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MEWA ARENA 03.05.2023 - 18:00 Uhr

Mainzer Südwest­meisterschaft jährt sich zum 50. Mal

Ehrung der 05-Meistermannschaft von 1973 rund um das Schalke-Spiel am Freitag

Jürgen Janz, Willi Löhr, Gerd Schmidt, Manfred Kipp und Peter Scherer (v. li. n. re.), Teil der Meistermannschaft von 1973, am Mittwoch im Bruchwegstadion.

"Unglaublich, wie die Zeit vergeht", sagt Willi Löhr, Kapitän der Meistermannschaft von 1973. "50 Jahre ist es jetzt her, dass wir mit Mainz 05 die Südwestmeisterschaft errangen und an der Tür zur Bundesliga klopften", erinnert sich der einstige Defensivakteur zurück. Am kommenden Wochenende werden 13 ehemalige 05-Spieler mit ihren Frauen aus ganz Deutschland und teilweise auch aus dem Ausland anlässlich des Jubiläums anreisen, um dieses gebührend zu feiern. Dafür lud der Verein die Meistermannschaft zum Heimspiel des FSV gegen den FC Schalke 04 am Freitagabend in die MEWA ARENA ein, wo die Akteure vor der Partie auf dem Rasen geehrt werden.

Zeit für Erinnerungen & Anekdoten

Die Reise nach Rheinhessen werden Paul Göppl aus Villingen, Wolfgang Kneib aus Bielefeld, Herbert Renner aus dem Schwäbischen Land, Jürgen Richter aus München, Gerald Girrbach, Jochen Dries aus der Schweiz und Torben Nielsen aus Linköping (Schweden) sowie Hennes Schneider antreten. Neben Löhr wohnen auch Jürgen Janz, Gerd Schmidt, Manfred Kipp und Peter Scherer ohnehin noch in der Region und sind bei den Jubiläums-Feierlichkeiten am kommenden Wochenende mit dabei.

Nach der Bundesligapartie am Freitagabend, die die Meister von 1973 im VIP-Bereich verfolgen werden, folgt am Samstag eine gemeinsame Schiffstour nach Bingen, bevor man den Abend beim gemütlichen Zusammensein in einem Mainzer Weinhaus ausklingen lassen möchte. Die Wiedersehensfreude sei riesig, es werde ein "großes Hallo" geben. "Dabei werden wieder einige Anekdoten zum Besten gegeben und alte Erinnerungen ausgetauscht", freut sich Löhr auf das Zusammentreffen mit seinen ehemaligen Teamkollegen. "Alle, die gesund sind und kommen können, sind da. Alle freuen sich darauf und über die Einladung des Vereins", so der ehemalige Spielführer der Meistermannschaft.

Später Ausgleich das Tor zur Meisterschaft & Aufstiegsrunde

So gibt es am Wochenende ein Wiedersehen mit einer Mannschaft, der unter Cheftrainer Bernd Hoss in der Saison 1972/73 nach einigen schwierigen Jahren für die 05ER ein historischer Erfolg gelang, auf den die FSV-Fans Jahrzehnte hatten waren müssen. Der 1. FSV Mainz 05 wurde Südwestmeister und qualifizierte sich somit für die Aufstiegsrunde zur Bundesliga. Die Entscheidung war erst am letzten Spieltag der Saison gefallen, als beim Aufeinandertreffen mit dem punktgleichen SV Röchling Völklingen ob der besseren Tordifferenz eine Punkteteilung für die Meisterschaft genügte. 

Vor 18.000 Zuschauern im Bruchwegstadion lagen die Gäste bis zur 84. Minute mit 1:0 vorn, ehe Scherer der umjubelte Ausgleich gelang: Der Südwestmeister 1972/73 hieß Mainz 05, woran nicht zuletzt das Angriffstrio Gerd Klier (19 Tore), Renner (18) und Kipp (17) seinen Anteil hatte. "Eine starke Truppe war das damals. Spielerisch und vor allen Dingen menschlich passte alles zusammen. Die Kameradschaft war stark ausgeprägt und ich hielt über die Jahre immer Kontakt zu den Jungs und organisierte zwischenzeitlich einige Treffen in Mainz“, berichtet Löhr. 

