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Profis 07.07.2022 - 10:05 Uhr

Okazaki: "Ohne die Zeit in Mainz hätte ich das nie geschafft"

Der ehemalige 05-Stürmer und Publikumsliebling war zu Gast in Mainz. Im Interview schwärmt er von seiner Zeit beim FSV, spricht über den Grund seines Besuchs und Zukunftspläne

27 Mal jubelte Shinji Okazaki in seinen zwei Jahren bei Mainz 05 über einen eigenen Treffer.

Gut gelaunt und wenige Stunden vor seinem Weiterflug nach Spanien erscheint Shinji Okazaki an diesem Mittwochmorgen zum Interview im Mediencontainer auf dem WOLFGANG FRANK CAMPUS. Der ehemalige Torjäger von Mainz 05 ist für einen kurzen Besuch zurück in seiner alten Heimat, in der der Japaner von 2013 bis 2015 für den FSV insgesamt 27 Tore in der Bundesliga erzielte und zum Publikumsliebling aufstieg. "Ich wollte in den letzten Tagen alte Freunde treffen, mir alles anschauen. Mein Ziel ist es, eine Verbindung zwischen Mainz und meiner japanischen Heimat herzustellen", so der mittlerweile 36-Jährige.

In seiner Zeit als 05ER schlug Okazaki Wurzeln, durch die er immer noch enge Beziehungen zu Stadt und Verein hat. Er gründete damals den FC Basara Mainz, dessen Trainer Takahashi Yamashita ihn seitdem als Übersetzer und Freund begleitet. Nicht nur bei Sportvorstand Christian Heidel und dem FSV, auch beim 05-Kooperationspartner TSV SCHOTT Mainz und dem FC Basara schaute Okazaki vorbei. Im Interview erzählt er davon, aber auch von einer besonderen Zeit als Spieler in Mainz, seinem besten Trainer sowie kurz- und langfristigen Zukunftsplänen.

Hallo Shinji, du warst in den letzten Tagen in Mainz zu Gast, unter anderem bei Mainz 05, dem TSV SCHOTT und dem FC Basara. Was genau war der Grund für deinen Besuch?

Okazaki: "Als ich noch hier gespielt habe, habe ich zusammen mit Freunden den FC Basara Mainz gegründet. Das ist ein Grund, warum noch immer enge Beziehungen zur Stadt und dem Verein Mainz 05, beispielsweise zu Christian Heidel, bestehen. Ich wollte in den letzten Tagen alte Freunde treffen, mir alles anschauen. Mein Ziel ist, eine Verbindung zwischen Mainz und meiner japanischen Heimat herzustellen."

Wie soll diese Verbindung aussehen?

"Durch die sozialen Medien wusste ich bereits von der Kooperation der 05ER mit dem TSV SCHOTT im Nachwuchs- und Frauenbereich. Ich hatte schon immer Interesse daran, zu sehen, wie ein professionell geführter Amateurverein wie Schott funktioniert. Deswegen gab es einen Austausch. Vielleicht gibt es die Möglichkeit, ein gemeinsames Projekt, beispielsweise im Nachwuchsbereich mit japanischen Spielern, zu starten." 

Zuletzt hast du beim FC Cartagena in der zweiten spanischen Liga gespielt. Wie geht es für dich jetzt weiter?

"Ich fliege heute nach Barcelona zurück. Mein Ziel ist es, weiter in Spanien zu spielen, dafür bin ich auf der Suche nach einem Verein. Ich bin noch heiß."

Wie war es, nochmal mit Pablo de Blasis zusammen in einer Mannschaft aufzulaufen?

"Pablo war einer der Leistungsträger und Führungsspieler in Cartagena. Dort konnte er sich, anders als in Mainz, auch in seiner Muttersprache Spanisch verständigen. Er hat Kommandos gegeben und die Mannschaft immer gepusht, ich habe ihn immer gerne als Mitspieler bei mir gehabt."

Du bist mittlerweile 36 Jahre alt. Ist die kommende WM, bei der Japan mit Deutschland in einer Gruppe spielt, ein Ziel von dir?

"Ja, für die WM nominiert zu werden und zu spielen, ist ein Ziel und Traum von mir. Als ich die Auslosung der Gruppen gesehen habe, habe ich mich direkt an meine Zeit in Deutschland erinnert und daran gedacht, nochmal gegen die deutsche Nationalmannschaft zu spielen."

2013 wechselte Okazaki vom VfB Stuttgart nach Mainz.

