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Profis 11.09.2022 - 14:00 Uhr

Niederlage mit vielen Aspekten

Mitgereiste Fans honorieren Einsatz und Kampf in Unterzahl / Burkardts Aus und die Rote Karte für Hack bedeuten Bruch im Spiel

05-Chefcoach Bo Svensson sprach von zwei Phasen nach der Niederlage gegen Hoffenheim: "Vor der Roten Karte und danach."

Die Unterstützung der Mainzer Fans im ausverkauften Gästeblock der Sinsheimer Arena endete nicht nach den 90 Minuten Spielzeit. Und auch das niederschmetternde Ergebnis änderte nichts daran, dass die fast 4000 mitgereisten Anhänger die 05-Profis noch lange nach dem Schlusspfiff aufmunternd und anerkennend beklatschten für ihren intensiven Auswärtsauftritt. Ungeachtet der Tatsache, dass die Vorstellung des 1. FSV Mainz 05 so komplett anders verlaufen war als sich das alle erhofft und gewünscht hatten.  Das Team stand vor dem Block und ließ die Köpfe hängen. Der Beifall des so zahlreich anwesenden Anhangs mag gutgetan und den Frust etwas gemildert haben, doch die Enttäuschung nach dieser heftigen 1:4-Niederlage bei der TSG Hoffenheim wog schwerer. Nicht zuletzt wegen der Umstände, die dazu geführt hatten.

Die Mannschaft von Bo Svensson, bisher auswärts verlustpunktfrei, verlor ihr erstes Saisonspiel in einem fremden Stadion. Der Cheftrainer selbst unterlag erstmals den Hoffenheimern. Das Team verlor Jonathan Burkardt wegen Verletzung nach hartem Foulspiel, dazu Alexander Hack mit einer Roten Karte nach Notbremse. Dazu kamen die verpassten eigenen Chancen in der Anfangsphase sowie der schnelle Rückstand in Unterzahl. Das alles trübte die Mainzer Stimmung im Kraichgau erheblich.

Lob für die eigenen Fans

"Es ist einfach schade, dass wir die vielen Leute, die uns begleitet haben, diesmal nicht glücklich nach Hause schicken konnten", sagte Svensson später. Stefan Bell fand bei allem Frust lobende Worte für die 05-Anhänger, die  der Mannschaft derart den Rücken gestärkt hatten. "Die Fans waren emotional, sie waren sehr laut“, sagte der Innenverteidiger. "Der Block war extrem voll. Es war schon beim Warmmachen richtig laut. Nach dem Abpfiff hat man gesehen, wie wir da von ihnen aufgebaut wurden. Sie haben honoriert, dass wir alles rausgehauen haben und heute einfach nicht mehr ging in der zweiten Halbzeit. Das war beeindruckend."

11.09.2022

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Vor der roten Karte und danach

Die Mainzer kassierten eine Niederlage, die wehtut. Weil sie mit einer Verletzung und einem Platzverweis teuer erkauft wurde. Und weil Svenssons Team erneut seine taktische und fußballerische Überlegenheit in der Anfangsphase  nicht nutze. "In der ersten Viertelstunde müssen wir in Führung gehen. Gegen Leverkusen, Gladbach und heute hatten wir  immer eine sehr gute erste Phase. Wir müssen diese Großchancen nutzen und in Führung gehen, wenn wir so gut aus den Startlöchern herauskommen. Daran müssen wir arbeiten", sagte der Mainzer Sportdirektor, der ansonsten im ersten Eindruck von zwei Schlüsselszenen sprach, die diese Begegnung in die falsche Richtung kippten. "Die Auswechslung von Burkardt gab sicher schon mal einen Bruch, dann kurz vor der Pause  die Rote Karte", sagte Martin Schmidt.

Bo Svensson sprach von zwei Phasen: "Vor der Roten Karte und danach. Vorher war es ehr ausgeglichenes Spiel. Wir mussten in Führung gehen, danach hatte Hoffenheim die Chancen. In der zweiten Halbzeit haben wir es nicht geschafft, lange standzuhalten. Ich war  aber bis zum Platzverweis echt zufrieden mit der Leistung.“

Großes Loch in Burkardts Schuh

Nach genauerer Betrachtung der Szenen waren  es noch ein paar Aspekte mehr, die zu diesem Ergebnis führten. Zum einen die von Schmidt angesprochenen Topchancen zu Beginn. Bevor Burkardt nach diesem rüden Foul von Akpoguma  verletzt ausschied (Schmidt: "Sein Schuh hatte ein Loch so groß wie ein Zwei-Euro-Stück und Jonny eine tiefe Fleischwunde auf dem Mittelfuß beim großen Zeh") hätte der Stürmer den FSV zweimal in Führung bringen müssen. Zum anderen  gab es da noch die diskussionswürdige Entscheidung von Schiedsrichter Daniel Schlager, der Christoph Baumgartners Bodycheck gegen Leandro Barreiro mit Gelb hätte bewerten müssen. Für den bereits für sein hartes Einsteigen verwarnten Österreicher wäre damit Feierabend gewesen. So aber blieben die Gastgeber in voller Besetzung.

