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Profis 04.08.2022 - 08:45 Uhr

Schröter: "Als das 2:6 fiel hatte ich Ganzkörper-Gänsehaut"

Der Zeichner des legendären Comics aus der Bochumer Stadionzeitung vom Auswärtsspiel im April 2005 im Interview

(Quelle: Stadionzeitung VfL Bochum vom 29.04.2005 / Guido Schröter)

Vor dem Auswärtsspiel des 1. FSV Mainz 05 am 31. Spieltag der Saison 2004/05 beim VfL Bochum zeichnete Guido Schröter einen im Nachgang viel besprochenen Comic für die Bochumer Stadionzeitung. Die Bildgeschichte endete damit, dass Peter Neururer, der damalige Bochumer Trainer, im fiktiven Gespräch mit Jürgen Klopp erklärt: "Alle sechs Jahre schießen wir mal sechs Tore, das wird heute der Fall sein." Auf der Anzeigetafel im Comic war ein 6:2 für den VfL abgebildet. Das Spiel gewannen aber die Mainzer letztlich mit 6:2 und machten den Klassenerhalt in ihrer ersten Bundesliga-Saison klar, der Comic wurde in Fankreisen zur Legende.

Bevor die Rheinhessen am Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm) erneut beim VfL Bochum gastieren, erklärte Schröter in einem Interview, wie es zu dem Comic kam und was ihm nach dem 2:6 aus Bochumer Sicht durch den Kopf ging.

Hallo Herr Schröter, schon 2005 haben sie Comics für Stadionzeitungen gezeichnet. Wissen Sie, wie viele Comics es insgesamt seitdem zum Thema Fußball geworden sind?

"Das kann ich nicht genau sagen. Tausende wahrscheinlich. Heutzutage zeichne ich noch immer für die Süddeutsche Zeitung und habe dort seit 2004 eine Rubrik."

Wie kam die Verbindung zum VfL Bochum zustande?

"Angefangen habe ich mit meiner Fußballleidenschaft beim FC St. Pauli, weil ich dort seit 30 Jahren im Stadion stehe. Dort war ich dann hin und wieder in diversen Fanzines oder Stadionzeitungen mit meinen Comics vertreten. Das war mein Einstieg in die gesamte Bundesliga. Wenig später hatte ich dann Comics in mehreren Stadionzeitschriften der Bundesliga-Klubs, unter anderem beim VfL Bochum."

Sie sind wahrscheinlich schon häufiger auf ihren Comic über jenes Spiel angesprochen worden, das etwas anders ausging, als es im Comic stand. Können Sie sich noch daran erinnern, wie ihre Geschichte zum Spiel des VfL gegen Mainz 05 zustande kam?

"Es ging damals damit los, dass vermehrt über Statistiken gesprochen wurde. Es war allerdings noch nicht so ausgefeilt wie heute, und daher zum Teil etwas absurd, weil einfach nur gezählt wurde. Das habe ich dann in den Comic eingebunden, in dem Klopp, als junger, moderner Trainer komplexere Statistiken verwendet, während sich Neururer, als erfahrener Trainer, auf simple Statistiken beruft und das Ganze auf das Toreschießen reduziert."

Wie war Ihre persönliche Reaktion, als sie das Ergebnis des Spiels erfahren haben?

"Ich weiß noch, dass ich das Spiel damals ausnahmsweise nicht live mitbekommen habe, weil wir nachmittags mit mehreren Leuten zusammensaßen. Abends haben wir dann aber die Sportschau geguckt. Als die Torfolge kam versank ich immer mehr im Fernsehsessel und als das 2:6 fiel hatte ich Ganzkörper-Gänsehaut und dachte: ‚Das kann doch nicht wahr sein.‘ Ich fand es fast noch besser, als wenn das Spiel 6:2 für Bochum ausgegangen wäre. "

Der legendäre Comic von Guido Schröter

(Quelle: Stadionzeitung VfL Bochum vom 29.04.2005 / Guido Schröter)

Eine Verbindung zu Mainz 05, Reaktionen auf den Comic & ein Tipp für Samstag

Zumal es für den FSV damals ein wichtiger Sieg war, mit dem wir in der ersten Bundesliga-Saison den Klassenerhalt gesichert haben.

"Das hatte ich gar nicht mehr im Kopf, dass es damals ein entscheidendes Spiel war. Ich habe immer Sympathien für Mainz 05 gehabt, deshalb habe ich mich damals auch ein bisschen über das Ergebnis gefreut. Eine andere witzige Geschichte ist, dass der junge Nicolai Müller (von 2011 bis 2014 beim FSV, d. Red.) zu dieser Zeit häufiger auf das Garagentor meiner Schwieger-Oma Fußball gespielt hat. So habe ich noch eine weitere Verbindung zu Mainz. Die Tante meiner Frau ist gut mit der Mutter von Nicolai Müller befreundet. Sie kommen aus dem Nachbarort und wohnten nah bei meiner Schwieger-Oma. Deshalb musste das Garagentor damals herhalten."

Haben Sie Ihren Bekannten, mit denen Sie zusammensaßen, dann direkt erzählt, was sie gezeichnet hatten?

"Ich habe es, während die Zusammenfassung lief, erzählt, als ich gemerkt habe, dass viele Tore fallen. Zuerst dachte ich ja noch, es könnte richtig herum ausgehen."

Heutzutage würde so eine Geschichte über die Sozialen Medien "viral gehen". Wie waren die Reaktionen von außerhalb damals?

"Der VfL Bochum hat sich dazu nicht geäußert. Es kann auch sein, dass sie mich am Ende der Saison rausgeschmissen hätten (lacht). Ich habe aber ohnehin nicht mehr viel für Stadionzeitungen geschrieben, als ich anfing für die Süddeutsche Zeitung zu arbeiten. Fans haben sich damals auch nicht bei mir gemeldet, ohne die Sozialen Medien, war das aber auch nicht so einfach. Meine Adresse habe ich auch nicht öffentlich gemacht, entsprechend kam auch keine Post. Aber seit es die Sozialen Medien gibt, kommt immer mal was, besonders, wenn wieder ein Spiel zwischen beiden Mannschaften ansteht. Es ist der Comic, der mit Abstand am meisten Resonanz hervorruft."

Freut es Sie, dass sie immer wieder auf diesen Comic angesprochen werden, auch wenn er mittlerweile schon über 17 Jahre alt ist?

"Natürlich. Ich bin bei meinen Comics immer mit dem Herzen bei der Sache und ich freue mich, wenn ich viele Menschen damit erreichen und erheitern kann."

Was ist Ihr Tipp für das Spiel am Samstag in Bochum?

"Ich könnte mir vorstellen, dass Mainz 6:2 gewinnt (lacht). Nein, so etwas wiederholt sich nicht!"