• Home
  • News
  • Erster Sieg in Leipzig: FSV setzt Ausrufezeichen

Spielberichte 01.04.2023 - 23:57 Uhr

Erster Sieg in Leipzig: FSV setzt Ausrufezeichen

Ingvartsen, Ajorque & Kohr krönen reife Leistung

Dank einer der besten Leistungen der Saison in einem "der schwierigsten Spiele in der Bundesliga", wie Bo Svensson im Vorfeld gesagt hatte, hat der 1. FSV Mainz 05 am Samstagnachmittag einen auch in der Höhe hochverdienten 3:0 (1:0)-Erfolg bei Champions-League-Aspirant RB Leipzig um Cheftrainer Marco Rose gefeiert und dabei ein dickes Ausrufezeichen gesetzt. Beim ersten Erfolg der Vereinsgeschichte an Ort und Stelle zeigten die 05ER einen reifen Auftritt und von Beginn an die Gier, drei Zähler einzufahren. Die folgerichtigen Treffer gelangen Marcus Ingvartsen in der Anfangsphase, Ludovic Ajorque kurz nach der Pause sowie Dominik Kohr nach einer guten Stunde. Leo Barreiro war zudem in Durchgang eins am Querbalken gescheitert, während Robin Zentner gegen Timo Werner einen möglichen Ausgleich mit einem sensationellen Reflex kurz vor der Pause verhindert hatte. 

Sportdirektor Martin Schmidt sagte im Anschluss gegenüber SKY: "Heute können wir nur sagen: einwandfrei! Es war eine geschlossene Teamleistung, von Anfang an kompakt und aggressiv, die Defensive war die Basis. Wir hatten aber auch zwei, drei Großchancen, haben zur Pause verdient geführt und nach der Pause zu den richtigen Zeitpunkten zugeschlagen. Den Liga-Erhalt haben wir damit betoniert, haben aber auch den Anspruch, uns dort festzukrallen, wo wir stehen."

Bo Svensson hatte sein Team gegenüber dem Remis gegen den SC Freiburg vor der Länderspielpause auf zwei Positionen umgestellt. Für Danny da Costa rückte Kapitän Silvan Widmer wieder in die Startelf und besetzte den rechten Flügel, während Dominik Kohr im Mittelfeld für Jae-sung Lee übernahm. Karim Onisiwo fehlte angeschlagen im Kader.

Impressionen vor dem Anpfiff

Der FSV begann mutig, störte den Spielaufbau der Gastgeber früh und ließ die Leipziger in den Anfangsminuten - und wie sich zeigen sollte über fast 90 Minuten - nur selten zur Entfaltung kommen. Als die Sachsen dann doch mal Raum hatten, war die 05-Defensive zur Stelle, so wie in der siebten Minute, als Andreas Hanche-Olsen gegen Konrad Laimer energisch zur Sache ging und so eine ganz brenzlige Situation kurz vor dem eigenen Strafraum klären konnte. Eine klasse Aktion, die wie eine Initialzündung wirkte für die Offensiv-Abteilung, die durchweg auch fußballerisch zu überzeugen wusste. Über die rechte Seite ging es schnell über Widmer und Leo Barreiro zu Anton Stach, der flankte und Ludovic Ajorque fand, dessen Schuss geblockt wurde. Anthony Caci machte den Ball aber von links nochmal scharf, brachte ihn zu Barreiro im Zentrum, der Janis Balswich im Leipziger Tor zu einer Glanztat zwang, von der allerdings Ingvartsen profitieren sollte, der aus kurzer Distanz zur 05-Führung abstaubte (9. Minute). Und diese war zu diesem frühen Zeitpunkt verdient und blieb es auch danach. Der Champions-League-Achtelfinalist tat sich schwer, der FSV schaltete immer wieder blitzsauber um, so dass die Gastgeber die Restverteidigung stets im Blick behalten mussten. Die erste Chance hatte das Team von Marco Rose dann nach einer Standardsituation in der 23. Minute. Orban legte per Kopf ab auf André Silva, dessen Direktabnahme Edimilson Fernandes mit dem Oberschenkel zur Ecke klärte. Die klareren Chancen hatten aber auch in der Folge selbstbewusste Rheinhessen: Ajorque machte den Ball wenig später 25 Meter vor dem Tor fest, spielte überlegt und im richtigen Moment auf Ingvartsen, der den Ball zwar stark mitnahm, dann aber freistehend zu zentral abschloss und in Blaswich seinen Meister fand (25.).

