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Profis 16.03.2023 - 11:00 Uhr

Erfolgreiche Heimspiel-Premiere in der Arena

Marco Caligiuri blickt auf den 3:1-Sieg im ersten Duell mit dem SC Freiburg in der damals neuen Mainzer Heimspielstätte zurück

Mit drei Toren in der Anfangsphase entschieden die 05ER ihr Heimspiel gegen den SC Freiburg in der Saison 2011/12 früh für sich.

Mainz 05 gegen den SC Freiburg, das waren schon in gemeinsamen Zweitligazeiten stets enge, umkämpfte Duelle zweier meist auf Augenhöhe agierender Teams. Daran hat sich später auch eine Klasse höher nichts geändert. Und das wird mit hoher Wahrscheinlichkeit auch am Sonntagabend wieder so sein, wenn der 1. FSV Mainz 05 die Gäste aus dem Breisgau in der MEWA ARENA empfängt (Tickets gibt es hier). Der Sport-Club steht mit 45 Punkten derzeit auf Platz fünf der Tabelle, nur zwei Plätze vor dem FSV, aber hat neun Zähler mehr auf dem Konto.

Komplizierte Saison nach historischem Erfolg

Die klarsten Erfolge gegen den SCF gab es für die 05ER bei Heimspielen, so auch das 5:0 vor vier Jahren. In guter Erinnerung dürfte aber auch noch jener 3:1-Sieg sein bei der Heimspiel-Premiere gegen die Freiburger in der damals neuen Arena am zweiten Rückrundenspieltag der Saison 2011/12. Denn diese Partie war in vielerlei Hinsicht eine ganz besondere. Zur Einordnung: In der Runde zuvor hatten die Mainzer mit Thomas Tuchel ihre Top-Saison hingelegt, mit dem Bundesliga-Startrekord mit sieben Siegen in Folge und einem fünften Platz mit 58 Punkten.

Die Folgesaison verlief kompliziert. Jedenfalls hatte die Mannschaft vor diesem Spiel gegen den SCF zwei Zähler Vorsprung vor dem Gegner, der auf einem Abstiegsplatz stand, bei dem Christian Streich kurz zuvor zum Cheftrainer befördert worden war und in Mainz sein zweites Spiel als Bundesligacoach absolvierte. „Als der Abpfiff erklungen war, dröhnte es in der Coface-Arena von der mit 12 000 Anhängern besetzten Stehtribüne herunter: "Der FSV ist wieder da!" Der FSV war zwar nie weg. Dennoch ist der Klub wieder da. Oder anders ausgedrückt: Das, was diese Mannschaft in der Bundesliga besonders machen, das, was die Wettbewerbsfähigkeit entscheidend erhöhen kann, das ist beim 3:1 gegen den SC Freiburg wieder da, zu spüren und zu sehen gewesen“, schrieb die Mainzer Rhein-Zeitung.

Überfälle als Mainzer Markenzeichen

Die Bedeutung dieser drei Punkte werde man erst zum Saisonende hin einschätzen können. In diesem Moment sei das ein Sieg für die Seele gewesen. Eine Bestätigung dafür, so das Blatt, dass die Elf von Thomas Tuchel einer Drucksituation standhalten und eine leidenschaftliche Leistung abfeuern könne. Der Erfolg hat die Mainzer in der Tabelle auf Rang zwölf gehievt. Mit fünf Punkten Abstand zum Tabellenkeller. Tuchel hatte sehr bewusst darauf gesetzt, die umformierten Freiburger von der ersten Sekunde an einzuschüchtern, zu erschrecken. Der 05-Coach organisierte wieder einmal einen dieser für ihn typischen emotionalen Überfälle. Die Konsequenz: Die Freiburger waren praktisch schon nach 17 Minuten geschlagen. "Wir wollten für uns in der Liga neue Maßstäbe setzen", erklärte Tuchel später. "Da, wo wir gut sind, wo wir besonders sind." Aggressivität, Emotionalität, Leidenschaft. Mutige Nachvorneverteidigung, schnell ab in die Tiefe nach der Balleroberung. Dieser Plan ging perfekt auf.

Elkin Soto eroberte die Kugel im Mittelfeldzweikampf, Eugen Polanski passte gedankenschnell in die Tiefe, Eric-Maxim Choupo-Moting setzte sich im Zentrum ab und traf nach zwei Minuten mit einem Flachschuss zum 1:0. Kurz darauf steckte Soto nach einer Gegenpressing-Attacke präzise in den Strafraum durch zu Adam Szalai. Der Ungar spürte im Rücken und in der Hacke den Kontakt und ging zu Boden. Strafstoß. Rote Karte für den Freiburger Fallou Diagne. Polanski verwandelte den Elfer zum 2:0. Da waren vier Minuten gespielt. Wiederum nur einige Zeigerumdrehungen später legte Marco Caligiuri einen Pass elegant in den Lauf von Choupo-Moting. Der Stürmer traf mit der rechten Innenseite ins lange Eck. 3:0. „Wir wollten diesen Sieg früh aufs Gleis stellen, dass es danach kein richtiger Wettkampf mehr war, dafür müssen wir uns nicht entschuldigen“, erklärte Tuchel. Das 1:3 durch Pavel Krmas in der 68. Minute war dann nicht mehr als ein Schönheitsfehler.

