Spielbericht 27.07.2013 - 00:00 Uhr

Viel Hund um nichts

Joo Ho Park: Neuer Linksverteidiger arbeitet endlich mit der Mannschaft

In China fällt ein Sack Reis um. In Paris hupt ein Auto. In Basel bellt ein Hund. Nichts Außergewöhnliches, möchte man meinen. Doch Joo Ho Park, Linksverteidiger des 1. FSV Mainz 05, bescherte sein bellender Hund ungewöhnliche und vor allem ungerechtfertigte Schlagzeilen bei seiner kurzzeitigen Heimkehr zum Testspiel beim Ex-Klub FC Basel. Und dies bevor der Südkoreaner aufgrund seiner mit aus der Schweiz importierten Oberschenkelverletzung überhaupt einmal am Mannschaftstraining seines neuen Teams mitwirken konnte.

Weil eine Nachbarin den Südkoreaner in Mainz und den sich artikulierenden Hund unbeaufsichtigt in der Basler Wohnung wähnte, diesen Eindruck direkt zur Polizei und damit irgendwie auch zum Schweizer Boulevardblatt „Blick“ funkte, geriet der 26-Jährige vorübergehend sogar öffentlich in Rechtfertigungsnot ob seines angeblich nachlässigen Umgangs mit dem Vierbeiner. Mittlerweile ist die Geschichte längst positiv aufgeklärt, die Nachbarin hatte überreagiert. Milan, Parks geliebter chinesischer Faltenhund, war während seiner Abwesenheit von einem Freund bestens betreut und versorgt und genoss zwischendurch nur auch mal die Aussicht vom Balkon. „Mein Freund kennt den Umgang mit Hunden, er hat sich sehr gut um ihn gekümmert. Ich habe jeden Tag Fotos von meinem Hund bekommen. Die ganze Aufregung war nur ein Missverständnis“, erklärte Park beim Pressegespräch auf der Terrasse des Hotel Royal in Évian-les-Bains. Viel Hund um nichts also und auch kein  Anlass für Sorgenfalten. Milan wird ebenso bald dauerhaft nach Mainz übersiedeln wie sein Herrchen selbst.

Trotz der Schlagzeilen des Boulevards, die am Ende von nichts als Banalitäten kündeten, wird Milan seinem Herrchen in Mainz kaum den Rang ablaufen. Denn mittlerweile ist der jüngste der insgesamt sieben Neuverpflichtungen der Nullfünfer endlich auch im Team angekommen: im Mannschaftstraining am Donnerstag und im Testspiel gegen den SC Bastia am Freitagabend für 23 Minuten. „Das Spiel war eine Herausforderung für mich und war sehr anstrengend, weil ich vorher nur zweimal mit der Mannschaft trainiert habe“, sagte Park. „Ich habe versucht mich auf zwei wesentliche Dinge zu konzentrieren, die in unserem Spiel ein wichtiger Faktor sind: in der Defensive immer Druck auf den Gegner aufzubauen und beim Ballgewinn schnell umzuschalten.“

Ein paar Eindrücke von außen, im Training und bei den Testspielen, dazu zwei Trainingseinheiten, am Freitag das erste Testspiel. Viele Optionen selbst Erfahrungen zu sammeln haben sich Park aufgrund seiner durch eine Oberschenkelzerrung verursachten Zwangspause bisher nicht geboten. Aber der Südkoreaner erweckt ohne Zweifel den Eindruck, dass er die fußballerischen Belange konzentriert verfolgt und auch mit sehr klaren Vorstellungen in Mainz angeheuert hat. Dass er zu Gunsten des Wechsel nach Mainz auf die realistische Option auf die Teilnahme an der Champions League mit dem FC Basel verzichtet, überrascht nur auf den ersten Blick. „Ich habe in Basel ziemlich viel erreicht. Ich habe in der Champions League und der Europa League gespielt, zwei Meisterschaften gewonnen und einmal den Pokal. Ich hatte das Gefühl jetzt ist der richtige Zeitpunkt noch einmal eine neue Herausforderung zu suchen und in der Bundesliga regelmäßig auf einem insgesamt höheren Niveau zu spielen. Auch ohne Champions League sind die Gegner in der Bundesliga sehr gut“, sagte Park. Und warum die Entscheidung für Mainz 05? Da halfen die Eindrücke des ehemaligen Nullfünfers Du-Ri Cha und der Kollegen Ja-Cheol Koo (VfL Wolfsburg) und Dong-Won Ji (AFC Sunderland, zuletzt wie Koo an den FC Augsburg ausgeliehen). „Sie haben sehr gut über Mainz 05 gesprochen. Ich habe in der vergangenen Saison zufällig auch ein paar Spiele der Mainzer im Fernsehen gesehen, die mir gefallen haben. Ich kannte Mainz 05 also schon, als die Anfrage kam. Da musste ich nicht lange überlegen.“

Park wird auch nicht lange benötigen um in Mainz anzukommen. Bemerkt hat er schon, dass sich Basel und die rheinland-pfälzische Landeshauptstadt nicht nur aufgrund der jeweiligen Lage am Rhein ähneln – was ihm sehr gefällt. Auch von einem auffälligen Teamgeist berichtete der Südkoreaner aus der Mannschaft. Er trägt mit Humor seinen Teil zur schnellen Integration bei, sprachlich kommt er im Kontakt mit Mannschaft und Trainern mit Englisch durch, mit dem Teamkollegen Shinji Okazaki unterhält er sich auf Japanisch. Für das Pressegespräch sprang Jinsu Ahn ein, ein befreundeter Südkoreaner aus Basel, der am Mobiltelefon dolmetschte. Mit breitem Grinsen und ohne Hilfe kam Park hingegen der Aufforderung eines Journalisten nach, einen deutschen Satz zu sagen: „Ich will mit Mainz Deutscher Meister werden!“

Die Lacher hatte er auf seiner Seite. Vielleicht schimmerte ja auch noch ein wenig der Duktus des Schweizer Serienmeisters FC Basel durch seine Worte. Der hatte seinen ehemaligen Spieler im Rahmen des Testspiels gegen die Nullfünfer am Mittwoch (3:3) übrigens emotional und warmherzig verabschiedet. In Basel, dieser Eindruck war offensichtlich, haben sie den Südkoreaner sehr gemocht. Das könnte ihm auch in Mainz passieren. Ganz sicher wird Joo Ho Park auch dort nicht auf den Hund kommen.