Stürmische Zeiten

Länderspielpausen sind bei Bundesligisten seltene Ruhephasen, zumindest in der äußeren Wahrnehmung. Wenn weite Teile des Profikaders rund um den Globus für ihre Nationalmannschaften auf Balljagd gehen, dann schrumpft die Trainingsgruppe schnell mal unter die 50-Prozent-Grenze des eigentlichen Umfangs. Die Blicke der Mainzer Fans gehen dann eher raus in die Welt zur deutschen U19- und U21-Nationalmannschaft, nach Japan, Südkorea, Costa Rica – oder wo die Nullfünfer sonst noch so spielen.

Doch von Ruhezustand kann im Kader von Mainz 05 in diesen Tagen keine Rede sein. Denn Trainer Martin Schmidt hat im Training am Dienstag die Zügel spürbar wieder angezogen. Vernünftig trainieren kann er trotz Abwesenheit von zwölf Profis gut, er hat einige Spieler aus dem Nachwuchsbereich ins Profitraining hochgezogen. „Und das passt wunderbar. Die jungen Spieler ziehen die Qualität im Training überhaupt nicht nach unten, sie ziehen richtig gut mit“, sagt Schmidt.

Dem Schweizer bietet sich so einerseits die Möglichkeit, den Leistungstand einiger seiner ehemaligen Spieler aus der U23 zu testen, aber auch den dezimierten Profikader auf Herz und Nieren zu prüfen und in Wettkampfform zu bringen. Insbesondere jene Spieler, die zuletzt um Kadernominierungen oder Einsatzzeiten kämpfen mussten, rücken dabei in den Mittelpunkt. Beispiel: Sami Allagui und Nicolas Castillo. „Es ist natürlich schwer, an Shinji Okazaki vorbei zu kommen. Aber beide sollen sich im Training zeigen und müssen sich in die Verfassung bringen, am Wochenende spielen zu können, sobald wir sie brauchen“, sagt Schmidt. „Diese Trainingseinheiten, in denen es auf sie ankommt, in denen sie im Mittelpunkt stehen und Spiele entscheiden können, sind wichtig für sie und ihr Selbstwertgefühl. Beide haben heute im Training gut getroffen, so muss das sein.“

Beide befinden sich wie der übrige Kader bereits wieder in der „Bewerbungsphase“ für den Kader zum Auswärtsspiel bei Werder Bremen am Ostersamstag. Gleiches gilt für die zuletzt angeschlagenen Christian Clemens und Jairo, die seit Montag wieder zu 100 Prozent belastbar im Teamtraining mitwirken. Die Nullfünfer können sich also bald wieder auf stürmische Zeiten freuen, auch wenn in dieser Länderspielwoche erst einmal nur heftige Windböen davon kündeten.

Die heimkehrenden Nationalspieler werden in den kommenden Tagen sukzessive wieder ins Training integriert. Am Mittwoch kehren Shinji Okazaki, Ja-Cheol Koo, Joo-Ho Park, Julian Baumgartlinger und Pierre Bengtsson zurück, am Donnerstag folgt als Nachzügler Junior Diaz. Dann ist das Thema Nationalmannschaft auch für die Nullfünfer erst einmal bis nach Ende der Bundesliga-Saison erledigt. Jetzt zählt nur noch die Bundesliga!