Die Fanbotschaft ist angekommen

Nein, ganz große Hilfe brauchte am vergangenen Donnerstag, 18. Dezember wohl keiner der Samsunspor-Anhänger, die sich zu Tausenden in der Mainzer Innenstadt sammeln und auf das Spiel am Abend gegen unsere 05ER vorbereiten. Nahezu alle sprechen perfektes Deutsch, da sie hier geboren, aufgewachsen oder zumindest seit Jahrzehnten heimisch sind. Sie kommen aus Hamburg, Osnabrück, aus dem Norden oder Osten, aus dem Sauerland oder von der Schwäbischen Alb, aus Crailsheim oder Augsburg. Oder aus dem benachbarten Ausland wie Österreich oder Belgien.

Oder wie Serdat eben aus Köln, der Keimzelle des Supports, den Samsunspor Germany hierzulande für die rotweißen Widersacher unserer Rotweißen organisiert. "Das ist hier eine ganz besondere Gelegenheit für uns, Samsunspor in Deutschland bei einem Spiel zu sehen“, sagt Serdat, der 2019 die vor allem über eine Chatgruppe organisierte Samsunspor-Community gegründet hat. 1997 beispielsweise gab es mal bei einem Duell mit dem HSV im damaligen UI-Cup ein deutsch-türkisches Duell. Serdat findet es super, dass sich eine Gruppe von gut einem Dutzend Mitgliedern der Fanabteilung von Mainz 05 wie schon bei den Heimspielen gegen Zrinskij Mostar und die Fiorentina die Mühe macht, vor dem Spiel durch die Stadt zu streifen und den gegnerischen Fans ihre Hilfe anzubieten. "Das ist eine tolle Geste, auch wenn ich selbst jetzt keine Fragen habe. Vielen Dank dafür!“, sagt er.

Alles entspannt

Vor dem Malakoff-Park üben die Samsunspor-Fans nun animiert von Serdat schon am Nachmittag ihre Gesänge ein, eine Trommel unterstützt schlagkräftig den Rhythmus, die Stimmung ist durchweg ausgelassen. Die bis vielen hundert Fans freuen sich auf den großen Tag eines Auswärtsspiels ihres Teams in Deutschland. Die Polizei zeigt sich ebenfalls äußerst entspannt, der Chef der Einsatztruppe sucht sogar den Kontakt zu Serdat, erläutert ihm im launigen Gespräch, dass die Polizei zurückhaltend und ruhig beobachte, dass man auch nicht direkt eingreife, wenn mal eine Fackel gezündet würde, solange keine Gefahr in Verzug sei. Der Austausch ist beiderseits höchst respektvoll, Fans wie Polizei sind zufrieden. Am Ende gibt es gar gemeinsame Fotos, hochgehalten wird der Schal von Samsunspor Germany. So soll europäische Begegnung bei Fußballspielen sein. Auffällig ist, dass zumindest in der Gruppe kein Alkohol getrunken wird. "Natürlich trinken auch bei uns einige das ein oder andere Bier“, sagt Serdat. Nur geschehe das eben nicht so öffentlich. Stattdessen setzt sich mal eine Runde ins benachbarte Lokal. Auch das alles: Entspannt.

Cemal und Mustafa sind zwei ältere Samsunspor-Fans, die seit vielen Jahrzehnten im Schwäbischen leben und aus Samsunspor stammen. Wenn sie in der Heimat sind im Sommer, besuchen sie dort auch die Heimspiele. Das Duell in Mainz ist dennoch auch für sie etwas ganz Besonderes. "So oft bekommen wir sie nicht zu sehen in Deutschland. Umso schöner ist es, dass wir in Mainz spielen, wo auch für Gästefans alles recht entspannt läuft“, sagt Cemal. Die beiden loben die Idee der Fanbotschafter, auch wenn sie gleichfalls keine Hilfe benötigen. Es spreche sich aber schon rum. Es kommt eben manchmal einfach auf die Geste an.

Immerhin fragen ein paar andere auf den anderen Plätzen in der Innenstadt oder auch auf dem Weihnachtsmarkt nach ganz praktischen Dingen: Darf die Trommel mit in den Block? Darf man eine Powerbank mit ins Stadion nehmen oder wird die abgenommen? Wie weit ist es zum Stadion? Wie kommt man am besten dorthin? Die kundigen 05-Fanbotschafter kennen natürlich die Antworten. So wie sie auch beim Ergebnistipp besser liegen. Während die Samsunspor-Fans meist "nur“ auf ein Unentschieden hoffen, tippen wir natürlich auf einen Sieg. Natürlich 2:0, oder haben wir doch ein Gegentor befürchtet? Das wissen wir jetzt nicht mehr so genau. Zumindest die richtige Fanbotschaft ist aber angekommen.