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Profis 13.04.2023 - 11:30 Uhr

Mwene: "Dann sind die Mainzer wie eine Dampfwalze"

Bei PSV Eindhoven spielt der Ex-05ER mittlerweile um Titel, im Gespräch erinnert er sich an den einzigen Auswärtssieg beim 1. FC Köln in der legendären Nichtabstiegssaison 2020/21 und sieht sein ehemaliges Team auf einem guten Weg

Mwene gab beim bisher einzigen Bundesliga-Auswärtssieg der 05ER in Köln die Vorlage zum Siegtreffer von Leo Barreiro.

Nur ein einziges Mal ist es dem 1. FSV Mainz 05 bei seinen zwölf bisherigen Bundesliga-Auftritten in der Kölner Arena gelungen, drei Punkte mitzunehmen. Und das war am 28. Spieltag der Saison 20/21 im Rahmen jener legendären Rückrunden-Aufholjagd unter Bo Svensson, die den im Winter scheinbar abgeschlagenen Tabellenvorletzten am Ende auf Platz zwölf führte. Am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.tv, Auswärtstickets) treffen beide Teams erneut am 28. Spieltag aufeinander. Doch die Situation ist eine andere als vor zwei Jahren. Die Gäste kommen mit 41 Punkten als Achter nach Müngersdorf, der 1. FC Köln befindet sich im halbwegs sicheren Mittelfeld.

Damals belegten die Kölner den Relegationsplatz und hätten den Konkurrenten mit einem Sieg wieder ganz unten hinein ins Geschehen ziehen können. Doch der FSV gewann diese spannende Abstiegskampfpartie mit 3:2 durch ein Tor von Leandro Barreiro in der Nachspielzeit und ging damit einen weiteren wichtigen Schritt in Richtung Ligaverbleib. Einer, der maßgeblich an den entscheidenden Szenen beteiligten Spieler, war Linksverteidiger Phillipp Mwene. Der 29-Jährige, der seit zwei Jahren beim niederländischen Spitzenklub PSV Eindhoven spielt, erinnert sich noch ziemlich genau an diese Partie am 11. April 2021, an jenes Spektakel, das wegen Corona ohne Zuschauer stattfinden musste.

13.04.2023

Rückblick auf den Auswärtssieg im April 2021

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Erinnerungen an emotionales Spiel im Abstiegskampf

Mwene erinnert sich als erstes an den Handelfmeter, den er verschuldet haben sollte, der zum Ausgleich führte und bei dem der VAR den Schiri überstimmte. "Das ist leider ein Thema, das immer wieder aufkommt. Damals wusste auch keiner, ob es ein Elfmeter war. Für mich war es keiner“, sagt er. Die Mainzer waren in Führung gegangen mit ihrer ersten sauber zu Ende gespielten Offensivaktion, mit ihrem ersten Schuss aufs Tor nach perfektem Umschaltfußball: Über Danny da Costa, Jonathan Burkardt und Barreiro kam der Ball an die Strafraumgrenze zu Jean-Paul Boëtius, dessen Schuss von der Unterseite der Latte hinter der Linie landete. "In der zweiten Hälfte war es ein offenes Spiel. Es ging hin und her“, so der Ex-05er. Die Kölner gingen in Führung, die Karim Onisiwo in der Schlussphase ausglich. Das 2:2 schildert Mwene so: "Ich spiele an der Mittellinie in die Tiefe zu Jean-Paul, der legt Karim vor. Und ganz am Schluss hatte ich das Vergnügen, Leo den Ball aufzulegen, der ihn super reingemacht hat. Es war sehr emotional. Wir hatten viele Spiele in der Rückrunde, die emotional und spannend waren, aber Köln war eines der spannendsten. Moussa Niakhaté hat den Ball durchgesteckt und ich war außen frei, habe gesehen, dass Leo ansprintet, wie er es oft macht, hin zur Sechzehnerkante, ich habe den Ball zurückgelegt und er hat ihn überragend reingemacht, direkt ins Eck“, so Mwene. "Einfach nur geil“, kommentierte Barreiro. In seiner Einschätzung, "wir haben kein gutes Spiel gemacht“, war der Luxemburger sich allerdings mit seinem Trainer einig. "So schlecht wie in der ersten Halbzeit habe ich uns selten gesehen“, sagte Bo Svensson damals.

