Profis 31.08.2022 - 18:30 Uhr
Von Leistung enttäuscht, von Atmosphäre beeindruckt
Der Mainzer Schlussmann über das Leverkusen-Spiel, die bevorstehende Aufgabe in Gladbach und die Wichtigkeit der Unterstützung von den Rängen - "Mithilfe der Fans kannst du ein enges Spiel am Ende noch gewinnen"
Nach der Niederlage gegen Bayer Leverkusen ist vor dem Duell mit Borussia Mönchengladbach. Zwischen den Partien gegen die beiden Klubs aus dem Rheinland erklärte 05-Schlussmann Robin Zentner, was beim 0:3 gegen Leverkusen schiefgelaufen ist, was am Sonntag (17.30 Uhr, live auf DAZN und 05ER.fm) in Mönchengladbach besser gemacht werden muss und wie wichtig die Unterstützung der Fans in der heimischen MEWA ARENA, aber besonders auch in fremden Stadien ist.
Leverkusener Verunsicherung nicht genutzt
Die Niederlage gegen Leverkusen fühle sich auch einige Tage nach dem Spiel noch schlecht an, zumal man selbst daran schuld gewesen sei und die "Werkself" keineswegs ihr bestes Spiel auf den Rasen bringen musste, um selbigen als Gewinner zu verlassen. Zentner erläutert rückblickend: "Leverkusen hat uns nicht das Spiel gegeben, das wir brauchen, indem sie uns lange Ballbesitzphasen gewährt haben. Wir haben es lieber, wenn wir hoch pressen, den Ball früh gewinnen und schnell umschalten können. Das war in dem Spiel schwer. Entsprechend hat Leverkusen das taktisch clever gemacht, weil wir damit schlecht klargekommen sind."
Die 05ER hätten jedoch ihrerseits jene Attribute vermissen lassen, die die Mannschaft ansonsten auszeichnet, den Kopf nach dem 0:1 zu schnell hängen lassen: "Man hat Leverkusen angemerkt, dass sie verunsichert waren und nicht das Selbstvertrauen hatten, um, wie sonst, hinten rauszuspielen. Aber wir waren einfach nicht gut genug, um das zu nutzen und haben uns nach dem Rückstand zu schnell das zweite und dritte Tor einschenken lassen", resümiert der Mainzer Schlussmann.
Das 0:1 fiel nach einem durch Jonny Burkardt abgefälschten Schuss äußerst unglücklich. Die Frage, ob man beim 0:2 zu mutig verteidigt hätte, verneint Zentner: "Das ist genau das, was wir machen wollen, mutig nach vorne verteidigen." Stefan Bell hatte vor dem zweiten Gegentreffer an der Außenlinie in der Leverkusener Hälfte ein Kopfballduell gegen Patrik Schick verloren, wodurch der Ball zu Moussa Diaby durchrutschte, der sich zu einfach gegen Alexander Hack und Maxim Leitsch durchsetzen konnte und mit seinem hohem Tempo von der Mittellinie allein auf das Mainzer Tor zulief, den Ball zu Jeremie Frimpong querlegte, der nur noch einschieben musste. "Nach dem verlorenen Kopfballduell müssen wir den Angriff beenden, entweder mit einem kleinen Foul oder mit einem Ballgewinn. Wenn du so hoch stehst, sind das die entscheidenden Situationen", appelliert Zentner für die Zukunft.
Mehr Zielstrebigkeit gefordert
"In der neuen Woche müssen wir jetzt wieder das auf den Platz bringen, was uns auszeichnet. Wenn wir das umsetzen, haben wir gegen jeden Gegner eine Chance, auch gegen Gladbach", hat der Keeper das Duell mit der "Elf vom Niederrhein" bereits im Blick. Für die Zukunft müsse man das eigene Spiel mit dem Ball entwickeln und schneller nach vorne spielen, um die Situationen, auf die das eigene Spiel ausgelegt ist, zu provozieren, auch wenn der Gegner diese nicht anbietet. "An unserer Spielidee müssen wir nichts verändern, aber wir müssen die Situationen, die wir brauchen, erzwingen und dürfen uns nicht in Passivität verlieren", so Zentner. Besonders in der zweiten Hälfte des vergangenen Samstags, in der Leverkusen den Spielstand quasi nur noch ins Ziel zu verteidigen versuchte, vermisste der Schlussmann den nötigen Nachdruck in den Offensivbemühungen seiner Mannschaft: "Da müssen wir dann vielleicht mehr Bälle in den Strafraum bringen und beim zweiten Ball den kurzen Moment der Unruhe nutzen, um zum Torerfolg zu kommen, auch wenn das nicht so schön aussieht." Stattdessen habe man den Ball zu lange um den gegnerischen Strafraum herum durch die eigenen Reihen laufen lassen und sich dabei zu selten gefährlich vor das Tor von Lukas Hradecky kombiniert.