Du hattest eine gute Zeit in Mainz, auch die Beziehung zum Verein und den Fans war besonders. Was denkst du, warum freuen sich die Leute immer noch so sehr, wenn sie etwas von dir hören oder sehen?

"Als ich nach Deutschland kam und beim VfB Stuttgart gespielt habe, war das Umfeld neu und ich hatte zunächst ein paar Probleme mit meiner Entwicklung als Fußballer. Als ich zu Mainz 05 gewechselt bin, habe ich direkt die familiäre Atmosphäre im Klub gespürt und konnte meine Leistung bringen. Diese zwei Jahre in Mainz waren intensiv und wertvoll. Ich habe nur gute Erinnerungen daran. Klar, danach habe ich bei Leicester City in der Premier League und auch in der ersten spanischen Liga gespielt. Aber ohne die Zeit in Mainz hätte ich das nie geschafft. Alles hat mir gefallen, auch die Atmosphäre der Fans im Stadion.“

Thomas Tuchel war damals dein Trainer. Welchen Anteil hatte er an deiner positiven Entwicklung?

"Einen sehr großen Anteil. Der Fußball entwickelt sich zwar immer weiter. Aber schon damals waren seine Trainingsmethoden und die taktischen Ideen innovativ und modern. Er war der beste Trainer für mich. Ich habe seine Karriere auch bei Paris St. Germain und Chelsea weiterverfolgt."

Du hast in Mainz 27 Tore in zwei Jahren erzielt, warst lange Rekordtorschütze. Bist du zufrieden damit oder hätten es noch mehr sein können?

"Rückblickend wäre ich vielleicht besser in Mainz geblieben. Natürlich wollte ich in verschiedenen Ländern spielen, nicht nur in Deutschland. Das war auch gut so und ich habe einiges gelernt. Bei Mainz 05 konnte ich aber immer frei aufspielen auf der Position als Stürmer. Wäre ich geblieben, hätte ich noch mehr Tore machen können, das geht mir manchmal durch den Kopf."

Dann wärst du nicht Meister in England geworden

"Das stimmt. Der Wechsel war auch kein Fehler. In Mainz konnte ich immer als Stürmer spielen, was mir am meisten liegt, und hatte Freiheiten. Das war schon etwas Besonderes."

Eine besondere Erinnerung: Okazakis 3:2-Siegtreffer in letzter Minute im Dezember 2013 beim Hamburger SV (Foto: IMAGO / Sven Simon).

Bist du zufrieden mit dem bisherigen Verlauf deiner Karriere in Europa?

"Unter dem Strich, ja. Denn ich konnte in unterschiedlichen Ländern Erfahrungen sammeln. Wenn es klappt, möchte ich noch ein paar Jahre in Europa spielen."

Auf welchem Level siehst du dich und wo würdest du gerne spielen?

"Vorletzte Saison habe ich noch in der Primera División gespielt und konnte gut mithalten. In Spanien oder Italien gibt es oft Torjäger, die schon etwas älter sind. Daher glaube ich, dass es für mich möglich ist, dort noch viele Tore zu machen. Der Antritt und die Geschwindigkeit sind da. Was das Toreschießen angeht, will ich will weiter lernen und an mir arbeiten."

Dennoch ist das Karriereende nicht mehr allzu weit entfernt. Wo siehst du deinen Lebensmittelpunkt nach der Laufbahn und wie sieht dein beruflicher Plan aus?

"Mein klares Ziel ist es, in Japan als Trainer zu arbeiten und irgendwann mal die Nationalmannschaft zu betreuen. Ich möchte aber auch das Projekt mit Basara weiter vorantreiben und den Nachwuchs fördern. In meiner Heimat habe ich einen Nachwuchsverein gegründet, der ebenfalls Basara heißt. Ich kann meine Erfahrungen an junge Spieler weitergeben und Ansprechpartner sein. Momentan noch als Spieler, später als Trainer."

Abschließend, gibt es einen besonderen Moment oder ein Tor aus deiner Mainzer Zeit, an das du dich noch erinnerst?

"Im Dezember 2013, im Auswärtsspiel beim Hamburger SV, habe ich in der 90. Minute den Siegtreffer erzielt, durch den wir 3:2 gewonnen haben. Den Ball habe ich mit dem Kopf angenommen und dann geschossen. Das war einer der ganz besonders emotionalen Momente, an den ich mich noch erinnere."

Danke Shinji & bis bald!

Wiedersehen am Bruchweg: 05-Sportvorstand Christian Heidel mit Okazaki.