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Profis 14.09.2022 - 19:30 Uhr

Bódog: "Es ist schön, nach Hause zu kommen"

Bei seinem Debüt im 05-Trikot wurde der ehemalige Innenverteidiger für Sandro Schwarz eingewechselt. Heute assistiert der Ungar dem Cheftrainer von Hertha BSC, mit dem er am Freitagabend in die Heimat zurückkehrt.

Es wird ein großer Abend des Wiedersehens zum Auftakt des siebten Spieltags, den der 1. FSV Mainz 05 am Freitag in der MEWA ARENA (Anpfiff 20.30 Uhr) gegen Hertha BSC eröffnet. Ein Wiedersehen mit vielen alten Bekannten mit teilweise sehr langer Mainzer Vergangenheit. Sandro Schwarz, der neue Berliner Cheftrainer, kommt erstmals als gegnerischer Coach zurück in die Heimat, in der er in drei Spielzeiten die Verantwortung für das 05-Team trug. Der gebürtige Mainzer bringt als Co-Trainer seinen früheren Mannschaftskollegen Tamás Bódog mit. Dazu Suat Serdar, der im 05-NLZ ausgebildet wurde, seine Profikarriere in Mainz startete und aktueller Mittelfeldspieler im Hertha-Team ist. Hinzu kommt Jean-Paul Boëtius, der im Sommer zum Hauptstadt-Klub wechselte.

Wenige Tage vor dem Aufeinandertreffen haben wir mit dem ehemaligen 05-Innenverteidiger Bódog über die bevorstehende Rückkehr gesprochen: "Ich freue mich auf das Wiedersehen. Es ist schön, nach Hause zu kommen und alte Freunde und Bekannte zu treffen. Es wird emotional, aber auch interessant für mich", sagt der fünfmalige ungarische Nationalspieler, der nach der Jahrtausendwende 79 Zweitligaspiele und 13 Bundesligaeinsätze für den FSV absolvierte, der mit den Mainzern in die Bundesliga aufstieg, später zwei Jahre lang als Co-Trainer seines einstigen Innenverteidiger-Kollegen Peter Neustädter bei der U23 und zuletzt einige Zeit als Scout für den FSV tätig war.

Tamás Bódog & Sandro Schwarz im August 2003 im 05-Trikot. (Bildquelle: imago/pmk)

Debüt als Schwarz-Ersatz

Bódog ist Mainzer, seit er in der Saison 2000/01 zum damaligen Zweitligisten wechselte. Der Ungar hat bis zu seinem Umzug nach Berlin im Sommer im Finther Eigenheim gewohnt. Der einstige Verteidiger, der in zwei Wochen seinen 52. Geburtstag feiert, debütierte am 24. September 2000 beim 1:0-Sieg im Zweitliga-Heimspiel gegen Fürth, als er in der Schlussphase für seinen jetzigen Cheftrainer Schwarz eingewechselt wurde.

Nach Deutschland gekommen war Bódog 1994 vom ungarischen Erstligisten Pécsi MFC, als er von Ralf Rangnick zum SSV Ulm geholt wurde und mit dem Klub den Durchmarsch von der Regionalliga bis in die Bundesliga erlebte. Doch der Verein mit dem kleinsten Etat musste gleich wieder runter, Bodogs Vertrag war damit hinfällig. Er spielte noch ein paarmal für einen kleineren Verein in der Nähe. "Ich konnte nicht direkt wechseln", erzählt er. "Zu dieser Zeit sind unsere Zwillinge geboren worden, und ich wollte meiner Frau zu Hause helfen. Dann aber kam die Möglichkeit mit Mainz. Der Rest ist Geschichte." Der damalige 05-Trainer René Vandereycken holte Bódog als Außenverteidiger. Der Ungar spielte zunächst für den verletzten Jürgen Klopp als rechter Verteidiger, wechselte später neben Neustädter ins Zentrum. 

Als Voronin lachend stehenblieb

Aus jener Zeit ist nicht zuletzt eine Szene bis heute unvergessen geblieben: Im vorletzten Spiel der Saison 02/03, beim 5:1-Heimsieg über den VfB Lübeck (dem kommenden Gegner der Mainzer im DFB-Pokal) erzielte der Ungar ein legendäres Tor. Niclas Weiland schickte den Innenverteidiger auf die Reise. Und während Bódog mit mächtigen Schritten aufs Tor zusteuerte und schließlich traf, blieb Torjäger Andrej Voronin laut lachend auf Höhe der Trainerbank stehen. "Ich wollte einfach so weit wie möglich weg von unserem Tor", erinnert sich Bodog. "Dann habe ich gemerkt, es kommt keiner hinterher und bin durch. Andrej blieb an der Mittellinie, weil er genau gewusst hat, dass ich schneller bin als er und ist erst gar nicht mitgelaufen. Er wäre auch nicht mitgekommen", erzählt der Torschütze, der zuvor bereits ein Kopfballtor erzielt hatte, schmunzelnd.

