Profis 05.03.2023 - 15:15 Uhr

"Ein perfekter Tag"

Leandro Barreiro sichert dem FSV in seinem Jubiläumsspiel den vierten Sieg in Folge

Doppelter Grund zur Freude: In seinem 100. Bundesligaspiel erzielte Barreiro den entscheidenden Treffer.

Als der 1. FSV Mainz 05 zum letzten Mal eine so  stolze Siegesserie hingelegt und am 23. Spieltag eine ähnlich Punkteausbeute vorweisen konnte, war Martin Schmidt noch Cheftrainer. Der heutige Sportdirektor des Vereins hatte in der Saison 2015/16 nach einem 3:1-Sieg über Mönchengladbach und dem dritten Erfolg hintereinander in dieser Saisonphase mit 36 Punkten den fünften Tabellenplatz erobert. Vier Saisonsiege in Folge sind dem Schweizer aber nicht gelungen. Bo Svensson darf sich nach dem hart erkämpften 1:0-Sieg vor 28.000 Zuschauern in der MEWA ARENA gegen die TSG Hoffenheim darüber freuen, dass er als Erster wieder  eine Serie erreicht hat, die zwar immer noch weit entfernt  ist von der Rekordmarke seines einstigen Trainers Thomas Tuchel (sieben Siege in Folge), die jedoch sein Team auf nunmehr 35 Punkte und eine glänzende Ausgangsposition für den Rest der laufenden Saison bringt.

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Wie wichtig dem Cheftrainer der 05ER dieser Erfolg ist, das zeigten die Reaktionen des 43-Jährigen nach dem Abpfiff. Es war eher die Art und Weise, wie seine Mannschaft dieses 1:0 gegen die TSG erarbeitete, die dem 05-Trainer viel bedeutete, weil diesmal nicht alles so glatt gegangen war, wie zuletzt beim 4:0  gegen die Gladbacher. "Es ist bemerkenswert, wie wir das machen. Es ist Verlass auf die Leistung dieser Mannschaft und sehr schön, zu sehen, was wir spielen wollen und dass die Spieler dafür belohnt werden. Diese Konstanz, das ist es. Da müssen wir dranbleiben“, erklärte der 43-Jährige.“

05.03.2023

Die PK nach #M05TSG

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Defensive als Grundlage und Schlüssel

Und Schmidt sprang ihm in Sachen Einordnung dieses Erfolges zu Seite. "Wenn man keine vier Tore macht, darf man keines kriegen, dann reicht auch mal eins. Deshalb war heute die Grundlage, wie wir verteidigt haben. Der der Schlüssel lag darin, wie wir defensiv gearbeitet haben. Wir haben faktisch keine einzige Großchance zugelassen. Mit der Defensive meine ich das ganze Team, auch Jae-sung Lee oder Ludovic Ajorque, die ganz vorne verteidigt haben. Das macht uns im Moment aus: gut stehen, gut verteidigen“, sagte er. "Auch wenn es etwas wild geworden ist in der zweiten Halbzeit. Das wollen wir eigentlich nicht, wenn wir führen, aber wenn man da das Team zurückpfeift und sagt, wir wollen  Spielkontrolle und so weiter, das sind nicht wir. Wir müssen weiter anrennen, Tempo machen, die Intensität hoch halten. Da gibt es manchmal ein paar wilde Szenen, aber ich glaube, dass es für uns so am besten ist“, betonte der 55-Jährige.

Zur Gesamtsituation passte bestens, dass es Barreiro war, der in seinem 100. Bundesligaspiel den Siegtreffer erzielte. Nach einem von insgesamt elf Mainzer Eckbällen war der 23-Jährige zur Stelle. Stefan Bell war aus sechs Metern an Torwart Oliver Baumann  gescheitert. Barreiro reagierte schneller als alle anderen, verwertete den Abpraller volley ins kurze Eck. Für den Luxemburger war dies die Krönung einer erneut herausragenden Performance zu seinem Jubiläum. "Wenn man es vorher hätte aufschreiben können, dann hätte man es genauso machen müssen, meinte der Mittelfeldspieler später. "Es war sein sehr stolzer und schöner Moment für mich, ein sehr emotionaler Moment. Und als Krönung nach dem Sieg nochmal zu den Fans und die Humba machen. Ein perfekter Tag“, sagte er. Dass er in der Szene, als er sich in der ersten Hälfte mit vollem Einsatz in einen Ball geworfen hatte, die Kugel voll ins Gesicht bekommen habe, nehme er dafür gerne mit. Genauso wie das Lob, das der aus dem eigenen Nachwuchsleistungszentrum herangewachsene Leistungsträger und Stammspieler von allen Seiten erhielt für seine Vorstellung.

