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Profis 01.12.2022 - 14:00 Uhr

Júnior Díaz: "Mainz war mein zweites Zuhause"

Der ehemalige FSV-Profi über sein Leben nach der Karriere, seine Verbundenheit zu Mainz sowie das anstehende WM-Spiel Costa Ricas gegen Deutschland

Drei Jahre lang trug Júnior Díaz von 2012 bis 2015 das FSV-Trikot. Mittlerweile lebt er wieder in Costa Rica.

Mittlerweile sind fünfeinhalb Jahre vergangen, seit Júnior Díaz Deutschland verlassen hat und nach insgesamt zehn Spielzeiten in europäischen Profiligen in seine costa-ricanische Heimat zurückkehrte. Insgesamt 63 Spiele absolvierte der Linksverteidiger wettbewerbsübergreifend zwischen 2012 und 2015 für den FSV und verfolgt den Klub auch heute noch aus der Ferne. Und das, obwohl er seit seiner Rückkehr nach Costa Rica nicht mehr in Deutschland gewesen ist. "Ich möchte unbedingt so schnell wie möglich zurückkommen, habe hier aber viel zu tun. Trotzdem hoffe ich, dass ich es bald mal schaffen werde", erklärt der heute 39-Jährige, der gerade vom Sportplatz kommt, als wir ihn zur örtlichen Mittagszeit erreichen.

U20-Coach und Akademie-Trainer

"Ich komme gerade vom Training meiner Mannschaft", erzählt der Co-Trainer der U20 von LD Alajuelense, dem Verein, in dem Díaz 2021 seine Profi-Laufbahn beendete. Das Team sei nicht nur eine Jugendmannschaft, sondern auch die Zweitvertretung der Profis. "Ich arbeite daran, Trainer zu werden und besitze mittlerweile meine A-Lizenz. Ansonsten habe ich noch eine Fußball-Akademie für Kinder im Alter von vier bis 15 Jahren", ist der Ex-Mainzer dem Sport auch nach seiner Karriere weiter eng verbunden. Hin und wieder vermisse er das Profi-Dasein, besonders die ersten Monate seien schwierig gewesen. "Manchmal habe ich das Gefühl, dass ich wieder spielen möchte, aber mittlerweile bin ich zu alt", sagt Díaz lachend und ist froh, seine Laufbahn "in einer guten Verfassung" beendet zu haben.

Viele Jahre lief der Zentralamerikaner in Europa auf, schnürte zunächst von 2008 bis 2012 für Wisla Krakau und den FC Brügge seine Fußballschuhe, spielte anschließend drei Jahre bei Mainz 05 und wechselte nach je einem Jahr bei Darmstadt 98 und den Würzburger Kickers 2017 zurück in sein Heimatland. "Es war schön, nach Hause zurückzukehren, wieder näher an meiner Familie und an meinen Freunden zu sein. Die Leute hier kennen mich seit ich jung bin, hier hat meine Karriere begonnen", erläutert der ehemalige Außenverteidiger die "gute Seite" seiner Rückkehr nach Costa Rica. "Auf der anderen Seite vermisse ich Europa. Ich habe es genossen, in Deutschland zu leben", erinnert sich Díaz zurück. Er vermisse die Bundesliga und auch die zweite Liga. "Dort hatte ich eine gute Zeit", so der Ex-Mainzer. In Deutschland funktioniere alles, "da ist alles in Ordnung", ergänzt Díaz auf Deutsch. 

Gemeinsam mit Sebastian Polter (Mitte) und Elkin Soto (re.) bejubelte Díaz (li) 2014 den Einzug in die Europa-League-Qualifikation.

Große Verbundenheit und viele Kontakte nach Mainz

"Ich liebe Mainz. Die Stadt war für mich ein zweites Zuhause, dort habe ich schöne Jahre verbracht", blickt Díaz zufrieden auf seine Zeit in Rheinhessen zurück. Sportlich sei es, unter anderem mit dem Erreichen der Europa-League-Qualifikation 2014, eine erfolgreiche Zeit gewesen. Von all seinen Stationen in Europa sei die Zeit beim FSV die schönste gewesen. "Da habe ich auf meinem absoluten Top-Level gespielt, das war eine tolle Erfahrung", so der 39-Jährige. Natürlich verfolge er die Geschehnisse rund um den Verein auch heute noch, erklärt der Costa-Ricaner. Dabei habe er ein besonderes Auge auf den heutigen FSV-Coach Bo Svensson, mit dem er einst gemeinsam für die 05ER auflief. 