Nervenaufreibend wurde es für die 05ER dann nochmals in der nachfolgenden Bundesliga-Aufstiegsrunde, über welche man, ob der noch nicht existenten 2. Bundesliga, direkt aus der Regionalliga in die Bundesliga aufsteigen konnte. In einer Gruppe mit den anderen Regionalliga-Meistern kämpften mit dem FC St. Pauli, Fortuna Köln, dem Karlsruher SC, Blau-Weiß 90 Berlin und dem FSV fünf Teams um den begehrten Aufstiegsplatz.

Eindrücke von 1973

Chaotische Begegnung in Köln lässt Aufstieg in die Ferne rücken

Für Mainz 05 begann die Aufstiegsrunde mit einem 3:0-Sieg gegen den Nordmeister aus Hamburg nach Maß. Es folgten ein 1:1 beim KSC und einen 5:1-Heimsieg gegen Blau-Weiß Berlin. Im Gipfeltreffen bei dem verlustpunktfreien Vertreter aus dem Westen Fortuna Köln ging es fast schon um alles. Die Auseinandersetzung ließ an Dramatik wenig zu wünschen übrig, am Ende hieß es jedoch 3:0 für die Fortuna. "Bis zu diesem Spiel waren wir echt dran", erinnert sich Löhr.

Zur Pause hatte es vor 28.000 Zuschauern im ausverkauften Stadion in Müngersdorf noch 0:0 gestanden. In der hitzigen Atmosphäre war es fünf Minuten vor dem Pausenpfiff zu einer unübersichtlichen Szene gekommen, in welcher der Kölner Vorstopper Gerd Zimmermann und 05-Libero Scheller die Rote Karte sahen. Letzterer bekam dies im allgemeinen Durcheinander allerdings nicht mit, spielte bis zur Pause weiter und wurde erst dann des Feldes verwiesen. Das Spiel blieb auch im zweiten Durchgang wild, die Fortuna zeigte sich jedoch überlegen und behielt in einer chaotischen Begegnung das bessere Ende für sich. "Es sind Zuschauer und Hunde auf den Platz gelaufen, wir wurden mit allem möglichen beschmissen", beschreibt Löhr das "Tollhaus" in der Domstadt. "Das war unglaublich und mitentscheidend dafür, dass wir am Ende nicht aufgestiegen sind."

Die Identifikation bleibt

Der FSV zeigte sich von der Niederlage zwar nicht geschockt und fand mit einem 4:1-Sieg im ersten Rückrundenspiel gegen den KSC direkt zurück in die Erfolgsspur. Letztlich musste man den Kölnern jedoch den Vortritt lassen, die Gruppensieger wurden und in die Bundesliga aufstiegen. Und dennoch, mit der Südwestmeisterschaft hatten die 05ER Historisches geschafft. "Die Identifikation mit Mainz 05 ist geblieben. Einige sind bei jedem Heimspiel im Stadion, andere verfolgen die sensationelle Entwicklung von außerhalb", betont der Kapitän der Meister von 1973, die sich nun also in einem offiziellen Rahmen wiedertreffen und vor dem Spiel der 05ER gegen Schalke 04 vom Verein geehrt werden.

Mit der heutigen Zeit seien die damaligen Bedingungen nicht vergleichbar, erklärt der ehemalige 05-Kapitän. "Das ist Wahnsinn", spricht Löhr über die seitherige Entwicklung des Vereins, die er als Jugendtrainer, Scout und nun auch als Ehrenratsmitglied verfolgt und begleitet. "Ich kenne keinen Verein, der so von null auf hundert gestartet ist."