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Profis 08.04.2024 - 14:00 Uhr

Ein Motto, das Mainz spürt

Nach Fußballfest gegen Darmstadt: FSV verbessert Situation im Kampf um den Klassenerhalt weiter, hält aber am eigenen Ansatz fest - Schmidt: "...spüren, dass die ganze Stadt mitkämpft"

Die nächste HUMBA: Jae-sung Lee wirbelte die Darmstädter Abwehr am Samstag kräftig durcheinander & belohnte sich in der Schlussphase mit seinen Bundesliga-Treffern 14 & 15.

Jae-sung Lee, der Doppeltorschütze und Torvorbereiter, dirigierte oben auf dem Zaun die HUMBA und den Jubel auf den Tribünen der MEWA ARENA, die Feierlichkeiten nach diesem extrem stimmungsvollen Auftritt vor einer von der ersten Minute an elektrisierenden Kulisse, die das Team des 1. FSV Mainz 05 zu diesem auch in der Höhe verdienten und wichtigen 4:0-Erfolg über den SV Darmstadt 98 getragen hatte.  Ein Sieg, der die Verhältnisse im Abstiegskampf an diesem 28. Spieltag der Bundesliga noch einmal verändert hat. Die Gäste müssen sich nach dieser Niederlage endgültig mit dem Gedanken vertraut machen, in der nächsten Saison in der Zweiten Liga zu spielen, während die Gastgeber durch den vierten Saisonsieg zusätzlichen Auftrieb gewinnen im Saisonfinale und weiter auf einen erfolgreichen Ausgang des Rennens um den Klassenverbleib hoffen dürfen.

Kein Wunder also, dass die Stimmung nach dieser Partie von einer gewissen Euphorie geprägt war. "4:0, so malt man sich das in seinen Träumen aus, aber wie man gesehen hat, ist es in der Realität viel schwieriger. Deshalb sind wir froh, dass unsere Herangehensweise aufgegangen ist, dass wir die Tore zum richtigen Zeitpunkt machen konnten und einen sehr wichtigen Sieg im Abstiegskampf eingefahren haben. Und dass wir spüren, dass die ganze Stadt mitkämpft, hinter uns steht, dass wir eine Einheit sind. 'Niemals aufgeben‘, dieses Motto spürt man in Mainz, und es spürt auch der Gegner, der hierherkommt“, sagte Martin Schmidt nach dem Abpfiff.

NIEMALS AUFGEBEN

Nicht so entspannt wie das Ergebnis signalisiert

Der deutliche Erfolg, mit dem das Liga-Schlusslicht am Ende noch gut bedient war, mag sich nach einer ziemlich einseitigen Angelegenheit anhören, die 90 Minuten in der Arena waren jedoch lange Zeit vom Kampf und der Situation geprägt. "Es war nicht so entspannt, wie es aussieht, es war ein sehr harter Kampf“, erklärte der Sportdirektor des FSV. "Ein Riesenkompliment an die ganze Mannschaft, wie sie diesem Druck standgehalten hat und am Ende dieses Ergebnis ziehen konnte.  In Spielen, auf denen ein so hoher Druckpegel drauf ist, kann man nicht erwarten, dass man dann noch die Sterne vom Himmel spielt.“ Dass es in der starken zweiten Hälfte für die Rheinhessen trotzdem eine klare Angelegenheit wurde, lag daran, dass die Mannschaft von Bo Henriksen mit großem Aufwand und bedingungslosem Kampf die Partie in die gewünschte Richtung steuerte, sich von der Unterstützung des Publikums mitziehen ließ und durch die zwei Treffer von Lee, durch die Tore von Andreas Hanche-Olsen und Brajan Gruda seine Möglichkeiten im Tabellenkeller weiter verbesserte. Die Zuschauer im Stadion bejubelten am Ende deshalb auch lautstark den Sieg des 1. FC Köln im anderen Abstiegskampf-Duell gegen den VfL Bochum, der dadurch nun nur noch drei Punkte vor den Rheinhessen steht und zudem das schlechtere Torverhältnis aufweist.

"Wir haben ein Spiel gewonnen, ein sehr wichtiges, aber es kommen weitere wichtige Aufgaben. Wir sollten nicht auf die Resultate der anderen gucken, unsere Spiele spielen und unsere Punkte holen. Wir wollen Druck ausüben, damit vor uns der eine oder andere nervös wird. Doch wir müssen unsere Punkte selbst holen, dann ist es egal, was die anderen machen.  Die jetzige Konstellation spricht dafür, dass die Spannung bleibt. Wir wissen genau, dass wir noch nichts gewonnen haben, aber der Abstand nach vorne ist kleiner geworden “, betonte der Sportdirektor.  "Für uns ein sehr enttäuschender Tag“, sagte Lieberknecht. Der Darmstädter Coach, einst der erste U21-Nationalspieler des FSV, betonte: "Für Mainz 05 ist es der Tag, den sie gebraucht haben auf ihrer Reise, um in der Liga zu bleiben.“