Bei der 0:3-Niederlage war der Spielverlauf auch für den Mainzer Keeper persönlich äußerst unglücklich: "Ich habe die ganze Saison noch nicht viel zu halten bekommen, denn wenn wir tief verteidigen, machen wir es auch richtig gut", erklärt Zentner. Daher sei es ärgerlich, gegen Leverkusen in kürzester Zeit drei Gegentore bekommen zu haben. Der 05-Schlussmann stellt jedoch das Team in den Vordergrund: "Es geht am Ende nicht darum, wie bitter das für mich ist, sondern darum, dass wir als Mannschaft verloren haben. Wenn wir am Ende noch 3:3 spielen, kann ich auch mit den drei Gegentoren einigermaßen leben", so Zentner, der mit der Ausbeute der ersten vier Spiele, aus denen die Mainzer sieben Punkte holten, grundsätzlich zufrieden ist.
"Von der reinen Punktzahl her hätten wir den Saisonstart vorher so unterschrieben, aber wir müssen unser Spiel noch besser auf den Platz bekommen, denn die Saison ist lang", weiß der FSV-Keeper. Am meisten Luft nach oben sieht Zentner dabei beim Spiel mit dem Ball in der gegnerischen Hälfte: "Wir müssen mehr erzwingen, auch körperlicher spielen, konsequenter vor dem Tor sein, unsere Chancen, die auch gegen Leverkusen da waren, nutzen und in letzter Konsequenz mehr Tore schießen." Auch bei sich persönlich sieht der 27-Jährige Möglichkeiten, sich weiter zu verbessern: "Ich möchte Flanken und Ecken noch aktiver wegholen, um der Mannschaft damit Sicherheit zu geben und über unsere schnellen Stürmer Umschaltmomente kreieren. Natürlich gibt es auch sonst immer und überall etwas zu verbessern, aber ich will einfach die Rolle, die ich schon habe, noch prägnanter ausfüllen", so der Mainzer Schlussmann.
Spiele mithilfe der Fans gewinnen
Ungeachtet der ersten Niederlage der noch jungen Saison spricht das Eigengewächs aber auch die positiven Begleiterscheinung rund um die Partie an. Die Atmosphäre habe ihn beeindruckt. "Das war geil, auch wie wir nach der Partie trotz des Ergebnisses von den Fans gefeiert wurden. Da hat man gemerkt, dass wir uns etwas aufgebaut haben und uns so ein Spiel mal verziehen wird", erinnert sich der 05-Keeper gerne an die Momente nach dem Spiel am vergangenen Wochenende. Dabei freut sich Zentner auch über die Nähe, die die Mannschaft seit dem Ende der Corona-Restriktionen zu den Fans wieder hat aufbauen können. "Sei es im Trainingslager, in der Stadt oder nach den Spielen. Ich sehe da wieder mehr Nähe zwischen der Mannschaft und den Fans. Das ist das, was den Fußball ausmacht und ich hoffe, dass das wieder komplett zur Normalität wird. So ein Aufbauschen von den Fans in der entscheidenden Phase eines Spiels kann bei uns nochmal etwas freisetzen, das kann den Unterschied machen. Mithilfe der Fans kannst du ein enges Spiel am Ende noch gewinnen", weiß der Torwart um die Wichtigkeit des Rückhalts von den Rängen.
Eine besonders große Wertschätzung zeigt Zentner für jene Fans, die der Mannschaft auch auswärts hinterherreisen: "Das ist richtig schön, wenn man sieht, dass die Leute sich die Mühe machen, uns auswärts zu unterstützen und nur für uns durch die Gegend fahren", so der gebürtige Rüdesheimer vor dem Auswärtsspiel in Mönchengladbach und dem "Heimspiel in Hoffenheim" in der Woche darauf (Hier geht es zu den Tickets!). "Man ist bei Auswärtsspielen eine Gruppe, bestehend aus den Fans und der Mannschaft, gegen alle anderen", beschwört Zentner das Gemeinschaftsgefühl.
Mit Blick auf das Gladbach-Spiel freut sich der Mainzer Keeper auf "ein schweres Spiel in einer super Atmosphäre". Die zuletzt positive Auswärtsbilanz spiele für ihn dabei keine Rolle, denn "es geht nur um das, was kommt und wie wir das Spiel angehen. Wir sollten uns darauf konzentrieren, dass wir ein gutes Spiel machen, uns voll reinhauen und alles dafür geben, das Spiel zu gewinnen." Dabei erwartet der Mainzer Keeper einen von Beginn an deutlich aktiveren und selbstbewussteren Kontrahenten als Leverkusen am vergangenen Wochenende. Schließlich ist Gladbach nach vier Spieltagen noch ungeschlagen und rangiert derzeit auf Platz sechs - einen Rang sowie einen Punkt vor dem FSV.