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Profis 26.01.2023 - 15:00 Uhr

Keine Zeit für Enttäuschung

Mainzer müssen BVB-Tiefschlag schnell verdauen und Positives mitnehmen in das Samstag-Spiel gegen Bochum

Die Mentalität vom Mittwochabend müssen die 05ER auch am Samstag gegen Bochum wieder auf den Platz bringen.

Es war ein Tiefschlag mit Schockwirkung. Ein Knockout in der dritten Minute der Nachspielzeit, der allen Mainzern unter den 31.500 Zuschauern in der MEWA ARENA das Entsetzen ins Gesicht zeichnete und eine Bundesligapartie, die mindestens auf ein verdientes Unentschieden herausgelaufen war, brutal beendete.  Der 1. FSV Mainz 05 hat sein erstes Heimspiel in dieser Englischen Woche höchst unglücklich verloren und zum Abschluss der Vorrunde gegen Borussia Dortmund eine 1:2-Niederlage kassiert, die normalerweise erst mal richtig verdaut werden müsste. "Doch wir haben keine Zeit für sowas“, sagte 05-Kapitän Silvan Widmer. "Es überwiegt jetzt die Enttäuschung. Das ist klar, aber das hilft uns nicht in der Vorbereitung auf das nächste Spiel“, betonte der Rechtsverteidiger. Die nächste Partie im aktuellen Intensiv-Programm folgt bereits in zwei Tagen zu Hause gegen den VfL Bochum (Tickets hier oder an der Tageskasse). "Es ist gut, dass es so schnell weitergeht, damit man nicht die ganze Woche an diesen  blöden Spielausklang denken muss“, erklärte Torhüter Finn Dahmen.

"Das Tor zum 1:2 ist ein Wirkungstreffer, kurzfristig“, sagte Martin Schmidt. "Diese Kröte schluckst du nicht so einfach, aber mit einem Tag Abstand ist diese Szene analysiert, dann kannst du sie abhaken. Es war ein Standard. Wir sind nicht zerlegt worden. Alles andere, das Positive, nimmst du mit. Das wird auch Bo so mit der Mannschaft besprechen“, sagte der Sportdirektor nach dem schmerzhaften Ende dieser Partie, das der Schweizer als "maximal unglücklich“ bezeichnete. "Ich würde sogar sagen, maximal unverdient. Weil wir in der zweiten Halbzeit einen Tick gefährlicher waren, hätten wir sogar einen Sieg verdient. Ein kleiner Fehler in der Nachspielzeit hat uns um den Lohn gebracht“, so der 55-Jährige.

26.01.2023

Die Pressekonferenz mit Bo Svensson & Edin Terzic

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Widmer: "Auf dem Platz war Mentalität zu spüren"

Die Szene, die dieses Spiel zugunsten des BVB entschied, ereignete sich im Anschluss an eine Ecke, als Giovanni Reyna einen von Sébastien Haller per Kopf verlängerten Ball am zweiten Pfosten über die Linie drückte. "Da sind einige Fehler zusammengekommen. Es bringt uns aber nichts, jetzt Schuldige dafür zu suchen. Wir haben genug Erfahrung, um das einzuordnen. Wir haben über weite Strecken ein gutes Spiel gezeigt. Wir stehen jetzt hier mit null Punkten, aber weiter geht‘s. Auf dem Platz war Mentalität zu spüren. Jeder wollte die Wege für den Mitspieler gehen und hat sich in die Zweikämpfe geworfen. Das brauchen wir“, sagte Widmer.

"Es ist bitter für uns und ein Déjà-vú vom letzten Jahr, als auch ein Standard das Spiel sehr spät zu ihren Gunsten entschieden hat“, erklärte der Mainzer Cheftrainer. "Das war damals sehr bitter und ist es heute wieder genauso. Beides waren Spiele, die wir nicht verlieren mussten“, sagte Svensson. "Du hast keine Garantie, dass du gewinnst, wenn du gegen Top-Mannschaften wie Dortmund spielst. Jetzt erwartet uns ein wichtiges Spiel gegen Bochum.“

Ab der 60. Minute hätten beide Mannschaft mit offenem Visier bis zum Schluss um den Sieg gekämpft“, merkte Edin Terzic an. "Wir sind heute der glücklichere Sieger, trotzdem hätte es in alle drei Richtungen gehen können“, so der BVB-Coach." Soll heißen: Jedes Ergebnis war möglich und wäre dem Spielverlauf angemessen gewesen. "Ich glaube, dass wir diese zweite Halbzeit mitnehmen müssen, in der wir Dortmund Paroli geboten haben, das Spiel in der Mitte gestalten, dagegenhalten konnten, sogar einen Tick Übergewicht hatten, wenn man die die Gefährlichkeit der Chancen sieht. Es ist hart, das Resultat hinzunehmen, aber wir müssen diese Leistung mitnehmen für das Bochum-Spiel“, erklärte der 05-Sportdirektor. Svensson sah es genauso: "In der zweiten Halbzeit sind wir immer besser geworden und hatten etliche Chancen, um eigene Tore zu schießen. Es gibt sehr viele positive Sachen, die wir mitnehmen können. Und die nehmen wir auch mit.“

Aymen Barkok kurbelte in der zweiten Halbzeit ein ums andere Mal das Mainzer Offensivspiel an.

