Es war noch nicht mal sieben Uhr in der Früh, da hämmerte es an die Zimmertür von Nicolai Müller. BÄM, BÄM, BÄM. Und noch mal. BÄM, BÄM, BÄM. Was für eine unchristliche Zeit, dachte sich der 05-Offensivmann, stand aber auf und öffnete schlaftrunken die Tür. Vor ihm stand ein unbekannter Mann, vielleicht Ende Vierzig, Anfang Fünfzig, der ihm einen Ausweis unter die Nase hielt. "Im ersten Moment hab ich gedacht, das ist die Polizei", sagt Müller. Was zum Henker wollen die so früh von einem und vor allem warum sind sie überhaupt hier? Ist etwa was passiert? Nach ein, zweimal Augenreiben und einem genauen Blick auf den Ausweis war allerdings schnell klar - bei dem ungebetenen Besucher in aller Herrgottsfrühe handelte es sich nicht um einen lokalen Ordnungshüter, sondern um einen Doping-Kontrolleur. Und - das ist vielleicht tröstlich für den aus den Träumen gerissenen Müller - der Doktor musste sogar noch früher aufstehen, um seiner Arbeit nachzugehen. Um vier Uhr ist er aus Madrid losgefahren, um sich auf den Weg zu den 05ern in Marbella zu machen.
"Solche Dopingkontrollen sind ganz normal", klärt Teammanager Axel Schuster auf, "das haben wir schon öfter im Trainingslager in Spanien und in Österreich gehabt und natürlich wird auch in Deutschland regelmäßig kontrolliert. Es gehört zum Job eines Dopingkontrolleurs natürlich dazu, auch mal unangemeldet zu erscheinen, und das ist auch wichtig und richtig. Und um sieben Uhr kann der gute Mann sich nämlich auch sicher sein, dass das Team im Hotel ist und nicht zum Training oder Testspiel ausgeflogen." Die auserkorenen Spieler Chinedu Ede und Nicolai Müller mussten also ran, allerdings lief es für letzteren ob des fehlenden Harndrangs nicht ganz nach Plan. Die Konsequenz war, dass Müller vom Dopingarzt auch zum Frühstück begleitet wurde, quasi um sicherzustellen, dass während der ersten Mahlzeit des Tages nichts Illegales geschieht. So gab es Eier und Brötchen unter dem wachsamen Augen des Kontrolleurs aus der spanischen Hauptstadt. Und natürlich reichlich Saft und Mineralwasser. So klappte die Probenabgabe schließlich doch noch. Ende gut, alles gut - der spanische Arzt ist mit den Proben der Jungs bereits wieder auf dem Heimweg nach Madrid, die Polizei war gar nicht erst involviert und die beiden Prüflinge machten trotz des unfreiwilligen Weckdienstes eine gute Figur im Vormittagstraining.