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Profis 08.09.2022 - 11:10 Uhr

Duelle in Hoffenheim: Regelmäßig torreich & emotional

Mehr als 3.000 Fans begleiten den FSV am Samstagnachmittag in den Kraichgau, wo der FSV in 13 gemeinsamen Bundesliga-Jahren reichlich Spektakel erlebt hat

2014 drehten zunächst deutlich unterlegene 05ER ein 0:2 binnen kürzester Zeit in ein nicht mehr für möglich gehaltenes 4:2.

Das nächste Bundesligaspiel des 1. FSV Mainz 05 steht unter dem Motto "Heimspiel in Hoffenheim". Am Samstag (15.30 Uhr, live auf SKY & 05ER.fm) stellt sich die Mannschaft von Bo Svensson bei der TSG Hoffenheim in der Sinsheimer Arena vor, wo bis zu 4.000 Mainzer ihr Team live vor Ort unterstützen werden. An einer Spielstätte, an denen die 05ER bereits das eine oder andere denkwürdige Spiel erlebt haben. Mit einem weiteren Auswärtssieg - dem dann, saisonübergreifend, fünften in Serie - würden die Rheinhessen im Übrigen einen neuen Vereinsrekord aufstellen. Nicht zuletzt dank des Supports der reiselustigen Anhänger.

08.09.2022

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Svensson lobt die Unterstützung

"In Bochum war es sehr positiv, das war etwas Besonderes", sagte Svensson zum Support der 05-Anhänger, "die, die in Augsburg dabei waren, haben Gas gegeben". Und auch im Borussia-Park feierte das Team nach dem Spiel ausgelassen mit dem stattlichen Block der mitgereisten Fans. "Mein Wunsch ist, dass wir sowohl auf dem Fußballplatz als auch auf Fanebene konstant für etwas stehen", so Svensson. "Wir müssen auf lange Sicht gute Stimmung erzeugen, die Verbindung zwischen Spielern und Fans kontinuierlich pflegen. Denn für besondere Stimmung musst du etwas investieren."

"Ich fahre immer gerne zum Auswärtsspiel nach Hoffenheim", sagt ein 05-Fan, der sich seine Karte gesichert hat. "Es ist nah, es ist preiswert, man kommt gut hin, und wir holen dort ja auch ganz gerne Punkte."

Ordentliche Auswärtsbilanz

In Zahlen sieht das so aus: 13-mal haben die Rheinhessen in ihrer gemeinsamen Bundesligazeit mit der TSG seit 2009 im Kraichgau gespielt. Die ersten fünfmal immer gepunktet, dann jedoch folgten vier Niederlagen in Folge bis zu jenem unvergessenen 1:1 am 23. Dezember 2018, als die Mannschaft des damaligen Trainers Sandro Schwarz am Tag von Heiligabend eine der größten 05-Fan-Partys aller Zeiten in einem fremden Stadion feierte. Danach folgten drei weitere Mainzer Auswärterfolge, darunter das 5:1 in Unterzahl 2019. Seitdem haben die Mainzer in der Bundesliga noch zweimal in Hoffenheim gewonnen: 2:1 im März 2021, in einer Partie, die wegen der Pandemie ohne Fans über die Bühne ging. Im vergangenen Jahr siegten die Mainzer 2:0. Das Besondere an diesen beiden Begegnungen aus Mainzer Sicht waren die Torschützen: Beim 2:1 erzielte Robert Glatzel die 1:0-Führung. Es war eins von zwei Toren des langen Mittelstürmers für Mainz 05 und es fiel bereits nach 26 Sekunden. Beim 2:0-Sieg im vergangenen Jahr brachte Jonny Burkardt das Svensson-Team in Führung. In der 76. Minute wechselte der Cheftrainer Marcus Ingvartsen für Burkardt ein, und der dänische Angreifer erzielte prompt den 2:0-Endstand, schoss nur 76 Sekunden nach seiner Einwechslung seinen ersten Treffer im Trikot des 1. FSV Mainz 05. Corona-bedingt waren damals nur 8.000 Zuschauer zugelassen. 

Highlights aus Hoffenheim in Bildern

"Ein Spiel zum Vergessen und eines für die Ewigkeit"

Auch 2014 gab es ein anderes denkwürdiges Spiel in der Sinsheimer Arena. Eine Begegnung, die beim Online-Portal "Sport aus Mainz" unter der Überschrift "Ein Spiel zum Vergessen und eines für die Ewigkeit" lief. 