Die Pressekonferenz mit Bo Henriksen & Torsten Lieberknecht

05ER.TV 06.04.2024

PK nach #M05SVD

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In den ersten fünf Spielminuten hätten die Gastgeber in Führung gehen und dadurch möglicherweise ihren Auftritt etwas leichter gestalten können, doch Lilien-Torhüter Marcel Schuhen verhinderte mit einer Großtat den Treffer des starken Johnny Burkardt gegen den Klub aus seiner Heimatstadt. "In der ersten Halbzeit hatten wir einige Probleme gegen ihr hohes Pressing und ihre Mann-gegen-Mann-Verteidigung über den ganzen Platz“, analysierte Bo Henriksen später. "Es gab viele zweite Bälle, wir mussten viel kämpfen, weil wir nicht die richtige Distanz fanden, in der Defensive zu weit auseinanderstanden. Wir waren dennoch etwas gefährlicher als der Gegner“, so der 05-Cheftrainer.  Das bestätigte dann Hanche-Olsen mit der 1:0-Führung, die den Mainzern den Weg ebnete. Nach einem Freistoß von Nadiem Amiri von links legte Lee im Zentrum den Ball vors Tor und der 05-Innenverteidiger grätschte die Kugel über die Linie.

"Nach der Pause haben wir dann etwas die Herangehensweise geändert, in der Art unseres Spielaufbaus, das hat uns das Momentum gegeben“, sagte Henriksen. Es war Johnny Burkardt, der sich den katastrophalen Rückpass von Bartol Franjic zu Schuhen nicht entgehen ließ. Der 05-Mittelstürmer ging dazwischen, lief nach links am Keeper vorbei, nahm dessen langes Bein nicht als Angebot an, sondern stoppte, drehte sich und bediente Gruda, der den Ball unter die Latte drosch. "Ich sehe, dass er, ohne zu schauen, zurückspielen will und kann dazwischengehen, weil er den Ball auch nicht optimal gespielt hat“, schilderte Burkardt die Szene, die das Spiel quasi zugunsten der 05ER entschied. "Mit dem 2:0 war unser Energielevel nach einer Stunde komplett aufgebraucht und der Stecker gezogen“, sagte Lieberknecht. Auf große Gegenwehr stießen die Mainzer in der Folge tatsächlich nicht mehr. Der eingewechselte Silvan Widmer bereitete mit einem Flügellauf Tor Nummer drei vor, diesmal beförderte Lee den Ball hoch in die lange Ecke. Und nach einem Einwurf Widmers hinter die Kette gelangte der Ball über Burkardt, Leandro Barreiro und Tom Krauß erneut zu Lee, der aus 16 Metern flach zum 4:0 abschloss und das Stadion in Ekstase versetzte. 

Henriksen: Sind auf der Jagd

"Es war eine wirklich gute Performance in der zweiten Hälfte. Das ist das, worauf es ankommt und worauf wir stolz sind. Ich bin stolz auf die Spieler, weil sie ständig schwierige Spiele bestreiten, und vor allem heute gegen einen Gegner, der alles versucht hat, um seine letzte Chance zu nutzen“, erklärte der 05-Trainer, den die durch den Kölner Sieg veränderte Situation im Abstiegskampf nicht groß scherte. "Wir kümmern uns nicht darum, was jemand anderes tut. Das spielt für uns keine Rolle. Das predige ich seit dem ersten Tag, den ich hier bin“, sagte der 49-Jährige. "Es geht nur um uns selbst. Es geht nur um unsere eigene Performance, es geht nur um unsere Leistung in jedem einzelnen Spiel.  Wir sind auf der Jagd und werden weiter jagen. So wird es sein und so muss es sein. Wir wollen attackieren, wir haben etwas zu gewinnen, nicht etwas zu verlieren, was wir verteidigen müssen. Wir müssen angreifen, wir wollen etwas erreichen und die Teams vor uns jagen - darum geht es. Es ist ein Kampf, und zwar an jedem Tag. Jedes Spiel ist für uns eine Art Finale. Für uns ist das Wichtigste, dass wir wissen, wir müssen es gut machen. Und wenn wir das tun, jedes Mal alles investieren, was in uns steckt, in jedem einzelnen Spiel, wenn wir so hart weiterarbeiten, dann haben wir eine Möglichkeit. Wenn wir das nicht tun, gehen wir runter. Wir schauen nach vorne auf diese ausstehenden sechs Begegnungen. Ich habe großes Vertrauen in diese Mannschaft und ihre Performance, deshalb fühle ich mich gut“, fügte der Däne leidenschaftlich hinzu. "Natürlich glauben wir dran, aber sinnvoll ist es zunächst, sich gut auf Hoffenheim vorzubereiten und dann hoffentlich einen weiteren Schritt zu gehen“, ergänzte Burkardt. Am Samstag (15.30 Uhr) haben die Mainzer in der MEWA ARENA die nächste Gelegenheit dazu, wenn die Kraichgauer in Rheinhessen gastieren.