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Profis 25.03.2023 - 21:00 Uhr

Stach: "Musste mich immer umgucken, dass ich niemanden umrenne"

Viele neue Erfahrungen bei gelungenem Schiri-Debüt für den FSV-Profi / "Respekt an alle Schiedsrichter"

Anton Stach leitete am Samstagnachmittag die erste Halbzeit eines Bezirksliga-Spiels in Nierstein.

Drei Torentscheidungen, ein Abseits-Treffer, der eine oder andere Freistoßpfiff, eine Minute Nachspielzeit und viele neue Erfahrungen: So lautet der Arbeitsnachweis von Anton Stach, der am Samstagnachmittag in ungewohnter Rolle auf dem Kunstrasenplatz in Nierstein aktiv war. Gemeinsam mit Nils Petersen vom SC Freiburg leitete der Mainzer Mittelfeldspieler die Bezirksliga-Partie zwischen dem VfR Nierstein und dem TSV Mommenheim. Unterstützung erhielten die beiden Bundesliga-Profis, die jeweils über 45 Minuten auf dem Rasen standen, dabei per Headset von Elite-Referee Deniz Aytekin.

Gelungener Start ins "Jahr der Schiris"

Unter dem Motto "Liebe den Sport. Leite das Spiel." startete der DFB mit dieser Aktion am Samstag in das "Jahr der Schiris", mit welchem eine Trendwende eingeleitet und ein Diskurs angestoßen werden soll, um Schiedsrichterinnen und Schiedsrichter nachhaltig zu stärken und ein höheres Verantwortungsbewusstsein für die Thematik zu schaffen. Stach kam in den ersten 45 Minuten zum Einsatz und erledigte seine Aufgabe unaufgeregt und unauffällig im positivsten Sinne.

Begonnen hatte der Arbeitstag mit der Platzbegehung gemeinsam mit dem Schiedsrichter-Gespann gegen 14 Uhr, um kurz vor drei führte Stach beide Mannschaften dann auf das Spielfeld. Die erste Amtshandlung: ein Seitenwechsel bei der Platzwahl, dann ging es los. 

Souveräne Spielleitung

Eine knappe halbe Stunde war gespielt, als Stach nach einem Tor der Hausherren erstmals mit dem Arm in Richtung Mittellinie deutete und nach kurzer Rücksprache mit Linienrichter Jo Blattner auf Tor entschied. Der 05ER sieht den Treffer als die "vielleicht brenzligste Situation" seines Arbeitstages. "Der Mommenheimer Spieler hat mir gesagt, dass er geschubst wurde", so Stach. Er selbst und Blattner sahen aber kein ahndungswürdiges Vergehen. "Das habe ich dem Spieler dann erklärt", berichtet Stach. Nur eine Minute später kam dann erneut Jubel unter den rund 1.100 Zuschauerinnen und Zuschauern auf, 2:0, dieses Mal gab es keine Zweifel. Laut wurde es ob einer Entscheidung Stachs nur zweimal, beide Male waren es Zweikämpfe im Mittelfeld, die die Gemüter leicht erhitzten, zweimal entschied der 05ER weiterspielen zu lassen.

Wenige Minuten vor der Pause zappelte der Ball dann das dritte Mal im Netz, im Zusammenspiel mit Blattner entschied Stach aber auf abseits. Wenig später war dann wieder alles regelkonform, der 05ER Clubpartner erhöhte auf 3:0 und Stach beendete nach einer Minute zeitlicher Zusatzvereinbarung den ersten Durchgang und damit seinen ersten Einsatz als Schiedsrichter. "Er hat das richtig gut gemacht. Man merkt, dass er ein totales Gespür für die Situation hat", lobte Aytekin den 05ER bereits in der Halbzeitpause. Stach habe das Spiel in einer oder zwei Situationen gut laufen gelassen, so der Elite-Referee weiter. "Ich muss sagen, das war eine fehlerlose Leistung. Da kann man nur gratulieren."

Überfordernd, aber nicht so schlecht

Stach selbst empfand seinen ersten Einsatz als Referee "sehr überfordernd", als etwas "ganz Neues, in der Art wie man das Spiel erlebt", gab Stach in der Pause zu, war aber insgesamt nicht unzufrieden mit seiner Leistung. "Man merkt, wie schwer das ist, worauf man alles achten muss." Besonders schwierig sei es gewesen, alles im Blick zu haben. "Bei Ecken habe ich zum Beispiel immer auf den Ball statt in die Mitte geguckt", gibt der FSV-Akteur Einblicke in seine ersten Schiedsrichter-Erfahrungen.

Die neuen Laufwege seien zudem ungewohnt gewesen. "Ich musste mich immer umgucken, dass ich niemanden umrenne oder im Weg stehe", berichtet der zentrale Mittelfeldspieler. Es sei gut gewesen, jemanden "im Ohr" zu haben, mit Aytekin wie auch den Assistenten Sophie Burkart und Blattner kommunizieren zu können. Auch mit den Spielern sei er viel im Austausch gewesen, dies sei wichtig, um die Emotionen nicht hochkochen zu lassen, findet Stach.

Eindrücke aus Nierstein

Respektvoller Umgang als Basis

Im Vorhinein habe sich die Aufregung in Grenzen gehalten, Stach habe eher eine "positive Anspannung" verspürt, wie er berichtet. Wirklich vorbereitet habe er sich nicht, sich stattdessen auf die eigenen Erfahrungen, den Instinkt verlassen und organisatorische Dinge unmittelbar vor der Partie mit Aytekin besprochen.

"Ich habe es mir eigentlich genau so vorgestellt, dass es überhaupt nicht einfach ist und man nicht alles sieht. Man hat eine große Verantwortung und immer Spieler, die Dinge anders sehen", weiß Stach. "Da ist es wichtig, wie man als Schiedsrichter damit umgeht."

Totale Wertschätzung

Auf dem Platz knüpfte SCF-Stürmer Petersen als Referee nach dem Seitenwechsel nahtlos an die tadellose Leistung Stachs an, Nierstein erhöhte von 3:0 auf 6:0. Das Spiel gestaltete sich weiterhin fair und ohne die ganz großen strittigen Szenen. "Ich finde es mega, dass die Jungs in ihrer Freizeit hierherkommen und sich engagieren", freut sich Aytekin über die Unterstützung der Profis. Man habe ihnen angemerkt, dass sie ernst bei der Sache sind. "Wenn man sieht, wie viele Fragen sie stellen, wie interessiert sie sind, dann finde ich das total wertschätzend gegenüber den Schiedsrichtern und den beiden Vereinen."

Riesen-Verantwortung in jeder Situation

"Respekt an alle Schiedsrichter", zieht der Mainzer Mittelfeldspieler nach dem Perspektivwechsel Bilanz. "Du hast eine Riesen-Verantwortung in jeder Situation", erläutert der 24-Jährige und appelliert an einen besseren Umgang mit den Unparteiischen. "Was die sich manchmal anhören müssen, ist schade und es wäre schön, wenn sich das ändert."

Stach selbst freut sich nach der "super Erfahrung" in Nierstein nun darauf, in der kommenden Woche wieder mit dem Ball am Fuß auf dem Platz zu stehen. "Es fühlt sich einfach komisch an, wenn ich vor dem Ball weglaufen muss", so der FSV-Profi schmunzelnd.

25.03.2023

05ER.tv war vor Ort

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