05ER Klassenzimmer 10.02.2016 - 14:13 Uhr
Gespräch mit einem Geflüchteten
Zu Gast am Göttenbach-Gymnasium
Menschen sind weltweit aufgrund von Krieg, Verfolgung, Diskriminierung und anderen Gründen auf der Flucht. Besonders durch die Medien beschäftigt das Thema Flucht und Asyl mehr denn je unser alltägliches Leben. Auch die Schülerinnen und Schüler der zehnten Jahrgangsstufe des Göttenbach-Gymnasium Idar-Oberstein bleiben davon nicht unberührt. Die Geschichten aus den Nachrichten reichen ihnen nicht aus, sie möchten mehr über die Menschen und deren Motive zur Flucht erfahren.
Gemeinsam mit dem Umsetzungspartner ELAN e.V. (Entwicklungspolitisches Landesnetzwerk Rheinland-Pfalz) lädt das 05er Klassenzimmer zum Gespräch mit einem Geflüchteten ein. ELAN-Multiplikatorin Judith Eckart begrüßte die Klasse und stellte ihnen den 21-Jährigen Khalil vor, der „zu euch an die Schule gekommen ist, um seine Geschichte mit euch zu teilen“. Auf einprägsame und bewegende Art und Weise erzählte der palästinensische Syrer von seiner Heimat, seiner Flucht und seinem jetzigen Leben in Deutschland. Seine Flucht begann im Jahr 2014. Über Ägypten, Libyen, Italien und Österreich gelangte er im Januar 2015 nach München. „Für mich stand fest, dass ich nach Deutschland will, da bereits einige meiner Verwandten dort leben und ich auch die Sprache bereits gelernt hatte“, begründete Khalil sein „Reiseziel“. „Gemeinsam mit unserem Boot sind zwei weitere gestartet, diese kamen jedoch nie in Italien an“, schilderte er ganz offen seine Flucht-Erlebnisse mit den Schleppern und den anderen Geflüchteten.
Positives weiß er aus Deutschland zu berichten, „ich bin unheimlich toll in Mainz aufgenommen worden, es gefällt mir hier sehr gut.“ Auch wenn er manche Eigenheiten und Erlebnisse der Deutschen nicht so ganz verstehen kann und etwas merkwürdig findet, wie beispielsweise „das mit dem Trinken von Soja-Milch“, schätzt er sehr an dem Land, „dass jeder hier frei ist, seine Meinung zu äußern“. Wie es für ihn weiter geht hängt von der Entscheidung der Behörden ab. Fest steht, dass er vorerst weiterhin als ehrenamtlicher Dolmetscher und in einem Café arbeiten wird und „hoffentlich noch viele interessante Menschen kennenlernt.“
„Ihr habt gesehen, dass Khalil ein ganz „normaler“ Mensch ist, so lebt wie Du und Ich, das zählt und sollte in die Welt getragen werden“, fordert die ELAN-Multiplikatorin zum Schluss die Schüler und Schülerinnen auf. Denn das Ziel dieser Veranstaltung ist es, für die Situation all derjenigen Menschen zu sensibilisieren, die gerade auf der Flucht sind oder in einem fremden Land eine neue Heimat suchen und sich kennenzulernen damit ein Zeichen gegen Ausgrenzung und für ein Klima der Toleranz und Offenheit gesetzt wird.
Mit der Aussage „Wir haben einen ganz anderen, viel tieferen Einblick erhalten als die Nachrichten uns vermitteln können“, bestätigte eine Schülerin das gesetzte Ziel. Ein großer Dank geht an Khalil und an ELAN e.V., die die Realisierung dieses Gesprächs ermöglicht haben!