• Home
  • News
  • "Überzeugt, dass wir unsere Spur finden“

Profis 17.09.2023 - 13:00 Uhr

"Überzeugt, dass wir unsere Spur finden“

Nach der Leistungssteigerung gegen den VfB wollen die 05ER den eingeschlagenen Weg konsequent weitergehen

Aymen Barkok und Ludovic Ajorque brachten nach ihren Einwechslungen frischen Wind in die Offensivbemühungen des FSV.

Die Leistungssteigerung gegenüber der 0:4-Auswärtsniederlage in Bremen war am Samstagnachmittag klar erkennbar. Dennoch steht der 1. FSV Mainz 05 auch nach vier Spieltagen noch ohne Sieg und mit nur einem Punkt da. Die Mannschaft von Bo Svensson verlor nach der Länderspielpause ihr Heimspiel gegen den VfB Stuttgart vor 30.500 Zuschauern in der MEWA ARENA und hat nach dieser schmerzhaften 1:3-Niederlage bereits zwölf Gegentore auf ihrem Konto. Das klare Ergebnis täuscht etwas darüber hinweg, dass die Partie lange Zeit ausgeglichen war, dass die Mainzer drauf und dran waren, in der Schlussphase selbst in Führung zu gehen, am Ende aber durch individuelle Fehler erneut mit leeren Händen dastanden. "Wir sind heute ein glücklicher Sieger“, sagte VfB-Trainer Sebastian Hoeneß nachher. Der Gäste-Coach sprach von einem sehr engen Spiel, "das in beide Richtungen gehen kann. Nach dem 1:1 war es fifty-fifty. Wir haben gerade die Möglichkeit, unseren Lauf zu nutzen, um so ein Spiel auf unsere Seite zu ziehen“, erklärte Hoeneß weiter.

Bedacht in der Analyse der eigenen Fehler

"Vier Spiele, ein Punkt, das ist ein Fehlstart, den man nie haben will“, erklärte Martin Schmidt. "Doch ich glaube, das ist eine Situation, die wir hier in Mainz alle schon erlebt haben. So etwas kennen wir hier, so etwas stecken wir weg, das wirft uns nicht um. Da kommen wir jedoch wieder raus. Jetzt haben wir nach der Pause wieder eine komplette Trainingswoche. Ich bin überzeugt, dass wir mit jedem Training reinkommen und unsere Spur finden werden. Deshalb ist die Situation intern ruhig und bedacht, aber im Wissen, was wir abstellen müssen. Es sind Fehler passiert, die nichts mit dem Gegner zu tun haben, sondern mit uns. Deshalb kann man sie abstellen. Wichtig ist, dass man weiß, woran es gelegen hat. Und das wissen wir“, sagte der Sportdirektor des FSV.

Cheftrainer Bo Svensson konnte seiner Mannschaft am Samstag "nur wenige Vorwürfe machen".

Trainer-Ansprache in der Kabine

Der 56-Jährige, der gewöhnlich mit dem finalen Pfiff des Schiedsrichters bereitsteht, um die Partie einzuordnen, ließ sich nach diesem 1:3 und der ersten Heimniederlage fast eine halbe Stunde Zeit, um mit den Medien zu reden. Schmidt war, wie alle Beteiligten, direkt in der Kabine verschwunden, wo der Cheftrainer erst einmal intensiv mit seinen Profis über die Situation redete. "Bo hat zum Team gesprochen, den Kader aufgebaut, die erste Analyse gemacht“, berichtete der Schweizer und fasste zusammen: "Heute haben wir schon ein anderes Gesicht gezeigt als zuletzt, haben dagegengehalten, gut verteidigt. Doch nach vorne war es zu wenig. In der zweiten Halbzeit hat man eine Reaktion gesehen, vor allem nach dem Umbau und den Wechseln. Da waren wir im Spiel, haben ausgeglichen. In unserer besten Phase machen wir zwei individuelle Fehler und laden den Gegner zu Toren ein. In diesen Minuten hat man gesehen, dass wir dieses Selbstbewusstsein, von dem wir letztes Jahr gelebt haben, nicht haben. Im Moment geht die Hälfte der Bälle nochmal zurück. Man will und fordert den Ball gar nicht so vehement. Das führt dazu, dass wir nach vorne nicht so giftig sind wie in der letzten Saison. Das sind aber Dinge, die kann man abstellen, da arbeiten wir dran. Das hat Bo genau angesprochen. Den Weg, den wir diese Woche eingeschlagen haben, gehen wir weiter. Eine Halbzeit gut verteidigen reicht aber nicht, wir müssen 90 Minuten gut verteidigen und die individuellen Fehler abstellen“, so der Sportdirektor.

