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Profis 17.05.2023 - 15:30 Uhr

Aarón über seinen Abschied & die Lust auf "etwas Neues"

Nach fünf Jahren verlässt der spanische Außenverteidiger die 05ER, die Entscheidung habe er gemeinsam mit dem Verein getroffen.

Einer der feinsten Füße im 05-Kader: Aarón bei seinem Freistoßtreffer gegen Schalke 04.

Zwei Spiele stehen in dieser Bundesligasaison noch auf dem Terminplan. Für Aarón Martín Caricol, wie der spanische Linksverteidiger mit vollem Namen heißt, endet danach bekanntlich die Zeit als Profi des 1. FSV Mainz 05. Der 26-Jährige, der zur Saison 2018 als spanischer Junioren-Nationalspieler und Stammspieler des Erstligisten Espanyol Barcelona an den Bruchweg wechselte, ein Jahr später mit Spanien U21-Europameister wurde, wird, falls ihn Bo Svensson am Sonntag im letzten Heimspiel gegen den VfB Stuttgart und eine Woche später im Saisonfinale bei Borussia Dortmund aufstellt, dann auf insgesamt 116 Bundesligaspiele für die 05ER kommen und sich anschließend aus Rheinhessen verabschieden. Im Rahmen einer Medienrunde sprach Aarón am Dienstag darüber, wie es kam, dass sich die Wege von Spieler und Verein nun trennen werden und was der technisch so versierte Fußballer in Zukunft noch vorhat.

Offene Zukunft

"Wir haben uns vor einiger Zeit zusammengesetzt und gemeinsam entschieden, dass wir unsere Zusammenarbeit nach fünf Jahren beenden", sagt Aarón. Da habe es auch gar nicht so viel zu besprechen gegeben. "Wir gehen keinesfalls im Bösen auseinander. Es ist einfach so, dass es nach fünf Jahren endet und etwas Neues kommt." Was das sein wird, darüber möchte sich der Spieler im Moment nicht groß auslassen: "Vor allen Dingen habe ich noch zwei wichtige Spiele vor mir, die ich gerne vernünftig zu Ende bringen möchte. Danach kümmere ich mich dann um die nächste Saison und was kommt. Parallel dazu sondieren andere Leute aber natürlich die Lage. Nach dem Saisonende gucken wir dann gemeinsam weiter“, sagt er. Zuletzt waren Spekulationen in den Medien aufgekommen, Eintracht Frankfurt könne möglicherweise die nächste Station des Verteidigers werden. "Es gab bisher keinen Kontakt", erklärte der Profi jedoch. 

17.05.2023

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Teuerster Neuzugang

Als Achtjähriger war Aarón einst zu Espanyol Barcelona gestoßen, blieb dort 13 Jahre und war demnach 21 Jahre jung, als er nach Mainz wechselte. Bei Espanyol absolvierte der junge Linksverteidiger zwei Jahre als Profi, war dort Stammspieler, bestritt erst 30, im zweiten Jahr 32 von 38 möglichen Ligaspielen und spielte fast immer durch. Der FSV lieh den Spanier zunächst aus und verpflichtete ihn ein Jahr später dann fest. Als teuersten 05-Neuzugang aller Zeiten. Ob dies eine Belastung gewesen sei? "Es ist auch eine Wertschätzung, so teuer gewesen zu sein, aber als Spieler muss ich mich davon freimachen, darf mich nicht davon beeinflussen lassen. Das habe ich versucht“, sagt er heute.

Immer wieder war davon zu lesen, dass es den 26-Jährigen zurück in die Heimat ziehen würde. Doch das ist offenbar nicht sein primäres Ziel, wie Aarón mitteilte. Er könne sich auch einen Wechsel innerhalb der Bundesliga durchaus vorstellen. "Ich muss nicht unbedingt in Spanien spielen, sondern bin offen für alles und werde für mich die beste Option ziehen, will mir aber grundsätzlich Zeit lassen und vernünftig handeln", betont er.

