U23 06.03.2017 - 11:45 Uhr
Leidenschaft, die Leiden schafft
Geduld gefragt: U23 nach Auswärtssieg vor englischer Woche
„Wir haben heute von der ersten Minute an sehr, sehr viel gelitten“, kommentierte Trainer Sandro Schwarz den Sieg seiner Ausbildungsmannschaft beim Tabellenzweiten in Magdeburg. Vor einer beeindruckenden Kulisse von mehr als 15.000 blau-weißen Fans mussten die Mainzer eine eher ungewohnte Rolle einnehmen. Schon mit dem ersten Angriff kam der klare Favorit Magdeburg zu einem Freistoß aus gefährlicher Position, zahlreiche Eckbälle folgten. Dem Gefühl einer Magdeburger Dominanz konnte man sich angesichts der deutlichen Ballbesitzverteilung und der lautstarken Ränge nicht verschließen. Doch Schwarz wusste, dass diese Aufgabe am Samstag nicht seiner Mannschaft zufallen würde: „Wir wollten uns mit Ballbesitz auch gar nicht lange aufhalten“, so der Fußballlehrer.
Das eine oder andere Abstimmungsproblem zwischen der Dreierkette des FCM und Keeper Zingerle war den Mainzern bekannt und genau das machten sie sich mit dem ersten eigenen Angriff zu Nutze. Alexander Hack schlug einen perfekten Pass aus der eigenen Hälfte vor den gegnerischen Strafraum. Für die „Packing“-Experten der EM-Berichterstattung ein Paradebeispiel: Ganze neun Magdeburger waren mit diesem Zuspiel überwunden. Aaron Seydel konnte den Ball in den Rücken der Abwehrreihe sprintend unbedrängt mit der Brust annehmen und ließ Zingerle aus vollem Lauf keine Chance. Da waren gerade acht Minuten von der Uhr und das Spiel stand Kopf – aus Sicht des FCM.
Die großen Spielanteile der Magdeburger schienen in Form unzähliger Flanken und Standards enormen Druck auf die Nullfünfer auszuüben, bis auf das Gegentor zum 1:1 blieben echte Chancen aber tatsächlich bis zum Schlusspfiff Mangelware. Gerade nach dem Seitenwechsel und der Mainzer Umstellung auf eine Viererkette mit zwei Sechsern (ohne personelle Veränderungen!) war der 05-Strafraum Sperrgebiet. Niki Zimling machte die neuentdeckte Mainzer Effizienz perfekt und hämmerte den Ball nach einem abgeblockten Versuch von Marin Sverko aus über 25 Metern sehenswert unter den Querbalken.
Eine knappe Führung, die dem Spiel Hochspannung bis zum Abpfiff verlieh, wenngleich der FC Magdeburg in der nüchternen Nachbetrachtung nicht ganz so gefährlich war, wie es sich unter erhöhtem Puls und erhöhten Hinweisen auf den Mainzer Tabellenplatz seitens der Haupttribüne anfühlte. Mit Verletzungsunterbrechungen, einer gelbroten Kate für den Magdeburger Torschützen Tobias Schwede nach Ausführung eines Einwurfs, der eigentlich für die Mainzer gepfiffen war, gab es auf dem Rasen einigen Anlass für große Emotionen in einer für beide Seiten enorm wichtigen und entsprechend leidenschaftlich geführten Partie. "Wir haben und bis zum Schluss mit allem reingeworfen, was der Körper hergibt", lobte schwarz den kompromisslosen Defensivauftritt seiner Mannschaft gegen eines der Topteams der Liga.
Enorm wichtig war dieser Sieg für die Nullfünfer zweifellos: Mit neun Punkten aus den letzten fünf Spielen hat die jüngste Profimannschaft mehr als nur ein Lebenzeichen im Kampf um den Klassenerhalt abgesetzt. Der uns bis zum 21. Spieltag begleitende Antagonismus zwischen Leistung und Ertrag konnte in der „Mission 2017“ schon mehr als einmal beigelegt werden. Das schafft nicht nur „Lebensqualität“ (Sandro Schwarz), sondern auch eine andere Perspektive auf den sich nähernden Endspurt der 3. Liga. Nur noch fünf Punkte auf gleich drei direkte Konkurrenten: Die Frage nach dem Glauben – auch wenn das immer eine externe war – muss bei 13 verbleibenden Spielen wohl nicht mehr gestellt werden. Vom Rufer in der Wüste wird Sandro Schwarz nun zum Mahner der Geduld werden müssen. Die Mission 2017 wird sich nicht in einer (englischen) Woche erfüllen lassen. Auch wenn am Samstag ein erster Zwischensprint mit vier Spielen in 14 Tagen startet. Drei davon gegen scheinbare Konkurrenten um den Klassenerhalt wie Werder Bremen II (Samstag um 14 Uhr im Bruchwegstadion), Wehen Wiesbaden (Mittwoch um 19 Uhr in der BRITA-Arena) und Rot-Weiß Erfurt (25.03.). Die 3. Liga aber zeigt bei nur neun Punkten zwischen dem ersten Nichtabstiegsplatz und dem ersten Nichtaufstiegsplatz einmal mehr: Hinten sind die Schweine fett und am Ende kackt die Ente.
Ebenso deutlich belegen die letzten Wochen: Es lohnt sich, stur bei sich selbst zu bleiben. Auf andere Plätze nur dann zu schauen, wenn dort die eigene Auswärtsbilanz ausgebaut werden kann. Stur am Bruchweg bleiben werden unsere Nullfünfer in der nächsten Woche jedenfalls mehr als üblich: Zwei Heimspiele und ein Auswärtsspiel in Wiesbaden sind die nächste Etappe der Mission 2017. Für Niki Zimling, den erfahrensten Mann im Kader der U23 ist die Aufgabe ganz einfach: „Wir müssen einfach dranbleiben, weiter hart arbeiten im Training, dann werden wir auch belohnt.“ Die letzten Wochen geben dem Dänen eindeutig Recht, den nächsten Beweis gilt es am Samstag um 14 Uhr gegen Werder Bremen II anzutreten. Anpfiff ist um 14 Uhr im Bruchwegstadion.