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Profis 20.09.2023 - 12:10 Uhr

Widmer: Vertrauen in die Mannschaft & "Euphorie" vor dem Comeback

Unmittelbar vor seinem anstehenden Wiedereinstieg ins Teamtraining blickt der 05-Kapitän zurück auf die vergangenen Monate & äußert sich zum Fehlstart in die Liga

Nach Monaten als Einzelkämpfer kann der Schweizer seine Rückkehr kaum erwarten.

Am Rande des Trainingsplatzes, auf dem die Mannschaftskameraden soeben die Trainingswoche einläuteten, drehte Silvan Widmer am Dienstagvormittag seine Runden und absolvierte individuelle Übungen. Die Reha-Maßnahmen gefolgt von einem Wiederaufbauprogramm im Anschluss an eine Fuß-OP im Mai befinden sich in den letzten Zügen, der Schweizer schuftet für sein Comeback und kann es kaum erwarten, wieder voll mitzumischen. Seine Beobachtungen dürften die Lust nur gesteigert haben, hat er doch die sich bietende Gelegenheit genutzt, genau hinzusehen beim ersten Training der Woche: "Da war richtig Power drin, die Jungs wollen alle", schildert der etatmäßige Kapitän seine Wahrnehmung von außen. "Der Spirit stimmt zu 100 Prozent und jeder hat Bock, das Ruder rumzureißen", blickt der Schweizer trotz des Bundesliga-Fehlstarts optimistisch nach vorne.

Einen Großteil seines Sommerurlaubs hatte Widmer geopfert, um schnellstmöglich zurück zu sein auf dem Platz, endlich wieder mittendrin im Geschehen, statt, nun doch deutlich länger als geplant, nur dabei. Ursprünglich war ein Wiedereinstieg im Laufe der Sommervorbereitung anvisiert worden. Ein Plan, der letztendlich nicht zu halten war, wie sich herausstellte, nachdem der 30-Jährige von Fersen- und Achillessehnenproblemen geplagt gewesen war. Eine "völlig neue Erfahrung" seien die letzten Monate gewesen, berichtet der 05-Profi. "Ich war noch nie so lange raus. Es gab schwierige Tage und Ungewissheit, ich habe viel Schweiß und Arbeit investiert, um so schnell wie möglich wieder da zu sein. Es läuft nicht immer alles perfekt. Aber ich konnte immer auf die Jungs aus dem Reha- und Athletikteam hier zählen und werde ihnen sicherlich einen ausgeben, wenn ich mein erstes Spiel gemacht habe", verspricht Widmer und gibt sich zuversichtlich, dass "ich kurz davor stehe, wieder ins Mannschaftstraining einzusteigen". Schnellstmöglich "anpacken und die Jungs unterstützen", so lautet das Ziel, nachdem er dies zuletzt zwar so gut es ging, aber eben nicht auf dem Platz tun konnte. Eine schmerzhafte Erfahrung, die ihn umso mehr motiviere, für sein Comeback zu schuften.

"Es gab schwierige Tage und Ungewissheit, ich habe viel Schweiß und Arbeit investiert"

Spaß bei der Arbeit & Vorfreude aufs Comeback

Kleine Details mit großer Wirkung

"Es tut unheimlich weh, tatenlos zuzusehen. Mir tut auch weh, zu sehen, wie die Jungs leiden, wie jeder versucht, es besser zu machen, unter dem Strich im Moment aber sehr wenig klappt." Erklärungen für den Saisonstart mit nur einem Zähler aus vier Begegnungen zu finden, fällt Widmer schwer, wenngleich er Erklärungsansätze findet: "Es fehlt in Teilen das Selbstverständnis der Vergangenheit, das komplette Vertrauen in den Nebenmann. Wir machen zu viele kleine Fehler, dazu gehören beispielsweise unsaubere Pässe gefolgt von zu vielen Kontakten bei der Ballannahme, die unser Spiel verlangsamen. Es sind kleine Details mit großer Wirkung. Aber auch kleine Fehler haben Einfluss auf die Psyche, dennoch müssen wir mutig bleiben und uns über defensive Stabilität das Zutrauen in unsere offensive Qualität zurückholen." Und dennoch: Persönlich empfindet Widmer ungeachtet der jüngsten Negativerlebnisse eine Riesenvorfreude beim Gedanken, wieder aktiv mitwirken und Einfluss nehmen zu können. Allen voran mit Beginn der Bundesliga-Saison habe es in ihm angefangen zu kribbeln, nun könne er es nicht mehr erwarten. "Es ist nach so lange Zeit schon eine große Euphorie, die ich beim Gedanken empfinde, wieder ein richtiger Teil der Mannschaft zu sein."

Einer Mannschaft, von der der Kapitän überzeugt ist, aber auch Voraussetzungen nennt, um wieder in die Spur zu finden: "Wichtig ist, dass wir intern - wie immer - klar ansprechen, was nicht läuft, wie wir es uns wünschen. Das Selbstvertrauen leidet in Phasen wie dieser, aber man darf nicht alles hinterfragen. Ich habe in meiner Karriere gelernt, dass das auch gefährlich sein kann. Wir haben oft genug gezeigt, was in uns steckt und ich bin zu 100 Prozent davon überzeugt, dass wir das auch wieder abrufen werden." Helfen könne aus Widmers Sicht, nach fast fünf Monaten ohne Bundesliga-Sieg, sich "vor Augen zu führen, wie gut es sich anfühlt, gemeinsam zu gewinnen und mit den Fans zu feiern". Welche Voraussetzungen nötig sind, um als Mainz 05 mit einem guten Gefühl aus dem Spiel zu gehen. Keine Ergebnis, aber eine Leistungsgarantie hatte Cheftrainer Bo Svensson einmal als sein Credo ausgegeben. Genau darum gehe es, bestätigt auch Widmer: "Auch in einer guten Phase gewinnen wir nicht jedes Spiel. Aber wenn der Schiedsrichter abpfeift, müssen wir mit einem positiven Gefühl vom Platz gehen. Man kann Glück oder Pech haben, es kann für oder gegen uns laufen oder auch mal gegen eine übermächtige Mannschaft nicht reichen. Wichtig ist, als Mannschaft und individuell an unsere Leistungsgrenze zu kommen und alles rauszuhauen."

Zuversichtlich nach Augsburg

Im Optimalfall schon in Augsburg, wo die 05ER am Samstagnachmittag (15.30 Uhr) bei einem Gegner gefordert sind, der bislang gleichfalls hinter den Erwartungen zurückgeblieben ist. "Dort müssen wir als Mannschaft auftreten, an uns glauben, die richtige Körpersprache an den Tag legen und zeigen, dass wir besser sind als der Gegner", so Widmer, der ein umkämpftes Duell erwartet. "Wir müssen von Anfang an die 50:50-Bälle- und Duelle kompromisslos angehen, zeigen, dass wir etwas vorhaben. Es ist vielleicht genau das Spiel, das wir jetzt brauchen, um es uns und auch den anderen zu beweisen. Es wird kämpferisch, beide Mannschaften werden sich nichts schenken." Selbst wird der Kapitän am Wochenende allerdings nicht vor Ort sein, um sein Programm in heimischen Gefilden abzuarbeiten, verspricht aber eines: "Bis zur Abfahrt des Busses gebe ich alles." Schließlich stehe das eine oder andere Feedback-Gespräch mit den Teamkollegen, mit denen er alsbald wieder auf dem Platz stehen möchte, noch aus.