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Profis 12.03.2023 - 18:45 Uhr

"Kein Weltuntergang", aber: "Wir können es besser"

Nach dem Unentschieden im Berliner Olympiastadion stellen die 05ER die eigenen Versäumnisse kritisch in den Vordergrund

Im Olympiastadion blieben die 05ER im fünften Spiel in Folge ungeschlagen, waren aber mit ihrem Spiel insgesamt nicht zufrieden.

Seine erfolgreiche Serie in der Bundesliga hat der 1. FSV Mainz 05 im Auswärtsspiel bei Hertha BSC nicht fortsetzen können. Nach vier Siegen in Folge musste sich die Mannschaft von Bo Svensson im Berliner Olympiastadion mit einem 1:1 beim abstiegsgefährdeten Hauptstadtklub zufriedengeben und blieb damit immerhin im fünften Auftritt hintereinander ungeschlagen. In einem intensiven Kampfspiel, das geprägt war von strittigen Schiedsrichter-Entscheidungen, sicherte Ludovic Ajorque mit einem sehenswerten Traumtor den Punktgewinn. Der französische Neuzugang erzielte in der 57. Minute seinen zweiten Treffer in der Bundesliga. Eine weite Flanke in die Mitte legte der Stürmer per Kopf auf Leandro Barreiro ab, der den Ball prallen ließ. Ajorque nahm sich der Kugel erneut an, drehte sich um seinen Gegenspieler herum und schweißte sie mit seinem rechten, schwächeren Fuß in den rechten oberen Winkel. "Der Punktgewinn ist das Positivste an diesem Tag, und dass wir in der zweiten Halbzeit eine bessere Leistung gezeigt haben. Es war uns allen bewusst, dass es in der ersten Hälfte nicht zielführend war“, erklärte Barreiro, dem in dieser Begegnung ungewollt wieder eine Hauptrolle zufiel.

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Überhaupt stellten die Gäste nach der Partie ihre Leistung kritisch in den Vordergrund, machten in erster Linie ihr eigenes Verhalten auf dem Platz dafür verantwortlich, dass nicht mehr als dieser Punktgewinn drin war, anstatt ausgiebig mit Schiedsrichter Benjamin Cortus zu hadern, der nicht nur bei seiner Elfmeterentscheidung nach Barreiros unglücklicher Ballberührung eine unglückliche Figur abgab. Der Strafstoß, über dessen Entstehung, später ausgiebig diskutiert wurde, brachte jedenfalls die Führung für das Team von Sandro Schwarz.

Zu wenig in Hälfte eins

"In der ersten Halbzeit waren wir überhaupt nicht hier. Hertha war in allen Belangen besser. Die zweite Halbzeit war klar besser von uns. Es war dann ausgeglichener. Insgesamt ist das ein glücklicher Punkt, den wir gerne mitnehmen, aber wir müssen kritisch umgehen mit der ersten Halbzeit. Hertha hat es sehr gut gemacht. Es hat auf mich gewirkt, dass sie gieriger waren, auch frischer. Ich habe so eine Leistung von meiner Mannschaft länger nicht gesehen. Das passiert mal, aber damit müssen wir kritisch umgehen. Wir können es besser“, sagte Svensson. "Hertha war griffiger, wollte die Zweikämpfe mehr gewinnen als wir, war aggressiver. Das, was uns eigentlich ausmacht, haben sie in der ersten Halbzeit deutlich besser gemacht als wir. Dementsprechend haben wir das in der Pause angesprochen und gesagt: 'So geht es nicht.' Wir müssen schon mehr dagegen tun und haben es dann ein stückweit besser gemacht“, ergänzte Barreiro.

12.03.2023

Die PK nach #BSCM05

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Fragwürdiger Elfmeter

Der Mainzer Mittelfeldspieler stand im Mittelpunkt der Szene, die das Spiel prägte und über die später lange und ausgiebig diskutiert wurde. Was in der 14. Minute vermutlich alle im Stadion wahrnahmen, war folgendes: Lucas Tousart flankte von rechts, Barreiro versuchte Abwehr mit dem Fuß scheiterte, der Mittelfeldspieler verfehlte die Kugel im Sprung. Aus gut zehn Metern Torentfernung zog Suat Serdar ab, ohne das Tor zu treffen.  Cortus ließ weiterspielen, erhielt aber ein Signal vom VAR. Cortus schaute sich das Ganze auf seinem Monitor an und zeigte auf den Punkt. "Ich finde keinen, der mir dieses Handspiel richtig klar erklären kann“, sagte der Mainzer Cheftrainer dazu. "Es gab keinen im ganzen Stadion, der den Elfmeter gefordert hat. Nicht der Flankengeber, nicht Serdar, der geschossen hat, nicht die Hertha-Bank. Vier Schiris haben es nicht gesehen, 40.000 Menschen haben es nicht gesehen. Kann mir jemand diese Regel erklären? Ist es eine krasse Fehlentscheidung, so dass der Assistent einschreiten muss?“, fragte der 05-Trainer. "Darum geht es hier nicht“, sagte Cortus vor laufender TV-Kamera, "sondern um einen schwerwiegenden, übersehenen Vorfall. Der Video-Assistent kann es bildlich nachweisen: Berührung da, Armhaltung strafbar, also Elfmeter.“