14.09.2022

Alle Tore des Kantersiegs über Lübeck im Bruchwegstadion

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"Ich habe zwei Tore gemacht, eins vorbereitet und eines aberkannt bekommen. Das war Wahnsinn", sagt er. "Es gab so viele Geschichten in dieser Zeit mit den zwei verpassten Aufstiegen, und dann hat es doch noch mit der Bundesliga geklappt. Das war einmalig. Damals am Bruchweg, das war einfach etwas Besonderes. Diese ganze Kloppo-Ära war eine große Zeit."  Für ihn als Spieler "die geilste Zeit überhaupt. Es gab Höhen und Tiefen, lange Verletzungen. Den Aufstieg. Einmalig. Sensationell. Ich werde diese Zeit nie vergessen."

Nach dem Ende der aktiven Laufbahn wechselte der Abwehrmann ins Trainerfach. Anfangs als Co-Trainer der U23 am Bruchweg. Er machte den B- und den A-Schein. "Dann kam die Geschichte, dass mich Videoton (Jetzt Fehervar FC und zuletzt Gegner des 1. FC Köln in der Conference-League-Quali) nach Ungarn holen wollte. Lothar Matthäus sollte Trainer werden. Ich habe als Co-Trainer für zwei Jahre unterschrieben, aber Matthäus hat am Ende abgesagt. Es war trotzdem eine erfolgreiche Zeit." Anschließend schloss Bódog ause und bodog  seine Fußball-Lehrer-Ausbildung ab. Rangnick holte ihn als Co-Trainer zu RB Leipzig. Der Klub nahm den Weg von der Regionalliga hoch bis in die Bundesliga. "Dann wurde ich dort entlassen und bin mit Alexander Zorniger zusammen zu Bröndby nach Dänemark gewechselt." Später ging er noch einmal als Trainer in die ungarische Liga.

Mit Sandro Schwarz habe er über all die Jahre immer in Verbindung gestanden, "weil alle aus dieser Zeit zusammengewachsen und in Kontakt geblieben sind", erzählt er. "Im letzten Sommer haben wir auch wieder gesprochen, unsere Vorstellungen ausgetauscht. Sandro wollte dann mit mir arbeiten. Seitdem bin ich in Berlin. Es macht viel Spaß und hoffentlich können wir hier bei Hertha zusammen auch wieder eine Geschichte schreiben." Vor rund einem Monat hat er dort eine Wohnung gefunden, nicht weit weg vom Olympiastadion und dem Trainingsgelände der Hertha, wo er mit seiner Frau lebt. "Irgendwann werden wir aber sicher auch wieder in unser Haus nach Mainz zurückkehren." Dort wohnt sein Sohn Donat, der in Mainz studiert und bei Fontana Finthen als Innenverteidiger spielt, inzwischen allein. Dessen Zwillingsschwester studiert Ökotrophologie in Mönchengladbach und lebt mit Lukas Müller zusammen, der in der U19 am Bruchweg aktiv war und heute in Würzburg spielt.

Sichtbare Entwicklung

Hertha BSC gelang zuletzt ein 2:2 gegen Leverkusen. "Eigentlich geht der Punkt in Ordnung, aber es war mehr drin", sagt Bódog. Die Berliner vergaben gute Chancen und haderten mit dem Schiri, der ihnen einen klaren Handelfmeter verweigerte. "Es geht bei uns Schritt für Schritt vorwärts. Man erkennt die Idee von Sandro, die Entwicklung. Jetzt können wir sagen, dass wir eine gute Mischung im Kader haben sowie eine gute Mentalität. Wir haben noch viel zu tun, aber das ist ja überall so und ein permanenter Prozess." Die Mannschaft sei auf einem guten Weg, brauche aber Punkte. „Deshalb fahren wir am Freitag nach Mainz und wollen drei Zähler mitnehmen", sagt der Ex-05ER.

Dass das Unterfangen kein leichtes wird, ist indes allen Herthanern bewusst, wie Bódog betont: "Für Mainz 05 war die Verpflichtung von Bo ein großer Gewinn. Man sieht seine Idee, seine Philosophie. Sie haben eine gute Mannschaft zusammengestellt, die gegen jedes Team in dieser Liga Chancen hat. Sie sind sehr gefährlich. Egal, ob sie auswärts oder zu Hause spielen. Diese Entwicklung ist schön. Vor allen Dingen für die Fans, die sich mit dieser Art zu spielen identifizieren können", sagt der 51-Jährige und fügt lachend hinzu: "Ich hoffe, wir gewinnen und auch die Mainzer sind nach dem Spiel nicht unzufrieden, weil auch sie ein gutes Spiel gemacht haben. Und Bo dann auf der Pressekonferenz sagen kann, dass er auf der Leistung seiner Mannschaft aufbauen kann."