Profis 20.08.2013 - 14:17 Uhr

Kein Beschwerdepotenzial

Thomas Tuchel über den Konkurrenzkampf im dichten Kader, auch Elkin Soto wieder dabei

Der mannschaftliche Erfolg bietet derzeit wenig Potenzial für Beschwerden.

Das Lazarett lichtet sich: Niki Zimling und Eric Maxim Choupo-Moting trainieren schon wieder mit der Mannschaft, auch Bo Svensson steht nach seiner Muskelverhärtung kurz vor der Rückkehr ins Training. Seit zwei Wochen schuftet dort auch Elkin Soto für sein Comeback, ist für den Kader beim Heimspiel gegen den VfL Wolfsburg am Wochenende schon wieder ein Thema. Nicht nur für seinen Trainer Anlass zu Freude: „Die ganze Mannschaft wünscht sich, dass er wieder auf dem Platz steht. Wir sind zwar froh, dass es zuletzt auch ohne Elkin funktioniert hat, aber das ist für uns keine Selbstverständlichkeit. Bei aller Qualität in der Breite ist er für uns nur sehr schwer zu ersetzen, deshalb ist es auch unsere Aufgabe, ihn verletzungsfrei durch die Saison zu bringen.“

Damit werden die Plätze im 18er Kader in den kommenden Wochen nicht weniger hart umkämpft, für den Trainer stehen immer wieder „schwere Entscheidungen an. Unser Kader ist zwar nicht unbedingt sehr groß, aber sehr dicht. Natürlich freue ich mich auch, diese Entscheidungen zu treffen, denn das zeigt, dass wir eine Auswahl haben. Zu einem so frühen Zeitpunkt der Saison ist das auch alles andere als selbstverständlich.“ Die Auswahl würde Thomas Tuchel aber gerne noch erweitern, 16 Feldspieler bedeuten immer auch eine Einschränkung seiner Möglichkeiten, auf das Spiel einzuwirken: „Oftmals stehst du als Trainer vor der Situation, gerne einen bestimmten Spieler bringen zu wollen, um das Spiel taktisch in eine bestimmte Richtung zu beeinflussen. Der weiß dann aber gar nichts von seinem Glück und verfolgt das Geschehen gerade noch unzufrieden über seine Nichtnominierung in zivil von der Loge aus.“

Nicht nur da ist der Trainer wie auch die Mannschaft gefragt, „mit dem Konkurrenzkampf sorgfältig um zu gehen. Die erfahrenen Führungsspieler müssen das auch stabil halten. Es ist ganz wichtig, dass jeder seine Rolle kennt, auch neben dem Platz und außerhalb des 18er Kaders.“ Anders, als es oft im Umfeld der Spieler oder in der Öffentlichkeit geschieht, kann man im Mannschaftssport die Spieler nicht nur darauf reduzieren, ob sie gerade spielen oder nicht: „An der Leistung partizipieren doch sehr viel mehr als die, die nachher im kicker benotet werden oder ein Interview geben. Wir wollen immer auch helfen, neue Ziele zu formulieren, die über diese Reduktion hinausgehen. Wer kennt zum Beispiel in der Formel 1 denjenigen, der gerade den Hinterreifen wechselt? Aber was, wenn er diese Kompetenz nicht mehr ins Team einbringt oder krank wird? Auch soziale Kompetenzen sind wichtig für den Erfolg im Mannschaftssport.“

Trotzdem kann und darf natürlich kein Spieler damit zufrieden sein, nicht zu spielen: „Ich hoffe, die sind alle unzufrieden!“ schmunzelt Tuchel: „Eine gesunde Unzufriedenheit muss das natürlich erzeugen, aber man muss auch Rückgrat und Selbstvertrauen entwickeln, um die Ruhe zu bewahren und das auch nach außen transportieren zu können.“ Bisher bieten die Leistung der Mannschaft und die Ergebnisse ja auch keinerlei „Potenzial für Beschwerden. Im Erfolg der Mannschaft findet man dafür natürlich wenig Fürsprecher.“