Jene Kritik ist heute noch präsent beim Ex-05-Profi. "Ich kann mich erinnern, dass es allgemein sehr schwierig ist, Bo zufriedenzustellen“, sagt er. "Im Training oder im Spiel ist er Perfektionist. Ich glaube, deshalb funktioniert das auch so gut mit ihm, weil er eine klare Vorstellung hat und von jedem immer 100 Prozent fordert, es ihm einfach nicht reicht, ein Spiel gerade so mit etwas Glück zu gewinnen. Ich sehe, wie die Jungs das vor allem in der Rückrunde umsetzen. Er hat im Training immer klipp und klar gesagt, was ihm nicht gepasst hat. Irgendwann, so war es bei mir, wusste ich aber einfach, was er erwartet. Es ging darum, an das Leistungsmaximum zu gehen. Dann hast du keine andere Wahl. Das ist der Punkt, an dem man besser wird.“

Der gebürtige Wiener kam 2018 als rechter Außenstürmer vom Zweitliga-Absteiger 1. FC Kaiserslautern nach Mainz und ging 2021 als linker Verteidiger zu PSV Eindhoven. Die drei Jahre zunächst waren geprägt von Verletzungen. Unter Svensson war der Österreicher ab der zweiten Partie des Dänen bis zum 32. Spieltag jedoch Startspieler. "Ich hatte anfangs viel mit Verletzungen zu kämpfen und bin nie so richtig in Form gekommen, weil ich fast anderthalb Jahre draußen war. Als Bo kam und mir das Vertrauen geschenkt hat, ging es ratzfatz, und ich habe gute Leistungen gebracht. Es hat Spaß gemacht, obwohl es stressig war und mental an einem gezehrt hat, dass es in jedem Spiel um das sportliche Überleben ging. Als wir das dann geschafft hatten, lief mein Vertrag aus und ich musste mir mit 27 überlegen, ob ich bleibe oder mir nochmal eine neue Herausforderung suche. Das Angebot von PSV war sehr gut und ich habe mich dafür entschieden. Ich habe in Mainz viele Freundschaften geschlossen in allen Bereichen. Deshalb verfolge ich auch jetzt immer noch jedes Spiel, wenn ich nicht gerade selbst im Einsatz bin“, erklärt er. "Es war eine schwierige Entscheidung. Der ausschlaggebende Punkt war die Frage, wie oft das in meiner Karriere noch bekommen würde, die Chance, wirklich um Titel mitzuspielen. Eine neue Dimension. Ich habe es nie bereut und hoffe, dass wir dieses Jahr noch einen Titel holen.“ 

Mwene über Svensson: "Irgendwann, so war es bei mir, wusste ich, was er erwartet. Es ging darum, an das Leistungsmaximum zu gehen. Dann hast du keine andere Wahl. Das ist der Punkt, an dem man besser wird."

An Herausforderungen gewachsen

Phillipp Mwene ist aktuell verletzt und hat die letzten beiden PSV-Spiele verpasst. "Es ist eine muskuläre Geschichte, nicht so tragisch. Ich denke, dass ich nächste Woche wieder auf dem Platz stehe." Ähnlich wie beim FSV spielt Mwene in Eindhoven rechter oder linker Verteidiger.  Bei der PSV gefalle es ihm sehr gut. "Es ist eine andere Herausforderung. Wir spielen das zweite Jahr in Folge um den Titel. Feyenoord ist uns ein bisschen weggelaufen. Wir sind dahinter, punktgleich mit Ajax, gegen die wir übernächstes Wochenende spielen und dann auch im Pokalfinale. Es geht hier um Titel. Man muss jedes Spiel gewinnen. Wir waren zwei Jahre lang in der Europa League vertreten. Das hat mir sehr gutgetan, um international Erfahrungen zu sammeln. Über einen längeren Zeitraum hinweg jeden dritten Tag spielen zu müssen, das ist eine Herausforderung, an der man wachsen kann.“

Im ersten Jahr in Holland war Roger Schmidt der Trainer, der Mwene geholt hat. Seit dieser Saison ist die niederländische Stürmer-Legende Ruud van Nistelrooy Chefcoach. "Mit ihm haben wir jetzt natürlich einen Riesennamen, eine große Persönlichkeit als Trainer, bei dem du von vorneherein mit Respekt rangehst. Er hat alles erlebt, weiß ganz genau, wie das Fußball-Geschäft funktioniert. Dafür, dass es seine erste Cheftrainerstation ist, macht er das richtig gut. Wir hatten viel Fluktuation. Das ist auch eine Herausforderung für ihn. Wenn Ruud anfängt seine Geschichten zu erzählen, dann hörst du genau hin. Es ist ja ein Wahnsinn, was er in seiner Karriere alles erreicht hat“, sagt Mwene, der sich aber auch schon auf das Mainzer Auswärtsspiel am Samstag in Köln freut. "Wenn ich nicht selbst spiele, läuft immer entweder der Liveticker vom Mainzer Spiel oder ich sehe es im Fernsehen.“ Seinen ehemaligen Kollegen traut Mwene viel zu. "Ich habe das Gefühl, sie können gegen jeden gewinnen. Wenn sie ihre Leistung abrufen, dann sind die Mainzer wie eine Dampfwalze. Ich glaube, dass sie auch wieder in Köln gewinnen werden.“