Freistoßspezialist mit Freiheiten

Im Mainzer Team war Aarón in den ersten anderthalb Jahren Stammspieler, bestritt 48 von 51 Spielen, fast immer über die volle Distanz und gab sechs Torvorlagen. Unter Trainer Achim Beierlorzer wurde er zum Reservisten und später dann, im Winter 20/21, zu Celta de Vigo ausgeliehen. Unter Bo Svensson schaffte es Aarón nach seiner Rückkehr ein halbes Jahr später wieder zum Stammspieler als Nachfolger des inzwischen zu PSV Eindhoven gewechselten Phillip Mwene. Obwohl der Spanier seinen Platz in der laufenden Saison zwischenzeitlich an Anthony Caci verlor und wieder häufig von der Bank kam, ist es mit Blick auf seine persönliche Quote die klar beste Saison mit fünf Toren und drei Vorlagen. Vor allen Dingen seine überragenden und extrem platzierten, direkt verwandelten Freistöße waren äußerst medienwirksam und dürften den 05-Profi für andere Klubs interessant gemacht haben. "Wir trainieren das immer, natürlich auch in den normalen Einheiten“, berichtet er. Darüber hinaus trainiere er im Besonderen die Freistöße mit Co-Trainer Patrick Kaniuth. "Das ist Teil meines Trainingsplans, der sich ausgezahlt hat“, sagt Aarón. Der natürlich zudem auch in diesem Bereich von seiner ausgesprochen guten (Schuss-) Technik profitiert. Dass er auch ansonsten mehrfach als Torschütze und Vorlagengeber in Erscheinung getreten sei, hänge mit der allgemeinen taktischen Ausrichtung der Mannschaft zusammen. "Bei Bo haben wir diese Saison mehr Freiheiten gehabt, was die Offensive angeht. Davon habe ich definitiv profitiert“, sagt er und ergänzt: "Er ist ein großer Trainer, ein sehr guter Trainer, sowohl auf dem Platz als auch drumherum. Er ist taktisch sehr versiert, auch sein Training ist immer sehr abwechslungsreich, mit und ohne Ball nie langweilig. Und er gehört ganz sicher zu den Trainern, die eine Spielernähe suchen und auch gewinnen können, die sich nicht irgendwo komplett abkapseln. Das macht ihn für mich zu einem ziemlich kompletten Trainer, weil er auf dem Platz und außerhalb sehr gute Lösungen vorgibt." Generell gelte für seine Mainzer Zeit, dass es fünf sehr lehrreiche Jahre waren, die er am Bruchweg erlebt habe. "Ich habe wirklich sehr viel gelernt. Mainz 05 ist ein bedeutender Klub für mich, der meinen Lernprozess gefördert hat und den ich nicht nur deshalb in schöner Erinnerung behalten werde“, betont Aarón.

Der Lernprozess habe allgemein damit begonnen, zum ersten Mal im Ausland zurechtkommen zu müssen. "Dann im Spiel mit vielen taktischen Neuerungen. Es war eine ganz andere Umgebung für mich, sowohl fußballerisch als auch zwischenmenschlich und mit dem ganzen Umfeld. Ich denke, das wird auch nicht anders, wenn ich mir einen neuen Verein suche. Auch da beginnt wieder ein neues Kapitel, in dem man eine Menge Neues lernen kann.“ Immer weiter dazulernen, sich zu entwickeln, sei natürlich immer sein Ziel.  Ebenso wie persönlich nach vorne zu kommen. "Natürlich möchte ich auch gerne am Europapokal teilnehmen, das ist eines meiner Ziele", sagt er. "Jeder Spieler wünscht sich immer, sich weiter zu verbessern, auch noch mal andere Dinge kennenzulernen.“ 

Auf 15 direkte Torbeteiligungen bringt es der Spanier in 114 Bundesliga-Partien - ein ordentlicher Wert für einen Außenverteidiger.

Hoffnung auf erfolgreichen Abschied

Die Chance, mit dem FSV in der kommenden Runde dieses Ziel zu verwirklichen, hat sich in den vergangenen Wochen mehr oder weniger erledigt. Vielleicht sei es auch deshalb ein guter Zeitpunkt, um nun sportlich und persönlich ein neues Kapitel aufzuschlagen. "Wir hatten eine sensationelle Serie, mit dem 3:1-Sieg gegen Bayern als Höhepunkt“, sagt er. "Seitdem läuft es nicht mehr. Wir waren natürlich emotional wirklich sehr weit oben. Dann kam Wolfsburg, wo wir zum Teil nicht so schlecht waren, wo wir aber gemerkt haben, es funktioniert das, was vorher gut funktioniert hat, nicht mehr richtig - auch mental. Dann kam das Spiel gegen Schalke, das wir auf jeden Fall hätten gewinnen müssen, um das zu erreichen, was wir uns in den Kopf gesetzt hatten. Dann haben wir das in letzter Minute verloren. Das war für uns auch so ein Knacks, der vielleicht einen Anteil an der Leistung in Frankfurt hatte.“

Am Sonntag verabschiedet sich Aarón im Rahmen des letzten Saisonspiels in der MEWA ARENA von den Mainzer Fans. "Ich hoffe, dass wir unsere beiden letzten Spiele gewinnen und einen guten Ausklang dieser erfolgreichen Saison erleben werden. Das haben die Fans und auch wir uns verdient“, sagt er abschließend. Die Mainzer gehen mit 45 Punkten als Tabellenneunter in die Partie gegen die noch abstiegsgefährdeten Stuttgarter.