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18.12.2025 - 10:00 Uhr

Potulski: "Ein Tag, den ich nicht vergessen werde"

Das 05-Talent hat die große Bühne betreten und durfte ausgerechnet beim Rekordmeister sein Tor-Debüt feiern. Mit dem FSV peilt der Pole nun die Aufholjagd an, zu der er seinen Teil beitragen möchte.

Viel zu melden hatte Weltstar Harry Kane gegen den FSV nicht, war an einer spielentscheidenden Szene dann aber doch maßgeblich beteiligt.

Als Kacper Potulski im Oktober 2007 im polnischen Danzig zur Welt kam, absolvierte ein gewisser Manuel Neuer bereits seine zweite Saison als Stammtorwart in der Bundesliga beim FC Schalke 04. Dass die Wege des späteren Welttorhüters sowie Weltmeisters und des seit kurzem 18 Jahre alten Abwehrtalents in Diensten des FSV sich einmal kreuzen würden: unwahrscheinlich bis ausgeschlossen. Am Sonntagabend war es dann aber soweit, als Potulski sich ausgerechnet vor dem ungleichen Kräftemessen mit dem Rekordmeister in der Allianz Arena auf seinen zweiten Bundesliga-Einsatz freuen durfte. Am Ende des Abends teilten sich die Teams zwar die Punkte, einen Punktsieg hatten aber die Mainzer Gäste eingefahren und dem unangefochtenen Tabellenführer kurz vor Weihnachten den ersten Punktverlust vor heimischer Kulisse beschert.

Mit Ablauf der regulären Spielzeit der ersten 45 Minuten schien alles seinen erwarteten Lauf zu nehmen. Dominante Bayern führten gegen den Tabellenletzten verdient und hatten es, auch wegen eines erneut glänzend aufgelegten Daniel Batz, verpasst, mehr Kapital zu schlagen aus ihrer Überlegenheit. William Böving initiierte mit einer der letzten Aktionen nochmal einen Angriff, bevor er kurz vor der Strafraumgrenze regelwidrig gestoppt wurde. Der Freistoß des Dänen fiel butterweich in den Strafraum, wo es Potulski war, der Neuer aus sechs Metern keine Chance ließ und für grenzenlosen Jubel sorgte bei allen Mainzern. Eine kleine Erlösung, ein Achtungserfolg, ein Lebenszeichen im Tabellenkeller. "Es war ein geiles Gefühl nach der perfekten Flanke von Willi. Ich musste den Ball nur noch reinmachen. Ich war super happy, mein erster Gedanke war es, den Ball direkt mitzunehmen. Aber es waren einfach so viele Gedanken in meinem Kopf in dem Moment. Mit dem Tor ist ein Traum in Erfüllung gegangen. Es ist ein Tag, den ich nicht vergessen werde, aber jetzt heißt es für mich und alle hier: Weitermachen. Wir haben gezeigt, zu was wir als Team imstande sind", so der polnische U-Nationalspieler stolz. Nach dem Abpfiff sei sein Handy dann förmlich explodiert, wie er berichtet. "Jeder war stolz und ich bin dankbar, diese Menschen, meine Familie und Freunde, um mich herum zu haben. Es war schön zu sehen, wie viele Personen sich mit mir und für mich freuen." 

"Wir haben gezeigt, zu was wir als Team imstande sind"

Kacper Potulski bejubelt sein erstes Profi-Tor im Auswärtsspiel beim FC Bayern München.

Frühe Eigenverantwortung als Trumpf

Im Sommer 2023 war der Abwehrspieler im Alter von nur 15 Jahren am Bruchweg aufgeschlagen, von vornherein mit dem Ziel, es auf die große Bühne zu schaffen. Die hohe Durchlässigkeit vom Nachwuchsleistungszentrum zu den Profis, die durch Statistiken untermauert wird, war ein wichtiger Faktor im Werben um den Spieler, wie er zugibt, wenn er über die ersten Kontakte spricht: "Die Scouts von Mainz haben mich beim U16-Länderspiel gegen Deutschland gesehen. Da muss ich einen guten Eindruck hinterlassen haben. Sie haben mich dann bei Legia Warschau weiter beobachtet. Später kam der Anruf, dass man mich gerne an den Bruchweg holen würde. Ich bin im Mai 2023 zum ersten Mal hergekommen, um mir alles anzusehen und zeigen zu lassen. Das war eine aufregende Chance, die ich nutzen wollte. Zwar war es nicht so einfach, so früh von zuhause wegzugehen, aber es hat mir gutgetan. Ich bin jetzt 18, wohne aber, seit ich 13 Jahre alt war, alleine. Ich habe früh gelernt, selbstständig zu sein. Das sehe ich persönlich sehr positiv." Er habe zwangsläufig früh Verantwortung übernehmen müssen, auf, aber vor allem für sich selbst neben dem Platz. Dinge eigenverantwortlich regeln, ohne auf externe Hilfe zu setzen. "Das war nicht immer einfach, aber ein ganz wichtiger Lern- und Entwicklungsprozess. Ich bin noch ein junger Sportler, habe aber im Leben früh viele wichtige Erfahrungen sammeln können." Es ist ein Lebensweg, der ihm zugute kommt und dazu beigetragen haben dürfte, den Übergang vom Nachwuchs- in den Lizenzbereich scheinbar mühelos gemeistert zu haben. Seine Unbekümmertheit und Reife heben auch Teamkollegen stets hervor, wenn sie über das junge Talent reden, das gleichzeitig weiß, wie viel Arbeit noch vor ihm liegt.

