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Profis 09.12.2022 - 10:00 Uhr

Gerd Klier: Außer­gewöhnlicher Mensch & schlitzohriger Instinkt-Fußballer

Der 05-Legenden-Adventskalender: Türchen Nummer 9

Gerd Klier (3. v. re.) in seinem Element als Torjäger für Mainz 05.

Zehn Wochen ohne Bundesliga-Fußball unserer 05ER - das dauert viel zu lange, oder? Wir wollen diese Zeit mit gemeinsamen Erinnerungen überbrücken und haben uns etwas Besonderes ausgedacht: Der diesjährige Adventskalender steht ganz im Zeichen der 05-Legenden.

 

Passend zur früheren Rückennummer eines Ehemaligen präsentieren wir euch auf unserer Website täglich Mainzer Fußball-Geschichte und Geschichten zu unseren ehemaligen Profis. Unseren bewährten Adventskalender mit täglich neuen Gewinnchancen von Mainz 05 und unseren Partnern erreicht ihr auch über die Story auf unserem Instagram-Kanal.

 

Präsentiert wird der Kalender auch in diesem Jahr von Haupt- und Trikotsponsor Kömmerling.

Gerd Klier kam am 16. Januar 1944 in Oestrich zur Welt. Der Rheingauer war um 1970 herum ein großartiger Mittelstürmer, krönte sich beim FC 08 Villingen 1968/69 und 1969/70 zweimal mit 22 Toren zum Toptorjäger der Regionalliga Süd. Im folgenden Jahr verdrängte er den acht Jahre älteren Superstar Uwe Seeler beim Hamburger SV aus dem Sturmzentrum ins offensive Mittelfeld, konnte sich auf Dauer aber nicht in der Bundesliga durchsetzen und wechselte 1971 zum 1. FSV Mainz 05.  "Er kam zu uns und bekam, wie das damals so war, eine Anstellung bei der Blendax, wo er stundenweise hingehen konnte", sagt Willi Löhr, heute Scout im Nachwuchsleistungszentrum, über seinen ehemaligen Mitspieler.

Top Tor-Quote beim FSV

Für die 05ER war der stämmige, im Strafraum ungeheuer geschickte Klier ein Volltreffer. Sein Vorgänger Jürgen Richter hatte mit zwölf Saisontoren wahrlich kein schlechtes Jahr gespielt, war aber eigentlich ein Mittelfeldspieler und blieb als solcher auch noch jahrelang wichtig für den FSV. Klier schlug sofort ein, schoss 21 Tore im ersten Jahr, 19 im zweiten, im dritten sogar 28. 1973 war er der beste Torschütze im Mainzer 54-Tore-Sturm mit Herbert Renner (18) und Manfred Kipp (17), der die 05ER in die Aufstiegsrunde zur Bundesliga schoss. 1972/73 und 1973/74 wurde er in der Südweststaffel zum dritten und vierten Mal Torschützenkönig der Regionalliga. In den beiden Jahren in der neuen 2. Bundesliga traf Klier insgesamt 27-mal, nach dem Rückzug in den Amateurfußball schließlich 19-mal in der Amateurliga - in nur 22 Spielen. Schließlich beendete Klier seine Karriere bei Kastel 06. 

In absoluten Zahlen ist er mit 117 Toren der drittbeste Torjäger der dokumentierten Mainzer Vereinsgeschichte hinter Gerhard Bopp (177) und Charly Mähn (126), die aber beide seine beeindruckende Quote von durchschnittlich 0,60 Treffern pro Spiel nicht erreichten. Im März 2011 verstarb Klier nach längerer Krankheit im Alter von nur 67 Jahren.

Im Heimspiel gegen Freiburg in der Saison 2010/11 gedachten die FSV-Fans dem ehemaligen Mainzer Torjäger mit einem Transparent.

Guter Typ und Top-Torjäger

"Gerd Klier war ein außergewöhnlicher Mensch, er hat immer etwas anders getickt als die anderen Spieler", erzählt Löhr. "In seiner Art wie er ankam bei der Mannschaft, das war außergewöhnlich gut. Er war immer für einen Spaß gut, hat auch gerne etwas penetrant nachgehakt. Ihm konnte man aber nicht böse sein, als Mensch war er ein guter Typ und ein Top-Torjäger sowieso. Er war der Mann, der, wie man heute so schön sagt, in der Box brandgefährlich war. Er hatte so eine unnachahmliche Art, die man vielleicht mit Gerd Müller vergleichen kann. Er hat nicht groß jemand ausgespielt, sondern die Tore gemacht, aus der Drehung mit dem Rücken zum Gegner oder er ist vorne reingeschlichen und hat mit der Pike getroffen“, erinnert sich Löhr. 

In der Bild-Zeitung habe einmal gestanden: "Gerd Klier, der Bomber von Mainz". "Wir mussten alle lachen, denn einen festen Schuss hatte Gerd nie", berichtet Löhr. "Er hat seine Tore anders gemacht und war ein Könner, ein Instinkt-Fußballer mit gutem Antritt, der oft vor dem Gegner am Ball und mit seiner Schlitzohrigkeit als Mittelstürmer erfolgreich war", erinnert sich Löhr an den kleinen Angreifer.

Löhr und Klier: Erfolgreiche gemeinsame Zeit beim FSV

Löhr spielte vier Jahre lang mit Klier zusammen: "Wir hatten von 1971 bis 1975 eine sehr schöne Zeit zusammen. Mit der Südwest-Meisterschaft und der Aufstiegsrunde in der wir beinahe in die Bundesliga aufgestiegen wären, war diese Zeit zudem erfolgreich. Fortuna Köln hat das Rennen gemacht, dennoch war es für uns in der damaligen Zeit ein Highlight", erklärt Löhr. Klier habe in einem insgesamt erfolgreichen FSV-Angriff seinen Teil dazu beigetragen, spielte nach dem freiwilligen Ausstieg aus der 2. Liga noch eine halbes Jahr für den FSV in der Amateurliga weiter und löste Löhr anschließend als Spieler-Trainer bei Kastel 06 ab.

Später arbeitete der Stürmer später gemeinsam mit Stephan Kuhnert und Norbert Hönnscheidt bei den Stadtwerken als Zähler-Ableser. "Ich hatte einen guten Bezug zu Gerd, wir haben uns oft getroffen, auch bei ihm im Rheingau. Er hatte den Hautkrebs überwunden, ist dann aber leider an Lungenkrebs gestorben, obwohl er nicht geraucht hatte", erzählt Löhr.

Schöne Erinnerungen an einen geselligen Menschen

Der Zeitzeuge beschreibt Klier als geselligen Menschen, der ein schelmisches Lachen gehabt habe und durch und durch ein Fassenachter war, der gerne gesungen und schon mal ein Gläschen Wein getrunken habe. "Dann hat er immer das Lied vom Oestricher Lenchen angestimmt. Wir waren ja damals als Spieler von Mainz 05 verbunden mit der Stadt, sind in die Kneipen gegangen, da war er auch gerne dabei. Die Leute und die Fans kannten ihn gut", erinnert sich Kliers früherer Teamkollege.