U23 16.12.2025 - 16:00 Uhr
Das märchenhafte Jahr von Fabio Moreno Fell
Verbandsliga, Regionalliga, Bundesliga, Conference League, Vertragsverlängerung: Der 25-Jährige kann dank harter Arbeit seinen Traum bei Mainz 05 leben

Nach dem Heimspiel gegen den FC St. Pauli am Sonntag (15:30 Uhr, MEWA ARENA, live auf DAZN & 05ER.fm) beginnt für die Profis von Mainz 05 die Winterpause. Auch Fabio Moreno Fell wird die Zeit rund um Weihnachten, Silvester und Neujahr nutzen, um kurz durchzuatmen und zurückzublicken auf ein für ihn persönlich besonderes, man kann sagen, märchenhaftes Jahr 2025. Vorher war noch keine Zeit dafür. Denn es ist eine Menge passiert im Fußballerleben des 25-jährigen Stürmers. "Gerade fühlt es sich an wie ein Traum", so Moreno Fell mit Blick auf sein Debüt für die 05ER vor knapp zwei Wochen in der Bundesliga gegen Borussia Mönchengladbach oder den Einsatz in der Conference League in Posen. "Ich werde das alles erst in der Pause so richtig realisieren können."
"Der Fußball schreibt manchmal besondere Geschichten", sagte Meikel Schönweitz, Technischer Direktor bei Mainz 05 anlässlich der Vertragsverlängerung von Moreno Fell zu Beginn dieser Woche. "Es ist außergewöhnlich, wenn man einen Spieler im Frühjahr in der Verbandsliga beobachtet und ihn dann Ende des Jahres in der Bundesliga auflaufen sieht", so Schönweitz weiter. Denn die Geschichte nimmt ihren Anfang in der rheinhessischen Gemeinde im Landkreis Alzey-Worms. Den TSV schoss Moreno Fell mit beeindruckenden 50 Saisontoren und drei weiteren Treffern in der Aufstiegsrelegation im Sommer fast im Alleingang erstmals in der Vereinsgeschichte in die Oberliga. Der Torriecher des gebürtigen Spaniers blieb nicht verborgen. Moreno Fell schloss seine Ausbildung zum Groß- und Außenhandelskaufmann ab und sich der U23 von Mainz 05 an. "Ich wollte in der Region bleiben und in der Regionalliga spielen. Das Angebot aus Mainz hat deshalb perfekt gepasst."
Den Traum nie aufgegeben
Seine Chance, im professionellen Fußball Fuß zu fassen, hat der Angreifer beim FSV bislang bestmöglich genutzt. Es ist aber nicht das erste Mal, dass Moreno Fell auf diesem Niveau unterwegs ist. In der Jugend des 1. FC Kaiserslautern oder in der U23 des FC Ingolstadt war er in Nachwuchsleistungszentren für kurze Zeit aktiv. Für den großen Sprung langte es damals nicht. Der Kindheitstraum von der Bundesliga blieb, auch, wenn sich die Prioritäten etwas verschoben. "Es gab natürlich eine Zeit, in der der Fußball nach der Ausbildung an zweiter Stelle stand. Da habe ich phasenweise schon intensiver darüber nachgedacht, wie ich mich beruflich danach orientieren möchte und was mir Spaß macht." Aufgegeben hat Moreno Fell seinen Traum aber nie. Mit der Sicherheit einer abgeschlossenen Berufsausbildung im Rücken setzte er im Sommer nochmal alles auf die Karte Fußball.
Belohnung für starke Entwicklung
Mit dem Selbstbewusstsein, dass er technisch und von seinem Spielverständnis her mithalten kann, ging es weiter an den Bruchweg zur höchsten Mainzer Ausbildungsmannschaft. "Mein Ziel war, mich läuferisch und körperlich schnell und so gut es geht anzupassen." Das gelang in kurzer Zeit, weil der 25-Jährige schon beim TSV Gau-Odernheim viel Wert auf Athletiktraining legte und in entsprechender Verfassung zum Auftakt beim FSV erschien. Dass er den großen Schritt so gut meistern konnte, war vor allem das Ergebnis harter Arbeit und sehr guter Anpassungsfähigkeit. "Das Auftakttraining war schon hart, anstrengend und intensiv. Da habe ich gemerkt, dass das nochmal eine ganz andere Liga ist. Mit der Zeit habe mich aber angepasst. Nach drei, vier Trainingseinheiten habe ich gemerkt, dass es klappt." Ab dem dritten Spieltag gehörte Moreno Fell zur Stammformation der U23. Neben seinen Trainern Benni Hoffmann und Christof Babatz hatten auch seine Mitspieler großen Anteil daran, dass ihm gegen die Spitzenteams der Kickers aus Offenbach und Stuttgart seine ersten drei Tore in der Regionalliga gelangen. "Für einen Stürmer ist es wichtig, das Vertrauen des Trainers zu haben, auch wenn man mal nicht trifft. Und ohne Mitspieler kann man natürlich keine Tore schießen", erklärt er.
