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Profis 12.12.2022 - 17:00 Uhr

05-WM-Rückblick: "Riesentraum" & "ein Stück Enttäuschung"

Für Lee, Widmer und Fernandes ist das Abenteuer WM beendet. Gemeinsam mit den drei Mainzern blicken wir noch einmal auf das Turnier & die gesammelten Erfahrungen zurück.

Jae-sung Lee (li.), hier im Duell mit Neymar, schied mit der südkoreanischen Nationalmannschaft im Achtelfinale gegen Brasilien aus (IMAGO / NurPhoto).

Rund eine Woche ist es mittlerweile her, dass die drei 05ER nach ihren Niederlagen in den Achtelfinals der Fußball-Weltmeisterschaft mit ihren Nationalmannschaften die Koffer packen und aus Katar abreisen mussten. Jae-sung Lee unterlag mit der südkoreanischen Auswahl zunächst Brasilien mit 1:4, 24 Stunden später war das Turnier nach der 1:6-Niederlage gegen Portugal auch für die Schweizer Nationalmannschaft um Silvan Widmer und Edimilson Fernandes beendet. "Bei der WM zu spielen war schon als Kind ein Riesentraum von mir, deswegen war ich einfach überglücklich", hatte Lee die erste Enttäuschung mit ein paar Tagen Abstand abgeschüttelt. Und auch FSV-Kapitän Widmer sprach von "positiven Gefühlen", die bleiben, aber auch von einem "Stück Enttäuschung", es nicht in die nächste Runde geschafft zu haben.

Lee und Südkorea machen eine ganze Nation stolz

Schon der letzte Spieltag der Vorrunde war für alle drei 05ER hochemotional gewesen, denn während sich die Schweizer nach zwischenzeitlichem Rückstand noch zum 3:2-Sieg und damit aus eigener Kraft ins Achtelfinale schossen, mussten die Südkoreaner bei ihrem überraschenden 2:1-Last-Minute-Sieg gegen Portugal noch auf Schützenhilfe aus dem Parallelspiel hoffen und standen letztlich aufgrund der höheren Anzahl geschossener Tore vor Uruguay auf Platz zwei in Gruppe H. "Wir haben uns die letzten vier Jahre gut vorbereitet. Deswegen konnten wir selbstbewusst auftreten und haben versucht, allen zu zeigen, was wir geübt haben. Wir hatten bei jedem Spiel das Ziel, dieses zu gewinnen und guten Fußball zu zeigen", erklärt Lee.

Der Zusammenhalt innerhalb der Mannschaft sei "sehr gut" gewesen. "Wir waren auf und neben dem Feld wie eine Familie", berichtet der Mittelfeldstratege über den Teamspirit in Südkoreas Nationalmannschaft. Mit dem erst dritten WM-Achtelfinal-Einzug in der Geschichte des Landes und dem ersten seit zwölf Jahren habe man nicht nur sich selbst, sondern das ganze Land stolz gemacht. "Das Turnier fand war zwar im Winter statt, aber wegen der Freude und Leidenschaft war es auch atmosphärisch heiß, wie im Hochsommer eben", beschreibt der Südkoreaner die Stimmung in seinem Heimatland. Gegen Brasilien habe dann letztendlich "die Kondition gefehlt", so Lee weiter. "In der Gruppenphase sind wir viel gelaufen, haben alles gegeben. Danach hatten wir leider zu wenig Zeit, um uns komplett zu erholen", erklärt Südkoreas Nummer zehn.

Südkoreanische Dankbarkeit für portugiesischen Coach

So musste die Mannschaft von Paulo Bento nur drei Tage nach dem Sieg gegen Portugal gegen das brasilianische Starensemble ran, wurde im ersten Durchgang überrollt und lag bei der 1:4-Niederlage schon nach 36 Minuten mit 0:4 hinten. Cheftrainer Bento trat nach dem Ausscheiden nach viereinhalb Jahren als Coach der "Taegeuk Warriors" zurück. "Er ist vom Anfang bis zum Ende gleichgeblieben und hat die Mannschaft geführt. Deshalb ist ihm jeder aus der Mannschaft dankbar und hat Riesenrespekt vor ihm", drückt Lee seine Verbundenheit gegenüber dem portugiesischen Übungsleiter aus. 

Silvan Widmer (li.), hier im Spiel gegen Kamerun, musste das Spiel der Schweizer gegen Portugal aus dem Hotel verfolgen (IMAGO/Ulmer/Teamfoto).

Kein gutes Spiel gegen Portugal, aber auf einem guten Weg

Nicht ganz so euphorisch, aber auch nicht unzufrieden mit dem Turnierverlauf, waren die Schweizer Protagonisten aus dem FSV-Kader wenige Tage nach der Niederlage gegen Portugal. "Unter dem Strich haben wir uns für die K. O.-Phase qualifiziert", das große Extra habe man allerdings nicht geschafft, blickt Widmer zurück. "Das Ziel war es, weiterzukommen. Deswegen bleiben positive Gefühle, aber auch ein Stück weit die Enttäuschung, es nicht gepackt zu haben", erklärt der 05-Kapitän. Dieser hatte die Partie gegen die Seleção das Quinas Tugas, wie die Fußballnationalmannschaft Portugals auch genannt wird, krank aus dem Hotelzimmer verfolgen müssen. Es sei schwierig gewesen, der Mannschaft nur zusehen zu können, als es nach den starken Leistungen in der Gruppenphase gegen Portugal nicht mehr gut lief. Mittlerweile gehe es ihm wieder besser, erläutert Widmer, auch wenn ihn der Infekt "doch etwas aus der Bahn geworfen" hat.

Fernandes, der gegen Portugal in der Startelf stand, erlebte gegen die Elf von Fernando Santos "kein gutes Spiel" seiner Mannschaft, die Iberer seien an diesem Tag "einfach besser gewesen", resümiert der 26-Jährige, der die "Nati" aber trotz aller Enttäuschung über die Niederlage auf einem guten Weg sieht.

Nach den gesammelten Erfahrungen steht für die drei Mainzer nun vorerst Urlaub auf dem Programm, bevor sie Anfang Januar wieder am Bruchweg ins Teamtraining einsteigen.

Edi Fernandes feierte gegen die brasilianische Nationalmannschaft sein WM-Debüt (IMAGO / Pro Shots).