Während Zweikampfverhalten, Stellungsspiel oder der Spielaufbau ins Auge stechen, hat Potulski eine genaue Vorstellung davon, woran er noch arbeiten möchte und muss. "Ich muss körperlich zulegen, muskulöser werden. Ich bin jung, das wird kommen. Zudem möchte ich mich in gewissen Situationen einfach noch schlauer verhalten. Dafür arbeite ich hart. Ich bin seit Ende letzter Saison im Profi-Training dabei. Jedes Training, jeder Einsatz helfen mir. Das gibt mir noch mehr Selbstvertrauen, das man einfach braucht, vor allem, wenn man gegen eine Mannschaft wie Bayern München spielt." Und apropos Bayern München. Da war ja noch die Szene in der 87. Minute, als Harry Kane im Zweikampf mit dem 05-Talent zu Boden ging und den Elfmeter zum 2:2-Endstand herausholte. Rückblickend ärgert sich Potulski, sieht aber auch einen Lerneffekt: "Im Spiel hatte ich das Gefühl, dass es zu wenig war. Wenn man die Bilder im Fernsehen sieht, schaut es sicherlich anders aus. Ich habe dem Schiri die Möglichkeit gegeben, zudem hat Kane seine Erfahrung spielen lassen. Daraus muss ich lernen und schlau sein, auch wenn es nur nur dieser kleine Kontakt war."

05ER.TV 16.12.2025

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Schmerzhafter Trainerwechsel, optimistischer Ausblick

An der Anerkennung für seine Entwicklung sowie seine Leistungen auf höchstem Niveau ändert auch diese Szene nichts. Viel zu nahtlos hatte er sich eingereiht in die völlig neu formierte 05-Elf, der wohl kaum jemand zugetraut hatte, bis in die Schlussphase hinein an drei Zählern beim Rekordmeister schnuppern zu können. Seine älteren Kollegen machen es ihm immer wieder einfach, wie er findet und dankbar für jeden Hinweis ist: "Es gibt viele Spieler, die mich supporten. Da kann ich nur positive Beispiele nennen. In München hat Stefan Bell mir 90 Minuten lang Kommandos und Tipps gegeben. Das sind manchmal Kleinigkeiten, die dir Sicherheit geben. Es hilft ungemein, von so erfahrenen Innenverteidigern, die wir im Kader haben, lernen zu dürfen." 

So schmerzhaft die Erfahrung im ersten Moment gewesen ist, so gehört inzwischen auch ein Trainerwechsel zum Erfahrungsschatz Potulskis. Ein harter Einschnitt sei das gewesen, gibt er zu, weiß aber, dass derartige Entwicklungen Teil des Geschäfts sind. "Bo hat mich zu den Profis dazu geholt und mir immer Vertrauen geschenkt hat. Unter ihm habe ich debütiert, dafür werde ich immer dankbar sein. Schade, dass es so gekommen ist, aber so ist Fußball. Jetzt arbeiten wir mit Urs Fischer, der auch ein Top-Trainer ist. Er hat uns auf die ersten Spiele in wenigen Trainingseinheiten gut vorbereitet. Wir haben die Qualität, guten und erfolgreichen Fußball zu spielen, daran zweifelt niemand. Dieses Gefühl vermittelt uns auch der neue Trainer", gibt sich Potulski optimistisch. Auch, weil er spürt, dass trotz sportlicher Krise keinerlei Panik ausbricht. "Generell muss ich sagen, dass ich Mainz 05 als ungemein familiären Verein wahrnehme, seit ich hier bin. Das zeigt sich auch gerade jetzt in einer Phase, die sportlich nicht einfach ist – hier halten jetzt erst recht alle zusammen und bleiben ruhig.“

"Wir haben die Qualität, guten und erfolgreichen Fußball zu spielen, daran zweifelt niemand"

Für einen angemessen Ruhepuls unterm Weihnachtsbaum bei allen Mainzern möchte der Defensivmann mit seinen Teamkollegen nun in den beiden ausstehenden und wegweisenden Partien vor der kurzen Winterpause sorgen. Schließlich bietet sich gegen Samsunspor am Donnerstagabend (21 Uhr) vor heimischer Kulisse in der MEWA ARENA die Chance, den Achtelfinal-Einzug in der Conference League perfekt zu machen, bevor St. Pauli am Sonntagnachmittag (15.30 Uhr) zum Kellerduell am Rhein gastiert. "Beide Spiele sind sehr wichtig. Das Ziel ist natürlich, in der Conference League unter den Top acht zu landen. Danach kommt noch St. Pauli, ein Duell mit einem brutalen Stellenwert mit Blick auf die Tabelle. Es zählen nur drei Punkte. Und dann wollen wir im neuen Jahr gleich nachlegen und die Aufholjagd starten", hat Potulski genaue Vorstellungen davon, wie es weitergehen sollte. Schließlich hat er von Highlights in seiner Karriere längst noch nicht genug.