Nachwuchs 29.12.2025 - 10:30 Uhr

Der Prozessgestalter

Warum Stefan Willhardt als Leiter Personal- und Prozessentwicklung für das NLZ wichtig ist – und warum er seine Arbeit trotzdem nicht so nennen will.

Dieser Text ist im neuen NLZ-Saisonmagazin "Am Bruchweg 2025/26" erschienen. Erhältlich in der Printversion im Nachwuchsleistungszentrum am Bruchweg oder in der digitalen Variante.

Wenn Stefan Willhardt morgens das Nachwuchsleistungszentrum von Mainz 05 betritt, beginnt für ihn ein langer Tag. Erst geht es um Prozesse, Projekte, Personal und Strukturen, später um Spielformen, Prinzipien und Teamgeist. "Es ist von morgens bis abends Fußball“, sagt er. "Das ist mehr oder weniger der letzte Gedanke, bevor ich schlafen gehe, und der erste, wenn ich aufwache.“

Seit dem 1. Juli ist Willhardt Leiter Personal- und Prozessentwicklung im NLZ – und gleichzeitig weiterhin Trainer der U14. Für ihn ist es die perfekte Kombination.

"Unser Ziel ist es, die besten Leute für uns zu gewinnen"

Acht Jahre arbeitete Willhardt im Mainzer Nachwuchsbereich nebenberuflich als Trainer. Der Schritt aus einer Führungsposition im öffentlichen Dienst hin zur Festanstellung am Bruchweg und den neuen Aufgabebereichen war ein bewusster. "Viele haben gesagt: Bist du verrückt?“, erinnert er sich mit einem Schmunzeln. Doch er folgte seiner Leidenschaft: "Ich würde es immer wieder tun und bin dankbar für die Möglichkeit. Auch wenn es intensiv ist, fühlt es sich nicht wie Arbeit an.“

Im Büro kümmert er sich heute unter anderem um Bewerbungen, Hospitationen und Fortbildungen. Zu seinen Aufgaben gehört auch das Trainerscouting: "Wir schauen nicht nur nach Spielern, sondern auch nach Trainern und Mitarbeitern, die zu uns passen. Unser Ziel ist es, die besten Leute für uns zu gewinnen.“

Über den Tellerrand hinausblicken

Fortbildungen im Nachwuchsleistungszentrum und bei den Ausbildungszentren sind ein weiterer Teil seines Arbeitsbereichs. Vier interne Weiterbildungen pro Saison organisiert Willhardt für die Trainerinnen und Trainer im NLZ. "Wir wollen über den Tellerrand hinausblicken. Deshalb laden wir auch mal Experten anderer Sportarten ein – beispielsweise aus dem Handball oder Eishockey.“ Entscheidend sei, dass Inhalte nicht zu trocken werden, sondern von den Teilnehmern mitgetragen werden: "Fortbildung lebt davon, dass man Lust darauf hat und sie aktiv mitgestaltet.“

Das Konzept der Ausbildungszentren, die Mainz 05 seit 2021 aufgebaut hat, hat er neu aufgesetzt. Vereine wie der TSV SCHOTT Mainz, Wormatia Worms, oder Rot-Weiß Koblenz profitieren vom Wissenstransfer. "Wir wollten das Konzept neu aufstellen und einige Stellschrauben anpassen“, sagt Willhardt. Mit Uwe Brinkmann und Luca Press sorgen zwei Koordinatoren dafür, dass die Strukturen und Inhalte auch vor Ort greifen. „Die Leute wollen Mainz 05 auf dem Platz erleben. Hier haben wir die nächsten Schritte gemacht und sind jetzt gut aufgestellt.“

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Vom NLZ in die MEWA ARENA

Auch das Patenkonzept 'Vom NLZ in die MEWA ARENA' wird seit dieser Saison von Willhardt koordiniert und inhaltlich begleitet. Unsere Profis, die im eigenen Nachwuchsleistungszentrum ausgebildet wurden, fungieren in unseren Nachwuchsteams als Paten. "Wir haben in der vergangenen Saison damit begonnen und es hat hervorragend funktioniert. Ob es ein Wissens- und Erfahrungsaustausch war, ein Kabinengespräch, oder eine ganze Trainingsbegleitung: Das Feedback unserer Jugendspieler war durchweg positiv. Es ist ein Teil unseres Mainzer Weges, den wir fortführen werden.“   

Gegen Abend wechselt Willhardt den Arbeitsplatz. Statt Laptop und Sitzungsraum wartet die Kabine der U14 und der Fußballplatz. "Das ist der perfekte Ausgleich. Nach vielen organisatorischen und inhaltlichen Themen freue ich mich, mit den Jungs auf und neben dem Platz zu arbeiten. Ich kann mich durch die neue Position noch intensiver mit der Entwicklung der Spieler beschäftigen.“ Viermal pro Woche trainiert er das Team – ein "sehr guter Jahrgang, der große Freude bereitet“, wie er betont.

"Wir können mit Fleiß und inhaltlicher Qualität viel wettmachen“

Mainz 05 steht im Nachwuchsbereich im Wettbewerb mit finanziell deutlich größer aufgestellten Vereinen. Für Willhardt ist das kein Nachteil, sondern eine Herausforderung. "Andere Klubs haben deutlich mehr Mittel. Wir müssen deshalb innovativer sein, kreativer und schneller.“ Genau darin sieht er die Stärke des Standorts: "Wir können mit Fleiß und inhaltlicher Qualität viel wettmachen.“

Stillstand ist für ihn keine Option – weder auf dem Platz noch im Büro. "Prozesse entwickeln sich wie der Fußball: Was vor drei Jahren funktioniert hat, kann heute überholt sein. Wir müssen uns ständig anpassen, um konkurrenzfähig zu bleiben.“