Trainer Svensson war grundsätzlich einverstanden mit dem Auftritt seiner Mannschaft über weite Phasen. "Es gab nur eine Torchance auf beiden Seiten in der ersten Halbzeit. Die für Stuttgart haben wir vorgelegt mit einem individuellen Fehler. Das ist leider so weitergegangen. So sind wir auch in Rückstand geraten. Wir schaffen das 1:1. Danach hatte ich eigentlich ein gutes Gefühl, dass wenn heute eine Mannschaft gewinnt, wir das sein werden“, sagte der 05-Trainer. "Dann machen wir wieder individuelle Fehler, die hart bestraft wurden. Ich kann meiner Mannschaft dennoch nur wenige Vorwürfe machen. Sie hat versucht, das umzusetzen, was ich ihnen mitgegeben habe. Da war Leben drin. Klar fehlt uns im Moment etwas Selbstvertrauen, aber wir haben nicht das Spiel verloren, weil wir nicht fleißig waren oder weil uns der Gegner her gespielt hat. Das, was ein Fußballspiel entscheidet, sind halt individuelle Fehler. Und davon haben wir ein paar zu viel gemacht.“ 

Fokus lag auf der Defensive

Svenssons Augenmerk hatte sich vordergründig auf die Defensivarbeit gestützt. "Wir haben zu viele Gegentore. Deshalb hat der Fokus heute darauf gelegen, die starke Stuttgarter Offensive zu verteidigen. Klar hätten wir gerne mehr Umschaltmöglichkeiten gehabt, aber wir wollten aus diesen Defensivphasen Stärken ziehen, das hat auch ordentlich funktioniert. Das war der Ansatz. Natürlich kann man sagen, das war nach vorne zu wenig. Uns fehlt das Selbstvertrauen, dass wir die Situationen mit Ball besser lösen. Das Ergebnis ist bitter, aber ich kann den Jungs keinen Vorwurf machen. Mit der Leistung heute kann ich leben. Das ist der Weg, den wir befolgen und konsequent einhalten müssen. Es geht nicht anders. Wir müssen in das investieren, was wir beeinflussen können. Den Fokus darauflegen, wie wir trainieren wollen und auf das Wie auf dem Platz. Deshalb arbeiten wir genauso weiter.“  

Leandro Barreiro glich gegen den VfB Stuttgart zwischenzeitlich aus.

Barkok scheitert zweimal knapp

Die VfB-Führung resultierte aus einem langen Schlag aus der eigenen Abwehr heraus. Stefan Bell sprang im Zweikampf mit Serhou Guirassy unter der Kugel durch, der Torjäger hatte freie Bahn und überwand Robin Zentner. "Ich war motiviert, vor ihn zu kommen, weil ich ein gutes Gefühl hatte und mutig nach vorne verteidigen wollte. Der Ball war leider etwas schneller als ich erwartet habe“, erklärte Bell später. 

Svensson reagierte auf das 0:1, brachte Ludovic Ajorque und Tom Krauß, dann auch Aymen Barkok, die dem 05-Spiel eine neue Dynamik verliehen. Krauß traf nach einer Kopfballablage von Ajorque den linken Pfosten. Barkok flankte von rechts, Barreiro bekam die Fußspitze dran zum 1:1. Das "gute Gefühl“ nach dem Ausgleich, die Partie für sich entscheiden zu können, sollte sich allerdings schnell ändern, als Edi Fernandes ausrutschte, Maximilian Mittelstädt und Guirassy bediente, der Zentner erneut überwand

"Wir müssen es zusammen regeln“

Entschieden war die Begegnung damit aber noch nicht. Barkok verfehlte nach einem Doppelpass mit Krauß knapp das Tor und Nübel wehrte einen Volleyschuss Barkoks aus spitzem Winkel mit Mühe ab. Das 3:1 leitete der VfB-Keeper dann mit einem Abschlag selbst ein. Erneut vollstreckte Guirassy. "Fehler gehören zum Fußball. Heute waren sie entscheidend für das Ergebnis“, sagte der 05-Cheftrainer. Und Bell fügte hinzu: "Es tut schon weh in der Höhe. Wir haben ein Team, das bis jetzt in der Saison nach vorne eine enorme Power hat, lange Zeit komplett ausgeschaltet. Es ist bitter, dass in der letzten halben Stunde jeder Fehler, jeder verlorene Zweikampf direkt zum Gegentor geführt hat.“ 

Genau das ist nach Ansicht des Routiniers das Thema der Trainingswoche vor dem Auswärtsspiel beim FC Augsburg (Sa, 15:30 Uhr, live auf Sky & 05ER.fm). "Wir müssen defensiv 90 Minuten stabil sein, uns gegenseitig helfen, um keine Großchancen zuzulassen. Das ist der erste Punkt, an dem wir arbeiten müssen. Der Rest kommt dann. Wir sind in einer Phase, in der wir an unser Limit kommen müssen, um Punkte zu holen. Wir müssen es zusammen regeln und uns in der Defensive verbessern. Das schaffen wir nur über Intensität und taktischen Zusammenhalt“, sagte Bell.