Den Umbruch gut abgefangen

"Ich weiß nur noch, dass wir in den ersten Minuten ein Feuerwerk abgebrannt haben und gefühlt jeder Schuss drin war", erinnert sich Caligiuri, der vorne rechts spielte. Sein Pass zum 3:0 war ein präziser Steckpass. "Choupo macht sowas rein, damals wie heute - nur in einem anderen Trikot", sagt Caligiuri. "Er ist ein Riesen-Fußballer und ein Riesentyp. Choupo hat sich nochmal entwickelt. Er war bei uns schon ein unfassbar feiner Fußballer, vor allen Dingen über links. Mittlerweile ist er auch ein Vollstrecker. Es ist immer eine Freude, ihn spielen zu sehen und so erfolgreich bei den Bayern auf ganz, ganz hohem Niveau."

Choupo-Moting war in der Saison 2011/12 Neuzugang am Bruchweg. Nach der Erfolgssaison hatten Christian Fuchs, André Schürrle und Lewis Holtby den FSV verlassen. Szalai fiel fast die gesamte Vorrunde verletzt aus. "Natürlich ist uns das Prunkstück damals weggebrochen", erzählt Caligiuri rückblickend. "Wir haben aber mit Choupo, Julian Baumgartlinger, Zdenek Pospech, Radoslav Zabavnik oder Nicolai Müller richtig gute Leute dazubekommen. Dennoch war es eine Aufgabe, die Abgänge zu ersetzen und gleichzeitig die Neuzugänge zu integrieren. Es ist normal, dass so etwas eine gewisse Anlaufzeit braucht. Nach einer Saison, in der man so blendend abgeschnitten hat, ist zudem eine gewisse Erwartungshaltung dagewesen. In der Rückrunde hat sich das stabilisiert. Wir waren nie im Abstiegskampf, wussten immer, dass wir die Qualität und den Zusammenhalt haben, um nicht unten rein zu geraten, sondern die nötigen Punkte zu holen“, so der Ex-Spieler.

Marco Caligiuri im Zweikampf mit seinem Bruder Daniel.

Bruder-Duelle der Caligiuris

Dafür war die Freiburg-Partie ein Beispiel. Marco Caligiuri traf dabei auf seinen jüngeren Bruder Daniel als direkten Gegenspieler. "Ich weiß noch, dass ich während des Spiels mal kurz Mitgefühl mit ihm hatte, weil ich wusste, dass es für sie um noch mehr ging als für uns, weil sie ganz hinten standen. Da hatte ich schon das Gefühl nach der Roten Karte beim Elfmeter zum 2:0 sowie nach dem 3:0, dass ich meinem Bruder gerne helfen würde, das aber nicht kann, weil ich ja selbst gut und erfolgreich spielen muss. Man bleibt da professionell, aber das Gefühl für den Bruder kam kurz hoch." Einige Male standen sich die Caligiuri-Brüder direkt gegenüber. "Einmal davon hat er wahrscheinlich Mitgefühl mit mir gehabt, denn er hat uns damals aus dem Pokal rausgeschossen mit Freiburg, als wir 2:0 geführt hatten im Viertelfinale und er das Spiel auf den Kopf gestellt hat mit seinen Toren in der Nachspielzeit und der Verlängerung“, erinnert sich der ehemalige 05-Profi.

Caligiuri als Allrounder unter Tuchel

Diese Überfall-Geschichten wie gegen Freiburg oder später gegen Kaiserslautern, das waren Mainzer Markenzeichen der Tuchel-Ära. "Wir sind mit fünf, sechs Mann in die Umschaltsituation rein, aber wirklich im Vollsprint. Nicht nur der rechte Mittelfeldspieler, sondern auch der rechte Verteidiger ist da mitmarschiert und auf der anderen Seite genau das gleiche. Das hat dem Team ein gutes Gefühl gegeben, weil du dem Gegner was demonstriert hast."

Unter Tuchel kam Caligiuri zwischen 2010 und 2013 auf 74 Bundesliga-Einsätze und erzielte vier Tore. Insgesamt absolvierte er 100 Bundesligaspiele und 229 Zweitligaspiele, davon 212 für die Fürther, als deren Kapitän er schließlich abtrat. Er deckte in Tuchels 05-Team die ganze Palette der Positionen ab: Linksverteidiger, Rechtsverteidiger, in der Raute die Halbpositionen, oder im 4-2-3-1 vorne links und rechts. "Ich habe gefühlt überall gespielt, war der Allrounder. Ich habe unter Thomas Tuchel roundabout 80 Spiele gemacht. Und es war etwas Besonderes."

Nach dem Ende seiner Karriere gründete der heute 38-Jährige die „Caligiuri Sports GmbH“, eine Spielerberatungs-Agentur. „Meine Kernziele sind, dass ich Fußballer entwickeln und unterstützend da sein möchte, um den Jungs dabei zu helfen, an sich selbst und an ihren Weg zu glauben“, sagt er.