Barreiro an die Latte

Und der FSV sollte weiterwirbeln, wobei er von seiner schwer auszurechnenden Flexibilität profitierte. Stach kam immer wieder gefährlich über den rechten Flügel zum Zug und fand nach einer knappen halben Stunde im Strafraum Barreiro, der aus der Tiefe immer wieder den Weg vors Tor suchte. Ungestört konnte der Luxemburger die perfekt getimte Flanke seines Mittelfeld-Kollegen per Kopf aufs Tor bringen, der Aufsetzer landete jedoch am Querbalken - ganz viel Glück für den Tabellenfünften (30.), der mit dem reifen Auftritt der 05ER bis hierhin Riesenprobleme hatte! Erst in der Schlussphase des ersten Durchgangs kam mehr Zug rein auf Seiten der Sachsen, die in der 41. Minute ihre beste Gelegenheit haben sollten. Dominik Szoboszlai hatte Werner auf die Reise geschickt, der allein auf Robin Zentner zusteuerte, dessen weltklasse Reflex gegen den Versuch des Nationalspielers aber den Ausgleich verhinderte. Zwar nahmen die Mainzer wenig später eine verdiente Führung mit in die Pause, mussten sich aber vorwerfen lassen, diese in der ersten halben Stunde nicht deutlicher gestaltet zu haben.

Bilder des Spiels

Ajorque im dritten Versuch traumhaft, Kohr humorlos

Mit Wiederbeginn reagierte Rose doppelt und brachte David Raum für Marcel Halstenberg sowie Amadou Haidara für Kevin Kampl. Die erste Chance hatten aber wieder die 05ER, für die Ajorque von der Strafraumgrenze mit einem Lupfer-Versuch scheiterte (46.). Und der Franzose näherte sich weiter an: Nach einer Hereingabe seines Landsmanns Caci setzte der Angreifer einen Kopfball nur knapp neben den rechten Pfosten (49.). Obwohl die Leipziger ein klares Plus an Ballbesitz verzeichneten, blieben die Mainzer aktiv und das gefährlichere Team. In der 53. Minute landete das Leder über Stach bei Kohr, dessen 18-Meter-Kracher Blaswich entschärfen konnte. Weil die Gastgeber kaum Mittel fanden, die 05-Defensive vor größere Probleme zu stellen, zog der Leipziger Trainer schon in Minute 56 seinen dritten Wechsel, als er den zuletzt angeschlagenen Dani Olmo für Silva ins Spiel brachte. Dem FSV war das zunächst egal, denn Ajorque, der sich nach der Pause bekanntlich angenähert hatte, sollte in der 57. Minute das ganz feine Besteck auspacken: Nach einer klasse Ballsicherung im Zentrum bediente Barreiro Stach auf rechts, der ansatzlos in den Strafraum flankte, wo der Winter-Neuzugang das Leder über Blaswich hinweg, ebenso ansatzlos wie glänzend, zum 2:0 im Tor unterbrachte - eine überragende Aktion. Die Gastgeber kamen auch in dieser Phase allenfalls zu Halbchancen, so wie in Minute 59, als ein Versuch von Szoboszlai gut einen Meter über dem Tor landete. Besser machte es weiter der FSV, für den Ingvartsen, der einen Kohr-Schuss abfälschte, den dritten Treffer auf dem Fuß hatte, aber an Blaswich scheiterte (62.).

Die Zwei-Tore-Führung nach einer guten Stunde war hochverdient für perfekt eingestellte 05ER gegen zunehmend frustrierte Leipziger. In Minute 67 legten die Mainzer nach und stellten, nach wie vor nicht unverdient auf 3:0 - ein Ergebnis, das zuvor wohl kaum jemand für möglich gehalten hatte. Caci brachte den Ball von links auf Höhe der Strafraumgrenze scharf ins Zentrum, Olmos Klärungsversuch misslang völlig, und Kohr holte aus 20 Metern den Hammer raus, gegen den Blaswich erneut machtlos war. In der Schlussphase reagierte dann auch Svensson und brachte frische Kräfte. Für Stach kam Lee, für Ingvartsen Aymen Barkok und da Costa ersetzte Widmer (78.). Eine Minute später versuchte Szoboszlai es nochmal aus der Distanz, der Schuss des Ungarn rauschte aber am rechten Pfosten vorbei. Die Partie war nun entschieden, die 05ER ließen nach wie vor so gut wie nichts anbrennen, Leipzig gelang kaum noch etwas. Zentner musste sich nur noch einmal strecken, als Olmo abzog, die Nummer eins den Schuss aber aus dem Winkel fischte (89.). Auf Seiten der Mainzer bekamen in der Schlussphase noch Aarón (für Caci) und Burgzorg (für Ajorque) Spielpraxis - eine Randnotiz. Nach vier Minuten Nachspielzeit war Schluss in Leipzig, dem FSV ein Paukenschlag gelungen und 700 mitgereiste Fans im Gästeblock in Feierstimmung. 20 Punkte aus den ersten neun Rückrunden-Partien hat der FSV, der nun bei 40 Zählern auf Rang acht steht, zuvor noch nie eingefahren.

Für den FSV geht es am kommenden Osterwochenende (Samstag, 15.30 Uhr) mit dem Heimspiel gegen Werder Bremen in der MEWA ARENA weiter. Tickets für die Partie gibt es wie immer hier.