Profis 05.11.2025 - 18:30 Uhr
Widmer: "Das gibt uns Selbstvertrauen"
Der 05-Kapitän im Interview über positive Aspekte des Bremen-Spiels, seine Rolle als Führungsspieler & das Heimspiel gegen die AC Fiorentina am Donnerstag

Fast zwei Jahre musste Silvan Widmer auf ein Tor im Trikot von Mainz 05 warten. Am vergangenen Wochenende war es so weit. Im Heimspiel gegen Werder Bremen erzielte der Kapitän die zwischenzeitliche Mainzer Führung. Der Frust über den späten Bremer Ausgleich ist bei Widmer längst der Lust auf den nächsten europäischen Abend unter Flutlicht gewichen. Über die positiven Dinge aus dem Bremen-Spiel, seine Rolle als Kapitän in der aktuellen Situation, die Partie gegen die AC Fiorentina (Die Italiener im Porträt) am Donnerstag (18:45 Uhr, live auf RTL+ und 05ER.fm) und den italienischen Fußball haben wir mit ihm gesprochen.
Hallo Silvan, wie hat sich dein erstes Tor für Mainz 05 nach fast zwei Jahren angefühlt?
"Ein wichtiges Tor in der MEWA ARENA vor unseren Fans zu schießen, war ein großartiges Gefühl. Noch schöner wäre es gewesen, wenn es am Samstag für drei Punkte gegen Bremen gereicht hätte."
Du hast in den letzten Wochen mehr Spielzeit bekommen, aber auf der linken Seite. Wie erlebst du den Positionswechsel?
"Mein linker Fuß war immer schon ganz okay. Die Umstellung fiel mir nicht schwer. Im Gegenteil, es macht mir Spaß da zu spielen, weil es ein bisschen anders ist, gerade auch in der Offensive. Da habe ich noch öfter die Möglichkeit, mal nach innen zu ziehen und mit rechts zu flanken oder zu schießen."
Wie habt ihr es geschafft, nach dem Frustmoment gegen Bremen die Stimmung wieder in eine positive Richtung zu lenken?
"Wenn man das Spiel nüchtern analysiert, hat man gesehen, dass wir vieles gut gemacht haben und vieles, was wir uns vorgenommen hatten, umsetzen konnten. Das gibt uns Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben."
"Das gibt uns Selbstvertrauen für die nächsten Aufgaben"
Wie erlebst du die Mannschaft in der aktuellen Phase?
"Die Mannschaft lebt! Wir sind immer noch gerne zusammen und wollen dem Verein wieder bessere Tage bescheren. Wir haben Bock, in jedem Spiel, voll ans Limit zu gehen und in der Bundesliga so schnell wie möglich aus dem Tabellenkeller rauszukommen."
Wie gehst du dabei als Kapitän voran?
"Es braucht von meiner Seite keine großen Motivationsreden. Ich versuche jeden Tag im Training und in den Spielen voranzugehen mit einer positiven Körpersprache und einem positiven Mindset. Und klar, wenn der ein oder andere ein paar nette Worte braucht, übernehme ich das natürlich auch gerne."
"Wir haben alle gespürt, dass das der richtige Weg ist"
Der Trainer spricht oft davon, dass der Kopf in solchen Phasen entscheidend sei. Wie erlebst du das selbst auf dem Platz und in der Kabine?
"Der Kopf entscheidet, in welche Richtung es geht und meine Aufgabe als Kapitän ist es, auch im mentalen Bereich voranzugehen und immer positiv zu bleiben - auch wenn es manchmal schwierig wird. Wir haben viel investiert in den letzten Wochen und nicht so viel Zählbares dafür bekommen. Aber wir haben alle gespürt, dass das der richtige Weg ist, dass wir wieder vielleicht auch ein Stück weit einen einfacheren Fußball spielen müssen. Das hat man schon gegen Bremen gesehen. Da haben wir vieles auf den Platz gebracht, was uns auch in den vergangenen Monaten und Jahren viele Punkte gebracht hat. Jetzt geht es darum, weiter daran festzuhalten, daran zu glauben, positiv zu bleiben. Dann werden wir wieder Spiele gewinnen."

Erstes Tor für den FSV seit fast zwei Jahren: Widmer bejubelt seinen Führungstreffer gegen Bremen.
Am besten am Donnerstagabend. Was muss gegen die Fiorentina noch besser werden?
"Wir stehen mit sechs Punkten aus zwei Spielen in der Conference League sehr gut da. Wichtig ist, dass wir unser Herz auf dem Platz lassen. Wenn wir das machen, sind wir sehr schwer zu bespielen. Dann haben wir eine gute Chance, wieder Punkte zu holen."
Wir spielen gegen eine Mannschaft, die gerade auch nicht ihre glorreichsten Zeiten erlebt. Florenz steht in der Serie A auf dem letzten Platz und hat gerade Trainer und Sportdirektor entlassen. Inwiefern kann das ein Vorteil für uns sein?
"Ein neuer Trainer kann auch etwas bewegen. Das hat man bei uns in der Vergangenheit gesehen. Es ist schwieriger, das Spiel vorzubereiten, weil man nicht genau weiß, wie die Mannschaft taktisch auftritt, ob sie Veränderungen vornehmen oder nicht. Ich freue mich vor allem auf ein Spiel gegen eine große italienische Mannschaft mit tollen Spielern in ihren Reihen. Ich denke, es wird ein Duell zweier Mannschaften auf Augenhöhe, die in der Liga ein paar Probleme haben, aber die bis jetzt in der Conference League das Punktemaximum geholt haben. Es wird eine spannende Aufgabe."
"Ich denke, es wird ein Duell auf Augenhöhe"
Wir haben wieder ein Flutlichtspiel. Was lösen europäische Nächte in dir aus?
"Für mich persönlich sind Flutlichtspiele das Beste. Abends vor unseren Fans in unserem Stadion ein europäisches Spiel zu bestreiten, ist sehr cool. Wir werden auf dem Platz von der ersten Sekunde an Vollgas geben. Ich hoffe, dass das auf den Rängen ebenso der Fall sein wird."
Du hast von 2013 bis 2018 in Italien bei Udinese Calcio gespielt. Die Serie A hatte immer den Ruf, dass der Fußball dort ein anderer ist. Würdest du sagen, er ist dem deutschen mittlerweile ähnlicher geworden?
"In den letzten Jahren hat sich der italienische Fußball deutlich weiterentwickelt. Er ist nicht mehr so taktisch geprägt, sondern die Spielweise ist offener."
Kannst du dich an die Duelle mit Florenz erinnern?
"In meiner ersten Saison haben wir im Pokal-Halbfinale gegen Florenz gespielt. Das Hinspiel haben wir gewonnen, das Rückspiel leider verloren und sind ausgeschieden. Aber es waren immer sehr enge Spiele."


