U19 15.03.2023 - 16:30 Uhr
Talentiert, facettenreich, selbstlos: Das zeichnet die U19 aus
Cheftrainer Benjamin Hoffmann über den besonderen Charakter seiner Meistermannschaft sowie die anstehenden Spiele im DFB-Pokal und um die Deutsche Meisterschaft
Die U19 von Mainz 05 hat Geschichte geschrieben. Der erstmalige Triumph in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest hat viele Gründe. Groß ist die Vorfreude beim FSV auf den April und die anstehenden Partien im DFB-Pokal der Junioren und im Halbfinale der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft.
"Diese Mannschaft hat einen besonderen Zusammenhalt“: Was Benjamin Hoffmann und seinem Trainerteam der U19 bereits in der Sommervorbereitung klar wurde, zeigte sich auch am Samstag im Moment des Erfolges. Auf die Frage, was den Charakter seiner Mannschaft ausmache, kommt Hoffmann eine Szene aus dem entscheidenden Spiel in Trier in den den Sinn. Beim Stand von 5:0 für den FSV war Dennis Kaygin bereits auf dem Weg zu seinem vierten Treffer, mit dem er sich ligaweit an die Spitze der Torjägerliste hätte katapultieren können. Der Angreifer legte lieber quer und damit Lovis Bierschenk auf. "Das beschreibt einfach alles. Die Selbstlosigkeit, die Freude für den Mitspieler. Das war von der ersten Trainingseinheit zu spüren. Diese Mannschaft hat sich gefunden und geformt“, schwärmt der U19-Chefcoach über den Charakterzug seiner Spieler, eigene Befindlichkeiten hintenan zu stellen, damit die Mannschaft erfolgreich ist.
Zudem sei seine Mannschaft vom Talent her hoch anzusiedeln. "Wir decken viele Facetten ab, die ein Team braucht: Führungsspieler, Wortführer, Spieler, die mit Selbstlosigkeit vorangehen. Jeder füllt seine Rolle aus und hat sie verstanden. Das macht den Jahrgang so interessant. Ich hoffe, dass möglichst viele ihren Weg in den Profifußball finden“, so Hoffmann. Ausnahmetalente wie Brajan Gruda und Nelson Weiper haben das schon geschafft und bereits ihre ersten Minuten in der Bundesliga erlebt, im Falle von Weiper sogar das erste Tor erzielt. "Unser Ausbildungsauftrag ist erfüllt, wenn Spieler bei den Profis eingesetzt werden. Wir haben gefeiert, als Nelson das Tor geschossen hat. Es war eine Freude in der Kabine. Das pusht und motiviert die Jungs“, betont der 43-Jährige. Gruda und Weiper, die im Team von Bo Svensson trainieren, wieder zu integrieren, sei kein Problem. "Brajan und Nelson sind immer top-motiviert, gehen voran und sind sich ihrem Stellenwert bewusst.“ Weiper setzte sich nach seinem Einsatz in der Bundesliga freitagabends am nächsten Morgen in den Bus, um über sechs Stunden mit der U19 nach Unterhaching zu fahren. "Das macht er mit einer Freude und Selbstverständlichkeit, weil er mit seinen Kumpels zusammen sein kann.“
Vorfreude auf Spiele in zwei Wettbewerben
Die Staffelmeisterschaft kann den Rheinhessen keiner mehr nehmen. Vielmehr könnte der angesprochene Teamspirit gepaart mit individueller Klasse die 05ER in den engen Duellen gegen die Top-Teams der anderen Staffeln noch weiterbringen. Zuletzt 2009 gewannen die 05ER unter Trainer Thomas Tuchel ("Er war einer meiner größten Inspiratoren beim BVB. Von dieser Zeit habe ich sehr viel mitgenommen.“) die Deutsche Meisterschaft. Zunächst steht aber das Halbfinale im DFB-Pokal der Junioren beim FC Schalke 04 an (Sonntag, 02. April, 11 Uhr, Parkstadion). Danach folgen die beiden Halbfinal-Spiele gegen Köln (09. April, 11 Uhr im Bruchwegstadion / 14. April, 16 Uhr im Franz-Kremer-Stadion). Sollten die 05ER das Finale um die Deutsche Meisterschaft erreichen, hätten sie sogar Heimrecht. "Das schöne ist, dass wir noch in zwei Wettbewerben vertreten sind. Die Vorfreude auf diese Spiele und das, was damit verbunden ist (Live-Übertragung, große Kulisse), sollte größer sein, als eine Angst, zu versagen. Da zitiere ich gerne Jürgen Klopp, der das zu meiner Dortmunder Zeit geprägt hat. Wir versuchen das den Jungs zu vermitteln, sie zu unterstützen und selbstbewusst zu machen."
Vieles werde in den Duellen auf Augenhöhe von der Tagesform abhängig sein. "Dazu gehören Spielglück und Einzelkönner.“ Hoffmann erinnert sich an ein U17-Finale mit Borussia Dortmund gegen Bayer Leverkusen, in dem ein gewisser Kai Havertz in der zweiten Halbzeit aufdrehte und nicht mehr zu stoppen war. "Genau diese Jungs werden in Finalspielen geformt, da wird ihr Leistungslimit nach oben gepusht."
Ein besonderes Ritual
Vielleicht hilft der Mainzer U19 auch die Erinnerung an ihr Sommertrainingslager im österreichischen Obsteig, in dessen Rahmen die 05ER mit dem Fahrrad die Simmering-Alm auf rund 1800 Metern Höhe erklommen. Schon unter Thomas Tuchel 2009 gab es dieses Ritual. "Nicht nur aus Motivationsgründen, sondern auch, um das Leistungslimit zu zeigen. Das macht was mit den Jungs. Oben sind sie alle glücklich und geschafft“, erzählt Hoffmann. Er will Problemlöser ausbilden, Spieler, die Widerstände überwinden können. Genau diese Attribute, gepaart mit dem besonderen Spirit, werden auch in den kommenden Wochen gefragt sein.