Duell im europäischen Jahr

Gut 11 Jahre ist es her, da kegelte der FC Sevilla den 1. FSV Mainz 05 aus dem UEFA-Cup-Wettbewerb. Die Spanier gewannen in dieser Saison am Ende das Turnier, für die 05er war die durch die UEFA-Fairplay-Wertung ermöglichte Teilnahme schon ein Highlight. Im Jahr eins nach dem ersten Aufstieg in die Bundesliga hätte niemand zu träumen gewagt, dass das Gastspiel des FSV auf der europäischen Bühne nicht das letzte für die Rheinhessen war. Etwas mehr als eine Dekade später nehmen die 05er bereits zum vierten Mal an der UEFA Europa League teil, zum dritten Mal durch sportliche Qualifikation, zum ersten Mal mit direktem Einzug in die Gruppenphase. Ein beachtliches Ergebnis, besonders im Vergleich zu manchem, was finanzielle Mittel angeht weitaus besser ausgestatteten Mitkonkurrenten um die internationalen Plätze. Und meilenweit weg von der Situation des 1. FSV Mainz 05 im Jahre 2005.

Für den FC Sevilla indes hat sich nicht so viel geändert – sie gewinnen weiterhin die großen Pokale, den der UEFA Europa League 2016 sogar zum dritten Mal in Folge. Wenn die beiden Teams am Donnerstag aufeinander treffen, geht es jedoch nicht um glänzende, metallene Zeugnisse des Erfolgs.  Es geht vordergründig – ganz schnöde – um einen weiteren, wenn auch wichtigen Schritt in der Sommervorbereitung auf die anstehende Saison, zumindest für den Trainer. „Natürlich ist es für uns eine besondere Herausforderung, wenn wir hier den Europa-League-Sieger zu Gast haben. Allerdings ist der Name für uns nicht entscheidend. Alle Spiele bis Saisonstart sind wichtig, von Sevilla über Servette Genf und Novara Calcio bis hin zu Erfurt und Liverpool.“ Auch Sevilla steckt mitten in der Saisonvorbereitung, absolviert dieser Tage das Sommertrainingslager in Bad Schönborn-Mingolsheim im Kraichgau. Der spanische Top-Club wird bis Donnerstag im Sportpark des TuS Mingolsheim täglich am Vor- und Nachmittag trainieren, das Testmatch gegen die 05er ist Teil des Vorbereitungsprogramms in Deutschland.

Auch wenn Schmidt sich auf das Duell mit den Andalusiern freut, will der Schweizer kein einzelnes Spiel herausheben. „Wir beginnen jetzt mit den englischen Wochen, und das Match gegen Sevilla ist der erste Härtetest. Hier werden wir auch über den Zeitmodus 60/30 gehen, sprich die Spieler werden mehr Minuten auf dem Rasen absolvieren“, erklärt Schmidt, „in Italien wird es dann schon Spielbelastungen von 90 Minuten geben, auch gegen Liverpool.“ Und besonders in der Partie gegen Jürgen Klopps Mannschaft wird es physisch richtig schwer werden. „Die starten eine Woche später in die Premier League. Wir sind einen Tag vorher aus dem Trainingslager zurückgekommen, da werden wir sicher nicht die Frischesten sein. Aber das ist vielleicht auch nicht so schlimm. Wir haben hier ja schon mal mit 5:0 gegen Liverpool gewonnen und am Ende sind daraus die falschen Schlüsse gezogen worden“, verweist Schmidt auf den Test vor zehn Jahren. Der fulminante Sieg läutete den zwischenzeitlichen Abstieg aus der Bundesliga am Ende der Saison ein.

Um derartiges zu vermeiden, sind die anstehenden Matches auch etwas als Charaktertest zu verstehen. „Es sollte egal sein, ob es gegen FC Sevilla geht oder gegen den FC Rot-Weiß Erfurt, denn es geht nicht um die Größe des Namens. Jeder sollte das Ziel haben, jedes einzelne Spiel auf einem optimalen Niveau zu bestreiten – auch mental. Es geht nicht erst gegen Dortmund um etwas,“ so Schmidt.