Spielbericht 27.04.2015 - 00:00 Uhr
Stimmung am Anschlag
Rein rechnerisch fehlt noch ein kleiner Schritt, emotional sind die Nullfünfer allerdings bereits in ihrer zehnten Bundesliga-Saison angekommen. Das 2:0 gegen den FC Schalke 04 am Freitagabend hat die Ausgangslage im Abstiegskampf für den FSV entscheidend verbessert. Neun Punkte Vorsprung auf den Relegationsrang sollten bei vier ausstehenden Partien wirklich reichen.
Den Nullfünfern war der dritte Heimsieg unter Trainer Martin Schmidt aber nicht nur drei Punkte wert. Er vermittelte erneut die Gewissheit, dass sich die Stimmung im Verein und im Umfeld im Verlauf dieser schwierigen Saison zum Positiven gedreht hat. Mannschaft und Fans erzeugen in den Heimspielen wieder gemeinsam eine packende Atmosphäre, die sich vor den großen Stadien des Landes nicht verstecken muss.
Der FC Schalke 04 war nicht als Laufkundschaft nach Mainz gekommen. Zwanzig Minuten lang gerieten die Nullfünfer gegen die starke Offensive der Königsblauen von einer Verlegenheit in die nächste. Loris Karius und das Spielglück verhinderten den mehrfach möglichen Rückstand. Aber sie behielten kühlen Kopf, befreiten sich und schlugen bei ihren Chancen eiskalt zu. Die Gäste schliefen bei zwei Eckbällen, da lagen sie durch den Doppelschlag von Stefan Bell auch schon 0:2 zurück. Den Weg zurück zur Dominanz der Anfangsminuten fanden sie nicht mehr.
Das lag vor allem an den Mainzern, die sich der Schalker Angriffe mit einer großen Energieleistung erwehrten. Szenen wie der (allerdings mit einer Bruchlandung endende) Flügellauf von Julian Baumgartlinger oder spektakuläre defensive Umschaltaktionen von Ja-Cheol Koo und Jairo entsprachen womöglich nicht lehrbuchartigen taktischen Szenarien, aber sie manifestierten einen im früheren Saisonverlauf nicht immer spürbaren unglaublichen Willen der Mannschaft.
Dieser Geist trägt die Nullfünfer aktuell auch durch fußballerisch nicht überzeugende Phasen der Spiele. Und er schafft den Schulterschluss mit den Fans, die nun schon seit einigen Wochen wie ein Mann hinter der Mannschaft stehen, das Team für die guten Momente feiern, aber auch seine Fehler tolerieren. Genau an diesem Punkt wollten die Nullfünfer wieder kommen. Streng genommen mussten sie es auch, denn ohne diese emotionale Mobilisierung wäre es schwer geworden für sie in diesem packenden und formal selbst für die Nullfünfer auf Rang zehn immer noch nicht abgeschlossenen Abstiegskampf, in dem am Ende Kleinigkeiten über Erfolg und Misserfolg entscheiden.
Am kommenden Sonntag (15:30 Uhr) können die Mainzer nun aus eigener Kraft mit einem erneuten Heimsieg gegen den Hamburger SV ihren Klassenerhalt auch formal klar machen. Freuen wir uns auf ein weiteres packendes Spiel gegen den Liga-Dino, der nach dem Heimsieg gegen den FC Augsburg ebenfalls seine Chance im Abstiegskampf wittert und sich mit aller Leidenschaft gegen den drohenden ersten Abstieg aus der Bundesliga wehrt.