Besser nach der Umstellung

Die frühe Führung schien den Mainzern nicht gut getan zu haben. eineinhalb Minuten war die Partie alt, als Jae-Sung Lee einen von Edimilson Fernandes getretenen Eckball am kurzen Pfosten zur Führung ins Tor köpfte. Zwei Minuten später war der Vorsprung jedoch wieder weg, weil Fernandes einen Distanzschuss von Ryerson unhaltbar für Finn Dahmen zum Ausgleich abfälschte.  "Man hat einen Plan gegen Dortmund“, sagte der 05-Sportdirektor. "Und plötzlich hast du Gedanken im Kopf, die du vor dem Spiel nicht hattest. Jetzt hast du plötzlich was zu verlieren, was fünf Minuten davor noch anders war. Das hat etwas ausgelöst, und es folgte die stärkste Zeit des Gegners“, so Schmidt. "Wir wurden zu vorsichtig, sind oft hängen geblieben. Irgendwann haben wir uns nicht mehr richtig getraut, mit dem Ball. Das hat den Gegner ins Pressing gebracht.“

Der Mainzer Trainer reagierte, stellte sein System auf 5-4-1 um. "Wir hatten keinen Zugriff auf das Spiel“, begründete Svensson die Maßnahme. "Wir sind nur hinterhergelaufen, hatten keine Pressing-Auslöser. Das gab uns ein schlechtes Gefühl. Wenn du versuchst, gegen Dortmund Druck zu machen und immer in klarer Unterzahl bist, dann geht das nicht.  Nach der Umstellung haben wir weniger zugelassen“, sagte der Däne. Und Schmidt ergänzte: "Danach hatten wir das Anlaufen, das Pressing im Griff und den Gegner eigentlich vom Tor weg. Die Änderungen von Bo haben sofort Wirkung gezeigt. "So haben wir zweite Hälfte das schönere Gesicht gezeigt. Das Gesicht, mit dem wir in die nächsten Wochen, die nächsten Spiele reingehen müssen.“

Das schöne Gesicht prägten gegen den BVB auch neue 05-Gesichter, die zu den positiven Aspekten dieser Partie gerechnet werden müssen. Andreas Hanche-Olsen, der neue Innenverteidiger aus Norwegen, präsentierte sich nach kurzer Anlaufzeit als "unheimlich starker Verteidiger" (Schmidt), mit gutem Auge. "Wir haben gesehen, dass er ein ausgebuffter Verteidiger mit hohem Tempo ist, welche Klasse er mitbringt und dass er uns gut tut.“, sagte der Sportdirektor. 

Ludovic Ajorque feierte in der Schlussphase ein überzeugendes Debüt für Mainz 05.

Neue Gesichter versprechen einiges

Ludovic Ajorque gab einen Tag nach seiner Verpflichtung sein Debüt im 05-Trikot und überzeugte als Einwechsler gleich auf der ganzen Linie. "Ajorque hat das Spiel verändert, das hat etwas mit dem Gegner gemacht, hat mit unserem Spiel etwas gemacht. Er hat schnell den Ball verlängert, gut abgelegt.  Das Ist eine Komponente, die wir so noch nicht drin hatten. Damit hatten wir die Überhand in der letzten Viertelstunde“, erklärte Schmidt. Der BVB hatte Probleme, den Franzosen zu kontrollieren. Der Neuzugang war beteiligt an vielen Situationen. Zu den weiteren positiven Aspekten gehörte, dass Anton Stach langsam in Form kommt, dass Aymen Barkok zunehmend besser aufspielt und mit Brajan Gruda ein Nachwuchs-Spieler zu seinem Profi-Debüt kam.

Gegen Bochum steht auch Dominik Kohr wieder zur Verfügung. "Bochum gilt es zu schlagen“, erklärte Martin Schmidt. "Das ist ein wichtiges Spiel, in dem wir die Dominanz dieser zweiten Halbzeit wieder brauchen.“ Die Mainzer gehen als Zwölfter in diese Partie. "Die Tabelle ist so, wie sie ist“, sagte Svensson. "Die Hinrunde ist jetzt vorbei. Wir haben 20 Punkte. Damit steht man normalerweise so, wie wir stehen. Für mich geht es  aber im Endeffekt darum, den Spielern das mitzugeben, was sie gut gemacht haben sowie die paar Sachen, die wir besser machen müssen. Dann geht der Blick nach vorne zum nächsten Spiel am Samstag.“