Bo Svensson lässt seiner Freude nach dem Abpfiff freien Lauf.

"Im Moment einer der wichtigsten“

"Sein Gesicht ist geschwollen, sein Rücken tut weh, er hat Eis auf der Wade und auf dem Fuß. Es war ein typisches Spiel für Leo“, sagte der 05-Trainer später. "Er hat wieder alles gegeben, ist immer wieder den nächsten  angelaufen, hat sich in die Hoffenheimer Schüsse reingeworfen. Er ist einfach in einer sehr, guten Form. Was er ausstrahlt, tut der Mannschaft und dem Verein sehr gut. Er versucht alles rauszuholen. Ob es 2:0 steht oder 0:2, ob erste oder 94. Minute, er geht die Situationen gleich an. Das ist Leo. Im Moment einer unserer wichtigsten Spieler.“

Svensson, der unter der Woche krank im Bett gelegen hatte (Schmidt: "Es hatte ihn richtig umgehauen“) sprach nach dem Abpfiff vom erwartet engen, schweren Spiel. "Wir sind gut damit umgegangen, haben Hoffenheim hinten reingedrückt, hatten zwar nicht so viele gefährliche Szenen, haben aber wenig zugelassen, waren sehr aktiv. Das hat mir eigentlich ganz gut gefallen. Ich denke auch, dass wir verdient geführt haben. In der zweiten Hälfte war es etwas wilder. Wir spielen auf das 2:0, waren aber für meinen Geschmack nicht so gut organisiert und haben dem Gegner Räume angeboten.“ Das hatte sicherlich viel mit der unfreiwilligen Auswechslung von Dominik Kohr zu tun. Der Sechser habe sich schwindelig gefühlt, habe im Zweikampf einen Ellenbogen gegen den Kopf bekommen, erklärte der 05-Trainer. "Wir hatten dann ein paar Probleme im Zentrum, haben uns schwergetan, die Räume vor der Kette zu schließen, das Spiel wurde so halt sehr wild. Das ist nicht unbedingt unser Wunsch. Deshalb aber war es bis zum Ende ein enges Spiel, und wir sind sehr froh, so eine Partie für uns entschieden zu haben. Das waren heute vielleicht andere Tugenden als gegen Gladbach, aber das tut uns gut. Für mich ist es nach dem Spiel auch mal schön, mit 1:0 zu gewinnen“, erklärte Svensson. Das solle niemand falsch verstehen“, ergänzte er. "Es ist schön, wenn man drei, vier Tore macht, aber dieser Sieg zeigt auch, was diese Mannschaft ausmacht. Gegen Gladbach hat alles gepasst, doch es gibt verschiedene Weisen ein Spiel zu gewinnen. Natürlich hätte ich mir mehr Kontrolle gewünscht in der zweiten Halbzeit und dass wir den Sack früher zumachen. Trotzdem haben wir verdient gewonnen. Ich mag die Spieler für ihren Ehrgeiz, immer nochmal nach vorne zu gehen, um noch ein Tor zu machen. Ich würde sie noch mehr mögen, wenn sie es machen und etwas disziplinierter dabei sein würden.“

Eigendynamik und guter Teamspirit

Es sei klar gewesen, dass das nicht zwingend über das schöne Fußballspiel habe gehen können, merkte Danny da Costa an,  der viel Dampf und Tempo über die linke Seite entwickelte. "Wir haben den Kampf angenommen und gut dagegengehalten. Man kann nicht erwarten, dass wir in jedem Spiel drei, vier Tore schießen, deshalb ist es wichtig, dass hinten die Null steht. Das ist der Weg. Im Endeffekt ist im Moment eine sehr gute Mentalität ein sehr guter Spirit im Team.“ Oder eine "Eigendynamik“, wie Schmidt es ausdrückte. "Es läuft einfach.“ Und so soll es weitergehen. Der Sportdirektor des FSV will kein konkretes Ziel vorgeben, "weil vieles möglich ist. Klar ist, wir wollen einstellig bleiben.“ Den nächsten Schritt dafür können die Mainzer nächsten Samstag (15:30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) tun im Auswärtsspiel bei Hertha BSC (Tickets im Online-Shop).