Es sei schwer, den Arm bei dieser Aktion direkt am Körper zu behalten, lautete Barreiros Einwand. "Der Ball berührt meinen Handballen wie ein Windhauch, der Ball verändert auch nicht die Richtung, der Stürmer kann ganz normal aufs Tor schießen. Dass er den Elfer geben muss, sehe ich nicht so. Es ist einfach viel zu oft so, dass wir nach dem Spiel immer wieder dasselbe diskutieren. Ich wünsche mir für die Zukunft eine bessere Regelauslegung, was das Handspiel angeht. Wenn es entschieden ist und der Treffer drin ist, bringt es nicht mehr viel, darüber zu reden“, sagte der 24-Jährige, der mit dem Unparteiischen darüber sprach. Auch darüber, ob das Foul von Tolga Cigerci, "bei dem er mir fast den Fuß bricht“, keine Rote Karte gewesen sei. Die Antwort lautete: "Er rutsche zuerst über den Ball und treffe mich erst dann. Deshalb habe er nur gelb gezogen. Ich hatte etwas Angst, denn es hat sehr weh getan, aber es ist alles in Ordnung. Der Spieler hat sich auch entschuldigt“, sagte Barreiro.

Doch damit waren die diskussionswürdigen Entscheidungen des Schiedsrichtergespanns nicht beendet. Verwunderlich aus Mainzer Sicht war allerdings, dass eine vielleicht spielentscheidende Szene in der 71. Minute weder vom VAR überprüft wurde, noch später in der TV- Berichterstattung überhaupt noch einmal angesprochen wurde. Denn wie eine unnatürliche Armbewegung aussieht, demonstrierte Mark-Oliver Kempf in einem Kopfballduell mit Stefan Bell im Hertha-Strafraum. Der Berliner traf in einer weiten Ausholbewegung mit der Handkante den Kehlkopf des 05-Profis. Ein klares Foul, das ohne Konsequenzen blieb. Möglicherweise gab es keine Überprüfung, weil Cortus zuvor Abseits gepfiffen hatte.  Die Fernsehbilder hätten jedoch eindeutig belegt, dass diese Entscheidung falsch war, kein 05-Spieler beim Freistoß von Edimilson Fernandes im Abseits stand und dass auch das anschließende Foul eindeutig war.

12.03.2023

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An die Grenze gehen

"Mit dem Ergebnis  bin ich zufrieden, weil unsere Leistung zu schwach war, um mehr Punkte zu holen“, erklärte Bell. "Ich bin froh, dass wir nicht verloren haben. Wenn man vom Ergebnis weggeht, waren wir in der ersten Halbzeit ein Stück entfernt von unserer Intensität der letzten Spiele. Wir waren zu langsam, teilweise  etwas behäbig, haben zu viele Zweikämpfe in unserer Hälfte verloren. Das hat uns kein gutes Gefühl gegeben. Unser Gegner war  aber auch von Anfang an wirklich gut. Hertha hatte einen klaren und einfachen Plan, womit wir unsere Probleme hatten. Im Ballbesitz waren wir ein bisschen zu unkreativ. Trotzdem glaube ich, dass es solche Halbzeiten schon mal geben kann gegen Gegner, die im Abstiegskampf sind. Das ist kein Weltuntergang. Man fährt zu einem Verein, der eine gute Mannschaft hat, einen Trainer, der uns gut kennt, dann kann so was mal passieren“, betonte der Innenverteidiger. Es bleibe dabei, meinte Bell, dass sich die Mannschaft in relativ kurzer Zeit eine super Ausgangsposition erarbeitet habe. "Wir müssen uns allerdings in Erinnerung rufen, dass wir an die Grenze gehen müssen, um den Platz zu halten, auf dem wir jetzt stehen.“ Die Möglichkeit dazu gibt es am kommenden Sonntag, dann erwarten die Mainzer um 19.30 Uhr (Live auf DAZN & 05ER.fm, Tickets hier) in der MEWA ARENA den Europa-League-Teilnehmer SC Freiburg.