"Ich freue mich sehr für ihn", sagt Díaz, "er hat sich nach dem Karriereende direkt auf eine Trainerlaufbahn vorbereitet. Bo ist ein guter Mensch, war ein guter Spieler und offensichtlich ist er auch ein guter Trainer", erzählt der ehemalige Mainzer Verteidiger über seinen Ex-Kollegen. Mit Svensson spreche er gerne über Fußball, zuletzt beispielsweise über die Spielsysteme Costa Ricas. "Hoffentlich finde ich bald Zeit, um mal nach Mainz zu kommen, dann können wir mal wieder persönlich miteinander reden und ein paar Ideen austauschen", hofft Díaz auf ein baldiges Wiedersehen mit seinem einstigen Abwehr-Kollegen. Auch mit anderen ehemaligen Mainzer Mitspielern stehe er noch in Kontakt. "Ich spreche hin und wieder mit Shawn Parker, Marco Caligiuri und Benjamin Weber, dem Videoanalysten von Thomas Tuchel", erläutert der Costa-Ricaner. Auch mit anderen Staff-Mitgliedern und Mitarbeitern des Vereins sowie Freunden aus der Stadt sei er weiterhin verbunden. 

Erfahrungen weitergeben

Nach der Rückkehr in sein Heimatland 2017, lief Díaz zunächst zwei Spielzeiten für CS Herediano, anschließend zwei weitere Jahre für LD Alajuelense auf und erkennt Unterschiede zum deutschen Fußball. "Ich glaube, der größte fußballerische Unterschied ist, dass der deutsche Fußball dynamischer ist. Die Spieler in Deutschland haben verinnerlicht, dass man mit einem oder zwei Kontakten spielen muss. In Costa Rica gibt es viele Spieler, die in ein, zwei oder drei Dribblings gehen und immer noch nicht abspielen. Dadurch wird der Fußball nicht sehr dynamisch. Natürlich muss man dribbeln können, aber man muss auch wissen, wann es sinnvoll ist und wann man den Ball lieber abspielt. Das versuchen wir den jungen Spielern beizubringen", möchte Díaz den Talenten in seinem Heimatland seine Erfahrungen vermitteln.

Díaz (Mitte) und Svensson (li.) liefen einst gemeinsam für den FSV auf, heute sind beide als Trainer tätig.

Schwierige Aufgabe und gute Erinnerungen

Auch die Fußball-Weltmeisterschaft hat der Ex-Fußballer natürlich im Blick und freut sich auf das anstehende Spiel der costa-ricanischen Nationalmannschaft gegen die deutsche Auswahl am Donnerstagabend (20 Uhr). Der Ex-Mainzer erwartet ein schwieriges Spiel für Costa Rica. Man werde den Fokus vermutlich auf die Defensive legen - dies sei ohnehin die Stärke der erfolgreichsten Nationalmannschaft Zentralamerikas - und versuchen durch Konter- oder Standardsituationen zum Erfolg zu kommen. "Andere Möglichkeiten sehe ich nicht, die Deutschen vor Probleme zu stellen", prognostiziert Díaz. Dennoch sei die Hoffnung im Land nach dem 1:0-Sieg gegen Japan zurückgekehrt, hatte Costa Rica doch zum Auftakt deutlich mit 0:7 gegen Spanien verloren. "Die Leute glauben jetzt wieder daran, dass wir eine Chance haben", gibt der 39-jährige Einblicke in die Stimmungslage im Land des nächsten deutschen WM-Gegners. 

Díaz selbst lief bei der Weltmeisterschaft 2014 für sein Heimatland auf. Die "Los Ticos" mussten sich seiner Zeit erst im Viertelfinale im Elfmeterschießen den Niederlanden geschlagen geben und erreichten somit ihr bestes WM-Resultat der Geschichte. "Es war unglaublich, sich mit den Besten der Welt messen zu dürfen", erinnert sich der Verteidiger, der glücklich ist, mit seiner Mannschaft costa-ricanische Fußballgeschichte geschrieben zu haben. "Ich bin sehr stolz darauf und die Erinnerungen werden immer stärker. Es war nicht einfach und ich weiß nicht, wann wir so etwas noch einmal schaffen können", schwelgt Díaz in Erinnerungen. "Wir hatten damals ein sehr gutes Team mit vielen Spielern aus internationalen Top-Ligen, waren defensiv und offensiv gut aufgestellt", erläutert der 80-malige Nationalspieler die Hintergründe des Erfolgs.

Möglich ist das Erreichen der K.o.-Phase für sein Heimatland auch in diesem Jahr, gegen die DFB-Auswahl könnte den Mittelamerikanern gegebenenfalls schon ein Unentschieden zum Weiterkommen reichen. "Ich habe morgens noch ein Spiel mit meiner U20-Mannschaft. Danach werde ich mir die Partie angucken, vielleicht im Verein mit den Kindern aus den Jugendmannschaften, ansonsten zuhause mit meiner Familie", freut sich Díaz auf das letzte Gruppenspiel.