mainz einmal bereut habe, sei schwierig zu sagen. Mit dem Wechsel zu SD Eibar habe er einen großen Traum verwirklichen können. "Ich habe gegen Messi gespielt, ein Tor gegen Barcelona geschossen und wir haben gegen Real Madrid gewonnen", spricht der Argentinier über einen persönlich "extrem wichtigen" Teil seiner Karriere. "Natürlich waren mir auch die vier Jahre in Mainz extrem wichtig", betont der ehemalige 05ER. "Am liebsten wäre es mir, wenn die Karriere 50 Jahre dauern würde und ich 20 davon in Mainz geblieben wäre. Aber man muss sich die Schritte sehr genau überlegen und der Wechsel nach Spanien war etwas, das ich unbedingt machen musste. Bis jetzt hat sich alles so erfüllt, wie ich es mir erträumt hatte.“

Mit der Tochter in ihre Geburtsstadt

Eine wichtige Rolle spielen für den Argentinier dabei stets auch die Zuschauer, die den wendigen Mittelfeldspieler für seine Art Fußball zu spielen schätzen. "Es ist ein gegenseitiges Befruchten. Man bekommt die Liebe von den Fans, weil man auf dem Platz etwas geleistet hat und möchte diese zurückgeben. Das war bei allen Stationen meine Art Fußball zu spielen. Vielleicht liegt es auch daran, dass ich schon als Kind großer Fußball-Fan war. Ich sage immer, Fußball spielen die Spieler, aber der Fußball gehört den Fans“, spricht de Blasis sicherlich vielen Fußballbegeisterten aus der Seele.

Eigentlich hatte de Blasis schon in diesem Jahr geplant, zu Besuch nach Mainz zu kommen, durch den geplatzten Wechsel nach Argentinien hätte sich dies jedoch zerschlagen. Als Spieler der zweiten spanischen Liga sei es nicht so einfach, eine Lücke im Terminkalender zu finden, weil es keine Länderspielpausen gibt. "Aber ich habe es im nächsten Jahr vor, möchte meiner Tochter zeigen, wo sie geboren ist und wo ihr Papa früher gespielt hat. Ich freue mich darauf, viele Mainzer nach langer Zeit mal wiederzusehen", so de Blasis mit Blick auf seine baldige Stippvisite in die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt.