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Profis 21.07.2022 - 19:30 Uhr

Kultur "ganz oben auf der Liste"

Ein Rückblick auf das Trainingslager in Grassau

Bo Svensson zeigte sich nach seiner Kritik zufrieden mit der Reaktion der Mannschaft.

Die Profis des 1. FSV Mainz 05 sind wieder zu Hause angekommen, nachdem sie das einwöchige Trainingslager in Grassau im Chiemgau am Dienstag mit einer Teambuilding-Maßnahme beendet haben. Nach einer abschließenden kurzen Trainingseinheit ging es am Nachmittag auf eine Canyoning-Tour im Salzburger Land. Eine willkommene Abkühlung und spaßige Veranstaltung für alle Beteiligten. Ein Mannschaftsabend rundete das Trainingslager, in dem es viel um das Zusammenfinden der Gruppe ging, schließlich ab. 

Christian Heidel, der die einzelnen Trainingseinheiten auf dem Grassauer Rasen sowie die beiden Testspiele vor Ort erlebt hat, zeigte sich höchst zufrieden mit der Zeit zwischen Chiemsee und Alpen. "Ich kenne kein Trainingslager, in dem der Coach sagt: 'Es war alles super' ", erklärte der 05-Sportvorstand. "Da gibt es immer mal Dellen." So, wie Mitte der Trainingswoche, als Bo Svensson seinen Kader zweimal zur Ordnung rufen und eine etwas zu laxe Arbeitsweise monieren musste. "Wenn es so korrigiert wird, wie die Jungs es gemacht haben, ist alles in Ordnung", sagte Heidel, der vor allem die Bedingungen in Grassau und das außergewöhnlich große Interesse der FSV-Anhänger an der Mannschaft hervorhob.

Die Canyoning-Tour am Dienstag sorgte für eine willkommene Abkühlung und reichlich Spaß zum Abschluss des Trainingslagers.

Überragende Bedingungen

"Die Voraussetzungen sind wunderbar", so Heidel vor der Heimreise. "Grassau gehört zur absoluten Spitze. Mir fällt nichts ein, was hier nicht top ist. Bessere Plätze habe ich nie irgendwo im Trainingslager gesehen und im Hotel wissen sie, wie man mit einer Fußballmannschaft umzugehen hat. Wenn wir das alles in gute Fußballspiele ummünzen, dann geht nicht viel schief", so der 59-Jährige weiter. 

Über 60 Anhänger waren mit den Bussen der offiziellen Fan-Reisegesellschaft in Grassau dabei. Zum gemeinsamen Grillabend mit der Mannschaft, den Trainern, dem Funktionsteam, dem 05-Vorstand und einigen Medienvertretern kamen über 200 Anhänger. "Eine rundherum gelungene Geschichte", resümierte Werner Homberger stellvertretend für die Fanbetreuung des FSV, die den Fan-Abend in einem bayerischen Gasthof gemeinsam mit der Fanabteilung organisiert hatte. Er habe fast ausschließlich positive Resonanz erhalten, die ganze Fahrt sei super gewesen. Bei den zwei Testspielen im österreichischen Kufstein (0:1 gegen Besiktas Istanbul und 1:0 gegen Newcastle United) pilgerten einige hundert rot-weiß gekleidete Anhänger ins Grenzlandstadion. Neben der 05-Reisegesellschaft waren dort überwiegend 05-Fans, die ihren Urlaub im Alpenraum verbrachten, zu finden.

Außerdem waren alte Bekannte zu Besuch. Der frühere 05-Stürmer Florian Niederlechner schaute sich mit einigen seiner Augsburger Teamkollegen die Mainzer Partie gegen Istanbul an. Auf dem Trainingsgelände zeigte sich der frühere Mainzer Mittelfeldspieler Marco Caligiuri. Florian Heller, inzwischen Trainer beim Bayern-Oberligisten TSV 1860 Rosenheim, war gleich bei mehreren Trainingseinheiten zu Gast und schaute intensiv zu, um Übungen und Herangehensweisen für die eigene Trainingsplanung mitzunehmen. 

Bo Svensson zeigte sich vor allem nach dem Erfolg gegen den englischen Premier-League-Klub Newcastle angetan vom Auftritt seiner Mannschaft, die gegen einen starken Gegner besonders mit der Konsequenz im Spiel gegen den Ball, mit effektiver Vorwärtsverteidigung, einer sehr stabilen Defensivordnung und einem sehenswerten Tor von Delano Burgzorg, nach genialem Pass von Jonny Burkardt, überzeugt hatte. 

Abschlusstest gegen Bilbao

Die Mainzer beenden ihre Testspielserie am Samstag (17 Uhr) in der MEWA ARENA gegen den spanischen Erstligisten Athletic Bilbao (Hier geht es zu den Tickets). "Danach werden wir noch einmal eine gute Trainingswoche hinlegen. Schwer zu sagen, wie weit wir dann sind. Der Plan jedenfalls ist klar, das Programm so ausgerichtet, dass wir bei 100 Prozent sind, wenn wir ins Pokalspiel gehen. Wir haben aber letztes Jahr in Elversberg gemerkt, dass wir es noch nicht waren. Das ist keine Ausrede, das liegt an der Struktur der Vorbereitung", erklärt Svensson und führt aus: "Hast du einen zu frühen Peak, also bist du schon zu früh auf einem Top-Level, bekommst du im Oktober ein Problem. Wir haben versucht, alles mit Sachlichkeit und Vernunft zu machen. Es geht darum, innerhalb der Möglichkeiten, die wir hatten in der Vorbereitung das Beste zu machen."

Beim Fan-Abend kamen die mitgereisten Anhänger mit den FSV-Profis wie Marlon Mustapha in den Austausch.

"Wir dürfen nicht denken, dass es ein Selbstläufer ist. Jetzt sind die Nationalspieler da, die Gruppe ist einigermaßen gleich-, viele Stammkräfte dageblieben. Es ist aber nicht selbstverständlich, dass es immer so weiter geht. Die Kultur, die wir wollen, müssen wir pflegen und ganz, ganz oben auf die Liste schreiben, denn so etwas geht schnell verloren", nimmt der Cheftrainer als wichtige Erkenntnis mit, muss aber auch feststellen, "dass die Unterschiede innerhalb des Kaders noch groß sind, dass sich neue Spieler noch schwertun, sich athletisch an das zu gewöhnen, was wir hier fordern, dass die Gruppe auch Zeit braucht, um sich zu finden." Es gehe nicht nur darum, aus dem Trainingslager zurückzukommen und eine "geile Gruppe" zu sein. "Es braucht auch solche Erlebnisse, wie den Sieg gegen Newcastle, bei dem die Mannschaft es durchgezogen, zusammengehalten hat. Auch aus dem 0:1 gegen Besiktas können wir viel mitnehmen", so der Coach. Zum Findungsprozess gehörten allerdings auch Trainingseinheiten, die nicht so gut waren, in denen der Trainer die Mannschaft wachrütteln, Klartext reden musste.

Svensson hat das Gefühl, dass seine Appelle wirken. Er habe auch viele Einzelgespräche mit den Spielern geführt. "Die Reaktionen waren gut, aber im Endeffekt muss es von den Spielern selbst kommen, diesen Ehrgeiz dauerhaft zu entwickeln. Wie es halt ist bei uns, wir müssen uns gegen finanziell weitaus besser gestellte Vereine durchsetzen. Da können wir nicht mit halbem Einsatz trainieren, da kann es uns nicht egal sein, ob es jemandem im Kader nicht gut geht. Wir können kein Athletiktraining machen, das nicht top ist, oder die Analyse oder die Taktik. Wenn wir da nachlassen, dann kriegen wir richtig Probleme. Deswegen müssen wir immer das leben, was uns ausmacht und das, was wir selbst beeinflussen können", erinnert der 42-Jährige an die Wichtigkeit der Arbeitsmoral von Team und Staff.

Weitergearbeitet wird nun in Mainz. Am heutigen Donnerstag wird ein Teil der Mannschaft auf dem Platz stehen, am Freitag folgt ein normaler Trainingstag. Außerdem begrüßt der Verein am Freitag seine Sponsoren mit einem Programm auf dem Rasen in der MEWA ARENA und erwartet etwa 600 Personen. Samstag folgt der Test gegen Bilbao. Am Sonntag präsentieren sich die 05ER dann im Rahmen des Sommerfestes ab 13 Uhr am Dom. Dort soll die neue Saison gemeinsam eingeläutet werden, mit einem abwechslungsreichen Rahmenprogramm, mit Autogrammen, Musik, Essen, Spaß und viel 05-Flair.