Der Unterstützung ihrer zahlreich mitgereisten Fans konnten sich die 05ER vor, während und nach dem Spiel sicher sein.

Doppelbestrafung nach Hack-Foul

Svensson wollte nachher nicht näher auf die Schiri-Leistung eingehen. Seine Aussage: "Wir kriegen die Rote Karte und einige Hoffenheimer  sind ohne die zweite gelbe weggekommen", dürfte sich  jedoch  unter anderem auf diese Szene mit Baumgartner bezogen haben. Seinen Innenverteidiger, der kurz vor der Pause die Notbremse zog gegen Giorginio Rutter nahm der 05-Trainer jedoch in Schutz, zumal der Däne bei Schlager heftig gegen diese Doppelbestrafung mir Platzverweis und Foulelfmeter protestiert hatte. Alex Hack hatte klar vor dem Sechzehner zu halten begonnen, der Franzose fiel jedoch erst hinter der Linie. "So lange hat er nicht Zeit zu überlegen. Wir geben dem Gegner die Räume, die er gerne haben will, Hacki ist  auf der falschen Seite von Rutter und sieht sich gezwungen, das Foul zu machen."

Innenverteidigerkollege Bell schilderte die entscheidende Situation so: "Es war ein Risikopass, Baumgartner nimmt ihn unsauber an, hat deshalb noch die Möglichkeit, ihn drüber zu löffeln, ich gehe raus, Hacki muss die Tiefe sichern und hat nicht die Innenbahn. Das war unglücklich." Natürlich gab es Diskussionen darüber, ob es besser gewesen wäre, den Stürmer  laufen zu lassen. Fürs Zwischenergebnis war es unerheblich, weil Andrej Kramaric den nach Videobeweis verhängten Elfmeter am Tor vorbeischoss.

"Das ist das, was man bewerten sollte"

Die Mainzer waren dadurch jedoch eine Halbzeit lang in Unterzahl. "Wenn wir elf gegen elf hier zu Ende spielen, wird es ein enges Spiel", sagte Svensson. "Die Unterzahl hat uns das Spiel wirklich schwer gemacht", meinte  Bell. "Ich glaube nicht, dass es viele Mannschaften gibt, die das besser können als Hoffenheim. Sie haben sehr schnell die Seiten verlagert, trotzdem immer wieder schnell in die Halbräume gespielt. Anfangs waren wir zu tief, trotzdem war immer wieder Gefahr da. Das hat nicht so gut funktioniert."

Das 0:1 war jedoch aus einem anderen Grund sehr ärgerlich. Der Treffer fiel, als die Mainzer sich erstmals vom Druck befreiten, angriffen, am Strafraum aber den Ball verloren und ausgekontert wurden. "Wir haben uns rausgewagt und sind prompt beim Stand von 0:0 in einen Konter gelaufen. Das darf nicht passieren", sagte Schmidt. Nach dem 0:1 wurden die Mainzer wieder offensiver, fabrizierten zwei Konter mit zumindest im Ansatz großen Chancen, die zum 1:1 hätten führen können. "Da hat uns die Effizienz gefehlt wie am Anfang. Das schnelle 0:2 hat uns  dann den Schwung genommen. Der Gegner hat uns laufen lassen", rekapitulierte Bell. "In Gleichzahl haben wir viele Sachen gut gemacht. Das ist das, was man bewerten sollte."

Hertha BSC am Freitagabend zu Gast

"Wegen dieser Niederlage fallen wir nicht um, der Kopf bleibt oben, sagte der Sportdirektor. "Jetzt muss gegen Hertha die Heimstärke wieder kommen." Am Freitagabend (20.30 Uhr, live auf DAZN & 05ER.fm, Tickets im Online-Shop) bereits kommen die Berliner mit dem ehemaligen 05-Trainer Sandro Schwarz zum Heimspiel in die MEWA ARENA.