Profis 22.10.2012 - 11:05 Uhr
Punkt gewonnen oder zwei verloren?
Eine Frage, die man sich nach dem Ausgleichstreffer kurz vor Abpfiff durchaus stellen kann
Wenn man den Ausgleich drei Minuten vor dem Schlusspfiff kassiert, dann liegt natürlich eine gehörige Portion Enttäuschung nah. Trainer Thomas Tuchel war ebenfalls hin- und hergerissen. „Nach dem Spielverlauf ärgern wir uns schon, dass es nur ein Punkt geworden ist“, betonte der 05-Coach. „Aber grundsätzlich können wir mit einem Unentschieden in Leverkusen leben.“ Es ist schließlich keine Selbstverständlichkeit für Mainz 05, aus der BayArena einen Punkt mitzunehmen. Schon gar nicht nach einer ersten Halbzeit wie am vergangenen Samstag. Die Gastgeber hatten das Heft in der Hand und wurden immer gefährlich. Leverkusens Trainer Sascha Lewandowski lag mit seiner Einschätzung „wir haben eine gute bis sehr gute erste Halbzeit gespielt, waren von Anfang an hellwach und druckvoll und mit unserer Spielanlage immer wieder gefährlich“ nicht wirklich daneben.
05-Keeper Christian Wetklo konnte wahrlich nicht über Langeweile klagen, er hatte allerhand zu tun. Er parierte einen Kopfball von Michael Kadlec (10.), hielt einen Freistoß von André Schürrle (21.), klärte vor dem heraneilenden Karim Bellarabi (22.), vereitelte eine Großchance von Stefan Kießling (27.) und musste sich erst kurz vor dem Halbzeitpfiff geschlagen geben. Den Kopfball des freistehenden Kießling bekam „Wetti“ erst hinter der Torlinie zu fassen.
Unsere Nullfünfer setzten in der ersten Spielhälfte nur vereinzelt Ausrufezeichen in der Offensive. Zweimal zielte der Österreicher Andreas Ivanschitz knapp über das Tor von Bernd Leno. Tuchel monierte vor allem die „fehlende Sicherheit im Kombinationsspiel“. Nach der Pause zeigten beide Mannschaften eine Partie unter umgekehrten Vorzeichen. Unseren Nullfünfern glückte ein Neustart. Die zweite Halbzeit war wenige Minuten alt, als Simon Rolfes einen Schuss von Ivanschitz noch am Pfosten vorbei lenkte. Das Zeichen für Spieler und Fans, dass dieses Spiel noch nicht entschieden war. Zdenek Pospech servierte Ádám Szalai schließlich den Ausgleich auf dem Silbertablett. Marcel Risse krönte sein viel umjubeltes Comeback mit dem Führungstreffer, ausgerechnet in der 76. Minute in der BayArena von Leverkusen. Genau in dieser Spielminute hatte Risse einst – am 7. Mai 2008 – sein Bundesliga-Debüt im Trikot der Werkself gefeiert. Keine Überraschung, dass sich der Joker unheimlich über seinen Treffer freute. „Nach der langen Pause eingewechselt zu werden und dann auch noch in Leverkusen ein Tor zu schießen, ist ein tolles Gefühl“, so Risse, der am 3. Spieltag letztmals in der Liga im Einsatz gewesen war.
Die Freude wäre sicher noch um Einiges größer gewesen, wäre sein Treffer zugleich der letzte der Partie gewesen. Doch das Drehbuch hatte für den Spielausgang noch eine bittere Wendung parat. Das vorentscheidende 3:1 schon auf dem Fuß, schoss Ivanschitz doch knapp am Tor der Gastgeber vorbei. Auf der Gegenseite fiel dann der Ausgleich, „der zu diesem Zeitpunkt nicht in der Luft lag“ (Tuchel).