"Einfach Wahnsinn": U19 schafft Historisches und freut sich auf "Bonus-Spiele"

Benjamin Hoffmann gab den Feierbefehl für seine Mannschaft aus: "Macht euch fertig, macht die Musikbox an, wir fahren direkt zum Hasekaste", sagte der U19-Cheftrainer von Mainz 05 im Kreise seiner jubelnden Spieler auf dem Rasen des Trierer Moselstadions. Der 40-Jährige hatte selbst noch gar nicht richtig realisieren können, welch historischer Erfolg für den FSV und sein Nachwuchsleistungszentrum gelungen war. Erstmals in ihrer Geschichte sicherten sich die 05ER die Staffelmeisterschaft in der A-Junioren-Bundesliga Süd/Südwest - und das hochverdient nach einer überragenden Saison.

"Ich bin unglaublich stolz auf die Mannschaft und darauf, was sie erreicht hat, unheimlich glücklich für jeden einzelnen Spieler, die alle so viel investiert haben. Für mich persönlich ist es wirklich etwas Besonderes. Natürlich habe ich das schon mal im Westen mit dem BVB erlebt, aber das mit Mainz 05 nochmal erleben zu dürfen, dafür bin ich total dankbar und stolz, ein Teil davon zu sein. Die Mannschaft hat sich das absolut verdient. Die erste Staffelmeisterschaft einer U19 von Mainz 05: einfach Wahnsinn", gab Hoffmann einen Einblick in seine Gefühlswelt.

Volker Kersting, Direktor Nachwuchs und seit über 30 Jahren in leitender Funktion im Jugendbereich von Mainz 05 tätig, wusste nur zu gut, dass die U19 an diesem Samstagnachmittag Geschichte geschrieben hatte. Kersting war schon 2009 dabei, als die Mainzer unter Trainer Thomas Tuchel Deutscher A-Juniorenmeister geworden waren, die Staffelmeisterschaft war dem Team damals allerdings nicht vergönnt. "Ein besonderer Moment, der eine überragende Leistung in dieser Saison krönt. Trotz ein paar Verletzungen haben die Jungs das gerockt und über die Ziellinie gebracht. Darauf können wir als Verein sehr stolz sein, eine super Geschichte." Die Meisterschaft ist für Kersting auch ein Beleg der nachhaltig erfolgreichen Arbeit im NLZ. Spieler wie Nelson Weiper, Philipp Schulz oder Dennis Kaygin werden schon seit der U8 am Bruchweg ausgebildet. "Das Gerüst der Mannschaft ist schon sehr lange da und es ist wichtig, grundsätzlich gut mit den Jungs zu arbeiten. Dann kommt auch so etwas dabei heraus."

Unbeschreibliche Gefühle

Diese Geschichte ist das Ergebnis einer Saison, in der die U19 nur drei Spiele lang eine Durststrecke durchleben musste und zum richtigen Zeitpunkt wieder voll da war. In Trier legten die 05ER nach einer schwachen ersten Hälfte mit drei schnellen Toren von Jason Amann zweimal Dennis Kaygin zu Beginn der zweiten 45 Minuten den Grundstein. Erneut Kaygin, Lovis Bierschenk, Younes Azahaf und Dennis Azakir machten schon weit vor Ende der Partie klar, dass es auf Seiten der Mainzer viel Grund zum Jubeln geben wird. "Das Führungstor war wichtig, danach lief es", sagte Amann. "Es ist ein unbeschreibliches Gefühl. Das ist mit Abstand mein größter Erfolg in meiner bisherigen Laufbahn." Auch Kaygin, mit 14 Treffern zweitbester Torjäger der Liga konnte seine Gefühle kaum beschreiben. "Wir haben lange dafür gearbeitet und es verdient. Wir waren kurz davor, zu stolpern, haben aber noch die Ausfahrt bekommen."

Die Ausfahrt geht in Richtung Halbfinale. Im April stehen Festspielwochen für die U19 der 05ER an. Am 02. April ist zunächst der FC Schalke 04 Gastgeber im Halbfinale des DFB-Pokals der Junioren. Im Halbfinale der Endrunde um die Deutsche Meisterschaft wartet der 1. FC Köln, Tabellenzweiter im Westen. Das Hinspiel steigt am 09. April in Mainz, das Rückspiel eine Woche später in Köln. "Das sind Bonusspiele, die nicht viele Spieler in ihrer Ausbildung oder Karriere machen können. Das ist fantastisch für die Jungs", sagte Hoffmann. Auch Kersting freut sich darauf: "Wir treffen auf Mannschaften, die alle auf Augenhöhe sind. Das gibt fifty-fifty-Geschichten, aber für diese Spiele macht man es auch. Wir hoffen auf ein großes Publikum, bei uns zuhause im Halbfinal-Hinspiel gegen Köln. Das wird für die Jungs ein Riesenerlebnis und dann schauen wir mal, was dabei rauskommt."

Erstmal feiern, dann vorbereiten auf die Bonusspiele

"Jetzt kommen die Spiele, die wir uns verdient haben", betonte ein glücklicher Co-Trainer und 05-Legende Christof Babatz. "Es wird auf jeden Fall schwer. Aber wir sind eine gute Mannschaft und haben einen starken Zusammenhalt", so Amann. Egal, was dabei rauskommt: Das Feiern hatten sich die 05ER verdient. "Den ganzen Tag", sagte Kaygin. Sein Trainer mahnte nur kurz mit einem Lachen an: "Ich hoffe, dass wir bis zu den Halbfinalspielen unsere Kräfte nach der heutigen Nacht wieder zusammen haben." Dann ging es in den Bus und die Party los für die 05ER.