Weil die U23 eine Erfolgsserie startete und Moreno Fell in schöner Regelmäßigkeit seinen Torriecher auch zwei Ligen höher präsentierte, folgte der nächste Schritt in einer Länderspielpause im Herbst: Die erstmalige Einladung zur Teilnahme am Training der Bundesliga-Profis unter dem damaligen 05-Coach Bo Henriksen. Ein bisschen nervös sei er gewesen, gibt Moreno Fell zu. "Das ist aber normal, denke ich. Ich wollte einfach mein Bestes geben, alles aufsaugen und Erfahrungen sammeln." Auch diesem Niveau passte er sich schnell an. Die Eindrücke, die er dabei hinterließ, waren so gut, dass am ersten November zum Heimspiel gegen Bremen die erste Kadernominierung folgte. Nach einer weiteren Nominierung für die Partie in Freiburg, war es gegen Borussia Mönchengladbach so weit. Der fast märchenhafte Aufstieg fand mit der Startelfnominierung von seinem U23-Coach und Profi-Interimstrainer Hoffmann und dem Bundesliga-Debüt seinen vorläufigen Höhepunkt. Mit Nadiem Amiri und Silvan Widmer sprachen Moreno Fell zwei 05-Routiniers Mut zu, nach den ersten zehn bis 15 Minuten war der Angreifer dann drin in der Partie, dachte nicht mehr so viel nach und versuchte, dem Team sein Bestes zu geben. Eine anspruchsvolle Aufgabe: "Es wird schneller gespielt, oft mit nur einem oder zwei Kontakten. Es passieren weniger Fehler, dadurch ist der Ball seltener im Aus und das Spiel wird noch intensiver. Über 10 Kilometer lief Moreno Fell bis zu seiner Auswechslung nach 77 Minuten. In der ersten Halbzeit hatte er die Mainzer Führung bei zwei Aluminiumtreffern sogar auf dem Fuß. "Fast ein kleiner Schockmoment" sei das gewesen, als er plötzlich frei vor dem Tor der Gäste stand, gibt der 25-Jährige zu. Leider befand er sich wohl auch im Abseits. Aber Moreno Fell konnte zufrieden sein, so wie mit seinen ersten Wochen im Kreise der Profis. Ruhig und überzeugt davon, die Wende unter dem neuen Trainer Urs Fischer noch zu schaffen, erlebe er das Team, das ihn gut aufgenommen habe.
"Fast ein bisschen surreal"
Unter Fischer bekam der Stürmer in der Conference League beim Auswärtsspiel in Posen dann sogar noch auf internationalem Parkett ein paar Minuten. Auch beim sensationellen Punktgewinn in München war er wieder Teil des Mainzer Kaders. Anfang Mai hatte er noch auf dem Kunstrasen in Mainz-Marienborn gestanden, nun im Spielertunnel neben Weltklassespielern wie Harre Kane, Michael Olise oder Josuha Kimmich. "Ich habe gedacht: 'jetzt stehe ich auf einmal hier.' Das war schon fast ein bisschen surreal." Moreno Fell war von der Gesamtsituation ebenso beeindruckt wie von der Leistung seiner Mitspieler.
Der 25-Jährige ist ein bodenständiger Typ, keiner, der wegen solcher Momente oder der Aufmerksamkeit um seine Person abhebt. Dabei helfen ihm auch seine weiterhin guten Verbindungen nach Gau-Odernheim. Die alten Teamkollegen und Freunde sind regelmäßig am Bruchweg, in der MEWA ARENA oder sogar auswärts dabei und mächtig stolz auf Moreno Fell, der selbst, wann immer es die Zeit zulässt, bei seinem ehemaligen Klub vorbeischaut und mitfiebert. "Es ist wichtig, nicht zu vergessen, wo man herkommt. Ich freue mich immer, die Jungs zu sehen und sie freuen sich für mich. Es ist etwas Besonderes, wenn ich sie bei den Spielen sehe."
"Solange es geht" dabei sein
Zweimal haben sie voraussichtlich noch die Möglichkeit in diesem Jahr. Am Donnerstag (21 Uhr, live auf RTL+ & 05ER.fm) empfangen die 05ER zum sechsten Spieltag der Conference League den türkischen Klub Samsunspor, bevor das Jahr gegen St. Pauli hoffentlich mit einem Erfolgserlebnis abgeschlossen werden kann. Moreno Fell würde sich freuen, im Kader zu sein und seinen Teil dazu beitragen zu dürfen. "Solange es geht" möchte er gerne weiter oben dabei sein, alle Erfahrungen mitnehmen und seine Entwicklung auch in 2026 vorantreiben. Ganz unabhängig davon dürfte der 25-Jährige ganz zufrieden sein mit diesem besonderen, fast schon verrückten Fußballjahr für ihn.




















