Neue Qualität und Optionen im Angriff

Dem Cheftrainer wäre es lieber gewesen, wenn seine Mannschaft früher die Spannung rausgenommen hätte aus dieser Pokal-Partie, doch im Prinzip entledigte sich der 1. FSV Mainz 05 recht souverän und ohne nennenswerte Probleme, der in der Vergangenheit oft als sehr knifflig erlebten Aufgabe in der ersten Runde des DFB-Pokals, eine Woche vor dem Start in die neue Bundesliga-Saison. Das Team von Bo Svensson gewann durch die Tore von Dominik Kohr, Delano Burgzorg und Marcus Ingvartsen mit 3:0 vor 8.446 Zuschauern (darunter gut 500 mitgereiste 05-Fans) beim Zweitliga-Absteiger FC Erzgebirge Aue und gab sich, im Gegensatz zu manch anderem Erstligisten, keine Blöße im Duell mit einem unterklassigen Gegner.

"Ich denke, das war ein hochverdienter Sieg. Wir haben dem Spiel von Anfang an unseren Stempel aufgedrückt. Offensiv haben wir gesehen, wie viel Qualität wir haben und uns sehr viele Torchancen herausgespielt, die Verwertung dieser Chancen muss allerdings besser werden. Das ganze Spiel hat sich gut angefühlt. Das Wichtigste war es heute, eine Runde weiterzukommen und ich denke, dass wir jetzt gut auf den Ligastart vorbereitet sind", erklärte Sportdirektor Martin Schmidt nach der gelungenen Vorstellung beim Drittligisten.

Bo Svensson sah es ähnlich: "Wir sind froh und glücklich, dass wir eine Runde weiter sind", sagte der Coach in der Pressekonferenz und betonte, dass er insgesamt ein ordentliches Spiel seiner Mannschaft gesehen habe. Vor allem mit dem Ball. "Wir haben uns sehr viele Torchancen herausgespielt, eigentlich direkt von Anfang an. Ich glaube, dass wir auch früher ein paar Tore hätten schießen müssen, um es nicht so spannend zu machen. Insgesamt war es in der zweiten Halbzeit von der Kontrolle her nochmal einen Tick besser", so der 42-Jährige. Im Prinzip war der 05-Trainer nur mit einem Aspekt des Defensivverhaltens seiner Mannschaft nicht einverstanden: "Die Kontersicherung in der ersten Halbzeit hat mir nicht gefallen", kritisierte der Coach.

Den alten Jae-sung wiederbekommen

Vielleicht hätte Svensson die Kontersicherung im Nachgang gar nicht mehr angesprochen, wenn sein Team die erarbeiteten Chancen konsequenter genutzt, und nicht erst in der 41. Minute den Führungstreffer erzielt hätte. Die Auer stemmten sich zwar engagiert und kämpferisch gegen die spielerisch überlegenen Gäste, kamen jedoch selten zu gefährlichen Abschlüssen. Dagegen gingen Karim Onisiwo, Jonathan Burkardt oder Silvan Widmer doch recht leichtfertig mit ihren Großchancen um, ehe Kohr nach Onisiwo-Vorarbeit frei zum Abschluss kam und zum 1:0 vollstreckte. In der sich zunehmend einseitig gestaltenden zweiten Halbzeit, gelang es dem Drittligisten nur noch in der Anfangsphase, sich zu befreien, ohne dabei jedoch dem Ausgleich nahezukommen. Burgzorg erhöhte als erster Joker nach einem Onisiwo-Zuspiel mühelos auf 2:0 für die Gäste. Den Schlusspunkt setzte der zweite Joker Marcus Ingvartsen. Er verwandelte einen von Aues Stefan Nkansah verschuldeten Handelfmeter sicher zum 3:0-Endstand.

Zufrieden waren die 05-Verantwortlichen nach diesem ersten Pflichtspiel auch mit dem Comeback von Jae-sung Lee in einer neuen, für ihn ungewohnten Rolle. Svensson schickte den Koreaner als zweiten Sechser neben Kohr auf das Feld. "Ich habe immer betont, dass Jae-sung ein wichtiger Spieler ist. Er war lange weg, hatte zwei Knie-Verletzungen. Heute hat er es gut gemacht. Wir haben schon die letzten zehn Tage eine Verbesserung in seinem Spiel gesehen und dass wir den alten Jae-sung wiederbekommen. Die Idee war es, noch einen Spieler auf der Sechs zu haben, der uns mit dem Ball mehr Kreativität gibt. Das hat er gut umgesetzt, auch wenn die Position neu für ihn war", analysierte der Trainer. "Es hat sich bestätigt, dass es eine Option für die kommenden Spiele sein könnte." Dazu setzt sich fort, was sich bereits in der Vorbereitung angedeutet hat: Mainz 05 hat seine Auswahlmöglichkeiten im Angriff gegenüber der vergangenen Saison sichtlich erhöht. 

Optionen in der Offensive entscheiden das Spiel

"Ich finde, dass es sehr deutlich wird, dass wir mehr Optionen haben, wenn wir sehen, was wir von der Bank bringen können", erklärte Svensson. "Wir bringen Ingvartsen, Angelo Fulgini und Burgzorg und haben auch mit Aymen Bakok einen Spieler, der nach vorne spielen kann. Dazu kommt noch Marlon Mustapha. Es ist schon genauso, wie wir es haben wollen. Durch unsere Einwechslungen können wir das Spiel verändern. Und genau das, haben Angelo, Delano und Marcus gemacht. Sie haben nochmal viel Energie und ihre Qualitäten eingebracht und das Spiel entschieden."

In der abgelaufenen Spielzeit fehlte dem 05-Trainer häufig solche Optionen, hinter der gesetzten Angriffsreihe mit Burkardt und Onisiwo. "Die Stürmer, die von der Bank kamen, haben genau dort eingehakt, wo die anderen aufgehört hatten, und die Chancen dann genutzt. Burgzorg war durch seine Läufe in die Schnittstellen fast nicht zu verteidigen und hat viele Chancen kreiert. Auch Ingvartsen und Fulgini haben gut in das Spiel gefunden. Wir sind in der Offensive sicherlich variabler geworden und breiter aufgestellt", war auch Sportdirektor Schmidt mit dem Pokalauftritt zufrieden.

"Natürlich hätten wir den Sack heute, mit unseren zahlreichen Chancen, früher zumachen können. In der Liga werden wir nicht so viele Möglichkeiten bekommen, da müssen wir die Tore dann früher machen", sah Silvan Widmer noch Verbesserungspotential. "Defensiv waren wir, bis auf kleinere Ausnahmen, sehr souverän und insgesamt klar die bessere Mannschaft. Deswegen können wir zufrieden nach Hause reisen, legen den Fokus aber natürlich direkt auf das Spiel in Bochum", betonte der neue 05-Kapitän.

Bundesliga-Auftakt in Bochum

Am kommenden Samstag, 6. August (15:30 Uhr, live auf SKY und 05ER.fm) beginnt für die Mainzer dann die neue Bundesliga-Spielzeit mit der Partie beim VfL Bochum (Tickets im Online-Shop erhältlich).