Was war passiert? Vor knapp 25.000 Zuschauern absolvierten die von Thomas Tuchel trainierten Mainzer Profis eine grauenhafte erste Halbzeit. Tuchel bemühte sich später erst gar nicht Ansätze zu finden, wie es seinem Team gelungen war, innerhalb von acht Minuten eine im Grunde längst verlorene Partie zu drehen und drei Zähler mitzunehmen. "Sehr kurios", sagte der damals 40-Jährige und erschuf gleich noch eine neue Fußballweisheit. "Manche Spiele gewinnst du, weil du sie gewinnst."

Später gestand der beim FC Chelsea soeben entlassene Coach, dass er diese Partie längst abgehakt hatte. Regungslos registrierte er auf der Bank, wie Eric-Maxim Choupo-Moting, Benedikt Saller und Shinji Okazaki mit seinem Doppelpack den bis dahin für den FSV schmeichelhaften 0:2-Rückstand (durch das Sensationstor des Ex-Mainzers Eugen Polanski und den sehenswerten Treffer von Roberto Firmino) in ein 4:2 verwandelten. Im Vorfeld der Partie hatte der Mainzer Trainer angekündigt, seine Mannschaft wolle zu einem attraktiven Spiel beitragen. Dramaturgisch besser hätte dies nicht gelingen können. Die Mainzer lieferten zwei Auswärtsspiele ab. Eines zum Vergessen und eines für die Ewigkeit. Ein Erfolg, der die mitgereisten Fans in Verzückung versetzte. 

Unvergessenes Highlight vor Heiligabend

Für viele Mainzer Fans dürfte jedoch bis heute das Weihnachtsspiel 2018 als das überragende Auswärtserlebnis in Sinsheim schlechthin gelten. Auch wenn es nur ein 1:1 zu feiern gab. Mehr als 2.000 mitgereiste Mainzer machten die Partie jedoch tatsächlich zu einem Heimspiel. Sie unterstützten ihr Team 90 Minuten lang lautstark und ideenreich. Vor allem die Choreo, als die 05-Anhänger ihren Block mit hunderten von Handy-Taschenlampen zum Leuchten brachten und ihre Version des Weihnachtsklassikers "Last Christmas" sangen, war ein Highlight. Spieler, Trainercrew und Funktionsteam bedankten sich herzlich, verschenkten Trikots und mehr. Der Klub spendierte den Fans Bratwurst und Glühwein. "Das war reine Gänsehaut", sagten nachher etliche der Beteiligten.

Versöhnung mit den Fans

Das Ganze war auch deshalb so groß, weil das Verhältnis zwischen Fans und Mannschaft zuvor nicht immer so prächtig gewesen war. Beim 0:3 in der Vorsaison hatten die 05-Profis nach den Beschimpfungen aus dem vorangegangenen, unterirdischen Derbyauftritt in Frankfurt und den Schmähungen während der 90 Minuten in Hoffenheim auf den Gang in die Kurve verzichtet – danach tat sich ein Graben zwischen Spielern und Fans auf, der an diesem vorweihnachtlichen Abend endgültig zugeschüttet wurde.

Und dann gab es ja auch noch jenes 5:1 am 24. November 2019 in Sinsheim, für das Achim Beierlorzer als Nachfolger von Sandro Schwarz verantwortlich zeichnete und damit einen perfekten Trainer-Einstand beim FSV gab. Es war der Moment, als Robin Zentner mit einer spektakulären Aktion gegen Torjäger Andrej Kramaric endgültig das Hoffenheimer Aufbäumen beendete, da meldeten sich die rund 1100 mitgereisten 05-Fans lautstark zu Wort und sangen minutenlang "der FSV ist wieder da". Die 05-Spieler legten noch zwei prächtige Kontertore nach und sicherten sich einen unfassbaren 5:1 Auswärtserfolg.

Die 05ER legten einen Auftritt hin, der überraschte und beeindruckte. Sie steckten den Verlust von Ridle Baku weg, der kurz vor der Pause nach einem Foul an Sebastian Rudy die Rote Karte sah. Nach dem Abpfiff gab es eine große gemeinsame Jubelfeier vor dem Gästeblock.