Kogge im Aufwind

Nur gut fünf Wochen ist es her, da hatte die Hansa-Kogge nach einer ernüchternden 1:3-Heimniederlage gegen Aufsteiger Sportfreunde Lotte schwere Schlagseite, rangierte sie doch mit sieben Punkten nach ebenso vielen Spieltagen auf Rang 16 des Klassements – nur knapp vor der U23 der 05er, die zu diesem Zeitpunkt mit fünf Punkten zwei Plätze schlechter platziert war. Seither jedoch ist die Mannschaft unseres nächsten Gegners in der dritten Liga (Anpfiff Samstag 14:00 Uhr) kaum wiederzuerkennen. Die Ausbeute aus den vergangenen fünf Partien kann sich sehen lassen: Denn die Bilanz von zwölf Zählern und 12:2 Toren hat den FC Hansa Rostock in den letzten Wochen bis auf Platz fünf der Tabelle geführt. Nur zwei Punkte trennen die Hanseaten mittlerweile von Relegationsrang drei.

Nachdem am vergangenen Spieltag auch der Tabellenführer und Aufstiegsfavorit MSV Duisburg vor heimischem Publikum durch ein spätes Tor von Marcel Ziemer bezwungen werden konnte, scheint Vieles möglich für den ehemaligen Bundesligisten, der sich in den letzten Jahren regelmäßig im Abstiegs-bzw. Existenzkampf wiedergefunden hatte. Denn neben der sportlich positiven Entwicklung der Profi-Mannschaft hellte dieser Tage auch die Nachricht die Stimmung rund ums Ostseestadion auf, dass die wirtschaftliche Gesundung des Klubs voranschreite. Laut Vereinsangaben sinkt dadurch das jährliche strukturelle Defizit von 2 Millionen auf eine halbe Million. Eitel Sonnenschein also an der Küste, an der die Mannschaft, die im Sommer weitestgehend zusammengehalten werden konnte, endgültig in der neuen Saison angekommen scheint.

Das Team wirkt eingespielt und bestritt die Partie in Duisburg mit acht Stammspielern aus der Saison 2015/2016. Eckpfeiler des Teams sind neben der unumstrittenen Nummer eins Marcel Schuhen, der sich bereits über sieben weiße Westen freuen durfte, Kapitän Michael Gardawski, Außenbahnspieler Stephan Andrist (drei Saisontore) sowie Torjäger Ziemer, der zuletzt wieder aufsteigende Form zeigte. Zudem durfte Trainer Christian Brand Mitte August einen ehemaligen Bundesliga-Spieler und Champions-League-Teilnehmer begrüßen, als die Kogge sich die Dienste des vorübergehend vereinslosen Timo Gebharts (ehemals VfB Stuttgart, 1. FC Nürnberg) sicherte, der mit seiner individuellen Klasse für die Überraschungsmomente im Mittelfeld sorgen soll. Sein Einsatz gegen den FSV ist allerdings fraglich. Zuletzt pausierte der ehemalige Stuttgarter verletzungsbedingt, kam in vier Einsätzen zuvor jedoch bereits auf fünf direkte Torbeteiligungen. In jedem Fall müssen sich die 05er am Wochenende auf einen schwer ausrechenbaren Gegner einstellen, bei dem sich die bislang erzielten 16 Saisontore auf zehn verschiedene Torschützen verteilen.

Die Wogen an der Küste haben sich also geglättet in den vergangenen Monaten nach Jahren des Hoffen und Bangens im tristen Abstiegskampf der dritten Liga. Umso stürmischer geht es dafür inzwischen wieder auf dem Rasen zu. Um Zählbares mit nach Hause an den Bruchweg nehmen zu können, benötigt die U23 des FSV am Samstag im Ostseestadion ohne Zweifel eine Top-Leistung über 90 Minuten. Doch nicht nur die Mainzer dürften die Partie aus dem Mai diesen Jahres in Erinnerung haben, als die 05er ihrerseits wie ein Orkan über den letzten Meister der DDR-Oberliga hinwegfegten und sich am Bruchweg durch einen 4:0-Erfolg den Klassenerhalt sichern konnten.